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Lorenz Peter Carl Brentano


Lorenz Peter Carl Brentano 1848, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 74.

Lorenz Peter Carl Brentano

Jurist, Politiker, * 4. November 1813 Mannheim, † 17. September 1891 Chicago, kath., ∞ 1. 1837 Caroline Lentz, 2. Caroline Aberle, 3 Kinder aus 2. Ehe.

Geboren und aufgewachsen in Mannheim als Sohn des kurpfälzischen Kommerzienrats Johann Peter Paul Brentano, studierte Brentano 1831-1834 Rechtswissenschaft in Freiburg und Heidelberg. Danach ergriff er den Beruf des Rechtsanwalts, der ihn über Bruchsal zum Hofgericht Rastatt, und im Juli 1848 ans Hofgericht des Unterrheinkreises in Mannheim führte.

Seit Dezember 1845 war Brentano Mitglied der zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung. Nach der gescheiterten Märzrevolution 1848 wurde er kurzzeitig Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, verließ diese aber bereits im Spätsommer 1848 wieder, und widmete sich fortan gänzlich badischen Angelegenheiten. Er übernahm zunächst den Vorsitz im provisorischen Landesausschuss der badischen Volksvereine. Als seine Forderung nach Auflösung der zweiten badischen Kammer abgelehnt wurde, verließ Brentano im März 1849 aus Protest die Ständeversammlung und verteidigte in der Folge mehrere radikaldemokratische Revolutionäre, darunter Gustav Struve, bei den Freiburger Hochverratsprozessen. Brentanos offen gezeigte Sympathie für jene Gruppe führte zur Nicht-Anerkennung seiner Wahl zum Mannheimer Oberbürgermeister im Januar 1849. Infolge des badischen Volksaufstands wurde Brentano am 15. Mai 1849 an die Spitze der vierzigtägigen Badischen Revolutionsregierung mit Sitz in Karlsruhe berufen. Einen Putschversuch der radikalen Revolutionäre unter Gustav Struve am 6. Juni konnten er und die Mehrheit der Gemäßigten in der Regierung vereiteln, der Anmarsch preußischer Truppen veranlasste die Revolutionsregierung jedoch am 25. Juni zur Flucht aus Karlsruhe. Drei Tage darauf trat Brentano in Freiburg von seinen Ämtern zurück und ging ins Exil in die Schweiz. Von dort aus emigrierte er, nachdem er des Landes verwiesen worden war, in die USA.

Nach wenig erfolgreichen Tätigkeiten als Journalist in Pennsylvania, als Farmer in Michigan und als Rechtsanwalt in Chicago arbeitete er seit 1860 bei der Illinois Staatszeitung in Chicago. Als Chefredakteur und Mitherausgeber machte er sie zur bedeutendsten deutsch-republikanischen Tageszeitung des Landes. 1862 ernannte ihn US-Präsident Abraham Lincoln zu seinem persönlichen Gesandten in Skandinavien. 1872-1876 amtierte Brentano als amerikanischer Konsul in Dresden und wurde nach seiner Rückkehr in das US-Repräsentantenhaus gewählt, dem er bis 1879 angehörte.

René Gilbert 2014

Werk

An das Volk in Württemberg: Im Namen des Volkes in Baden die provisorische Regierung, 1849; Die republikanische Parthei Badens und ihre Führer beurtheilt und gerichtet in der schriftlichen Hinterlassenschaft von Hecker, Struve und Brentano, 1849.

Literatur

Georg F. Sperl: Brentano, Lorenz Peter Karl, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 2, Berlin 1955, S. 595 f.; Sonja-Maria Bauer: Lorenz Brentano. Vom Advokaten und Revolutionär in Baden zum Journalisten und Politiker in den USA. Eine biographische Skizze, in: Baden 1848/49. Bewältigung und Nachwirkung einer Revolution, hrsg. von Clemens Rehm/Hans-Peter Becht/Kurt Hochstuhl, Stuttgart 2002, S. 217–237.