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Spedition Steffelin


Werbeplakat der Firma Steffelin, um 1914, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS X 1767.
Fahrt des letzten Pferdegespanns durch Karlsruhe, 1967, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A14/4/1/10A.

Spedition Steffelin

1877 gründeten die beiden Brüder Anton und Eugen von Steffelin (1851-1936) unter dem Namen Anton von Steffelin einen Holz- und Kohlengroßhandel in Karlsruhe. Außerdem betrieb die Firma einen Einzelhandel, eine Fuhrhalterei und ein Sägewerk. 1894 übernahmen sie die Bahnamtliche Güterbestätterei und Spedition bei der Großherzoglichen Staatseisenbahn. Als Großherzoglicher Hofspediteur gab sich die Firma die Farben Rot und Gelb für ihre Fahrzeuge, die bis zuletzt Tradition waren. Nach dem Tod Anton von Steffelins 1897 gliederte Alleinbesitzer Eugen 1905 den Bereich Möbeltransport und Möbellagerung an. Er war am Anfang des 20. Jahrhunderts mit 118 Tieren der größte private Pferdehalter des Großherzogtums Baden. Die Firma war zudem Mitglied der Deutschen Möbeltransport-Gesellschaft. 1913 wurde der Firma die Posthalterei übertragen, das Vertragsverhältnis lief bis in die 1950er-Jahre. Steffelin stellte Pferde und Kutsche, der Postschaffner war jedoch Angestellter der Post. 1907 trat der Firmeninhabersohn Hubert von Steffelin als Teilhaber in die Firma ein, er gründete im Jahre 1924 die Karlsruher Speditionsgesellschaft. Nach seinem frühen Tod 1932 übernahm sein 21-jähriger Sohn Joachim von Steffelin die Teilhaberschaft, wurde 1936 Alleininhaber.

Im Zweiten Weltkrieg zog man über die Hälfte der Pferde und Kraftfahrzeuge ein. Während des Krieges erlitt auch die Firma Steffelin zahlreiche Schäden durch Luftangriffe und verlor einen großen Teil ihres Fuhrparks. Nach dem Krieg expandierte die Firma sehr schnell. Es wurden Niederlassungen in Bruchsal, Pforzheim, Rastatt und Stuttgart eröffnet. Nun waren auch vermehrt Spezialtransporte z. B. Schwersttransporte, erforderlich. 1952 beschäftigte die Firma 94 kaufmännische und technische Angestellte, 153 Arbeiter und 20 Tagelöhner, 1962 insgesamt 441 Arbeitskräfte. 1952 besaß die Firma 34 Pferde, 26 Nutzfahrzeuge, 32 Anhänger, sieben PKW, drei Motorräder, 48 Rollwagen sowie neun Möbelwagen.

Zum 90-jährigen Firmenjubiläum 1967 wurde der Pferdefuhrpark außer Dienst gestellt, der zuletzt nur noch aus Liebhaberei des Inhabers aufrecht erhalten worden war. Im selben Jahr gründete die Firma mit 13 anderen Firmen die conFern-Möbeltransportbetriebe, denen 1977 80 Firmen angeschlossen waren. Zu dieser Zeit zählte der Betrieb über hundert Mitarbeiter. Die Firma blieb mit Wolf-Dieter von Steffelin auch in der vierten Generation im Familienbesitz. 1978 wurde dann der bereits in die Amalienstraße ausgelagerte Holz- und Kohlenhandel aufgegeben und von der Stinnes-Stromeyer GmbH übernommen. Ab den 1950er-Jahren führte das Unternehmen den Untertitel "Internationale Spedition", hatte also den Bereich Möbeltransport international ausgeweitet. Ende der 1970er-Jahre gliederten sich die Transportbetriebe in "Internationale Möbelspedition/Spezial- und Schwertransporte", "Bahnamtliche Rollfuhr" sowie "Expressgut" und "Haus zu Haus Gepäck". Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre hieß es dann nur noch "umziehn mit Steffelin". 1999 wurde der Standort in der Baumeisterstraße aufgegeben. Dort entstand hinter der alten Toreinfahrt das Baumeister-Carrée mit Ein- und Zweifamilienreihenhäusern. Heute existiert noch die von Steffelin GmbH Handelsvertretung - Umzugslogistik in Karlsruhe.

Anke Mührenberg 2012

Quelle

StadtAK 8/ZGS 79.