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Rudolf Lange


Rudolf Lange, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 868.

Rudolf Lange

Schauspieler, * 4. Februar 1830 Potsdam, † 3. März 1907 Karlsruhe, ∞ 1. 1853 Mathilde Fromm (1833-1856), 2. 1859 Johanna Scherzer (1833-1884), 1 Tochter aus erster Ehe, 1 Sohn aus zweiter Ehe.

Nach dem frühen Tod des Vaters, eines Majors der Landwehr und Kanzleidirektors, kam Rudolf Lange nach Berlin, wo er das Gymnasium besuchte. Durch eine Tante, die am Königlichen Nationaltheater die Konditorei gepachtet hatte, erhielt Lange bereits als Kind die Möglichkeit, Theater- und Opernaufführungen zu sehen, die bei ihm den Wunsch weckten, selbst auf der Bühne zu stehen. Nach dem Schauspielunterricht bei Emil Franz und Theodor Döring hatte Lange seine ersten schauspielerischen Versuche in Berlin an den Liebhabertheatern im Königlichen Gießhaus und der Urania. 1847 ging er ans Stadttheater Magdeburg, dessen Direktor Rudolf Wirsing ihn in ersten kleineren Rollen einsetzte. Wegen einer Erkrankung kehrte Lange 1849 nach Berlin zurück und gab Vorstellungen am Königlichen Schauspielhaus. Anschließend folgten kurze Engagements in Potsdam, Leipzig und Glogau.

1852 machte der damals am Großherzoglichen Hoftheater in Karlsruhe wirkende Schauspieler Friedrich Haase Lange auf die in Karlsruhe vakante Rolle des jugendlichen Liebhabers und Helden aufmerksam. Die von Lange daraufhin angenommenen Gastrollen am damals in der Orangerie befindlichen Nottheater verliefen allerdings ohne den erhofften Erfolg eines festen Engagements. Graf Leiningen, Leiter der Badischen Hofverwaltung, riet Lange jedoch bis zum Amtsantritt Eduard Devrients als neuem Theaterdirektor in der Stadt zu bleiben und auf dessen Urteil zu warten. Als dieser im Herbst 1852 Langes Darstellungen des Dr. Friedrich in Pauline Raupachs Lustspiel Die Frau im Hause und des Landwehrmanns Schulze in Louis Schneiders Der Kurmärker und die Pikarde sah, führte dies direkt zu Langes Verpflichtung. Bei der Neueröffnung des nach dem Theaterbrand 1847 wieder aufgebauten Hoftheaters im Mai 1853 wirkte Lange bei der Aufführung von Schillers Drama Die Jungfrau von Orléans als Lionel mit.

Im Laufe der folgenden viereinhalb Jahrzehnte avancierte Lange zu einem der beliebtesten Schauspieler des Badischen Hoftheaters. Dies lag im Wesentlichen daran, dass er – dem Rat Devrients folgend – sich schon bald von der Darstellung des jugendlichen Liebhabers löste und ins humoristische Charakterfach wechselte. In späterer Zeit kamen auch ernste Rollen hinzu.

Seine größten Publikumserfolge feierte Lange mit der Verkörperung des Konrad Bolz in Gustav Freitags Lustspiel Die Journalisten sowie des Freiherrn von Stritzow in Alexander Baumanns Versprechen hinterm Herd. Von den Kritikern als Meisterleistung hoch gelobt, gelten seine Darstellungen des Shylock in William Shakespeares Der Kaufmann von Venedig und des Falstaff in der gleichnamigen Verdi-Oper. Diese und weitere Rollen (Mephisto, Franz Moor, Mercurio) machten Lange, der zuletzt auch als Regisseur arbeitete, zu einem der führenden deutschen Mimen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Nach einem Schlaganfall im Oktober 1896, der seine linke Körperseite lähmte, wurde Lange – unter Ernennung zum Ehrenmitglied des Hoftheaters – in den Ruhestand versetzt.

René Gilbert 2015

Quellen

GLA 56 Nr. 341, F-S Beil Nr. 439.

Literatur

Karl Obser: Lange, Rudolf, in: Badische Biographien AF, Bd. VI, hrsg. von Albert Krieger und Karl Obser, Heidelberg 1935, S. 367-372, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/153786 (Zugriff am 10. Mai 2022); Eugen Kilian: Aus der Praxis der modernen Dramaturgie. Der Dramaturgischen Blätter zweite Reihe, München 1914, S. 302-311; Wilhelm Kosch (Begr.): Artikel Lange, Rudolf, in: Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 2, Klagenfurt 1960, S. 1162.