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Horst Egon Kalinowski


Aufstellung der Plastik "Baummark" von Horst Egon Kalinowski (rechts) im Botanischen Garten, Juli 1979, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A38/30/6/32.

Horst Egon Kalinowski

Bildhauer, Grafiker, Objektkünstler, * 2. Januar 1924 Düsseldorf, † 13. September 2013 Düsseldorf.

Nach dem Abschluss des Düsseldorfer Realgymnasiums 1942 leistete der Sohn eines Kaufmanns bis zum Frühjahr 1945 Kriegsdienst. Von 1945 bis 1948 studierte Kalinowski an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, 1949/50 hielt er sich zu Studienzwecken in Italien auf und 1950 ließ er sich dauerhaft in Paris nieder. Nach zwei weiteren Ausbildungsjahren an der Pariser Académie de la Grande Chaumière im Atelier d’art abstrait von Jean Dewasne trat er 1953 erstmals als Künstler an die Öffentlichkeit. Eine rege internationale Ausstellungstätigkeit machte Kalinowski durch seine ungewöhnlichen Objektarbeiten schon bald bekannt. 1968 wurde er als Lehrer an die Staatliche Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe berufen, an der er, seit 1972 als ordentlicher Professor, bis zu seiner Emeritierung 1989 wirkte.

Schon früh distanzierte sich Kalinowski von der Malerei und fand über das Experimentieren mit verschiedenen Materialien 1956 zu seinen ersten abstrakten Collagen und Materialbildern. Diese entwickelte er in den folgenden Jahren kontinuierlich weiter, seit 1958 entstanden Tableaux-châsses (Bildschreine), seit 1960 Caissons (mit Leder umspannte Holzkästen), seit 1965 Caissons in Stelenform sowie seit 1966 Caissons mit Ensachements (Beutelungen) und Lederreliefs.

Mit den Caissons fand das für die bildende Kunst unübliche Material Leder Eingang in Kalinowskis Œuvre. Es wurde in Verbindung mit Holz und Metall zum Hauptausdrucksträger seiner skulpturalen Objekte. Während bei der Collage, dem Relief und dem Caisson die lederne Hülle straff über den hölzernen Träger gezogen ist, wird beim Ensachement dagegen die Spannung zurückgenommen, so dass dieser eine sackartige Struktur erhält. Kalinowskis Skulpturen zeigen mit ihrer einfachen und klaren Sprache eine sinnliche Präsenz, die unmittelbar an die Empfindungen des Betrachters appelliert. Die Titel seiner Arbeiten entstammen der Natur, Mythologie, Mystik und dem Schamanismus und benennen meist äußerst prägnant den Wesenskern der Plastik.

Seit den 1960er-Jahren erhielt Kalinowski, der in Düsseldorf und Paris lebte, Preise und Ehrungen, unter anderem 1967 den Burda-Preis für Plastik in München, 1992 den Preis der Heitland-Foundation in Celle und 2011 den Kunstpreis der Künstler auf der Großen Kunstausstellung NRW Düsseldorf. 1983 war er Ehrengast in der Villa Massimo in Rom. In Karlsruhe ist Kalinowski mit der Skulptur Lebensfontäne (1987/88) in der Nottingham-Anlage im öffentlichen Raum präsent. Die von Kalinowski gegründte Nachlass-Stiftung Professor Horst Egon Kalinowski soll auch Absolventen der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe durch jährliche Preisvergaben fördern.

Katja Förster 2020

Literatur

Horst Egon Kalinowski, Doppelausstellung: Kunstverein Ettlingen [Werke von] 1960-1995; Galerie Ruppert Landau in der Pfalz [Werke von] 1996-2008, hrsg. vom Kunstverein Wilhelmshöhe Ettlingen, Ettlingen 2009; Horst Egon Kalinowski. Werkbeispiele 1960-1988. Mit einem Essay von Rainer Malkowski, Heidelberg 1988.