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Thomaskirche Daxlanden


Neubau der Thomaskirche, 1960, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA V V 2287.

Thomaskirche Daxlanden

Die Thomaskirche ist die erste evangelische Kirche im überwiegend katholischen Daxlanden. Sie steht außerhalb des alten Ortskernes in reizvoller Lage am Albgrün, Kopernikusstraße 2-4. Erbaut wurde sie 1958–1960 von Otto Bartning, dem aus Karlsruhe stammenden bedeutendsten protestantischen Kirchenbauer des 20. Jahrhunderts in Deutschland.

Nach der Bildung der Albpfarrei 1933, in der die Katholiken Daxlandens, Grünwinkels und der Alb-, Rheinstrand-, Heidenstücker- und Hardecksiedlung zusammengeführt wurden, begannen die Planungen für den Bau einer eigenen Kirche für die etwa 3.000 Gläubigen. Den 1938 ausgeschriebenen Wettbewerb zum Bau einer Kirche auf dem kircheneigenen Grundstück gewann Otto Bartning. Im Juli 1939 konnten die Bauarbeiten beginnen, wurden jedoch wegen des Kriegsausbruchs 1939 nur bis zur Kellerdecke ausgeführt.

Das Anwachsen der Gemeinde bis 1955 auf etwa 6.000 Mitglieder machte die Wiederaufnahme des Bauvorhabens für ein großes Gotteshaus unausweichlich. Bartning gewann 1958 erneut die Ausschreibung mit seiner auf den alten Grundmauern ruhenden veränderten Planung. Die im April 1959 begonnen Bauarbeiten konnten im Dezember 1960 nach dem Tod Bartnings von seinem Mitarbeiter Otto Dörzbach abgeschlossen werden. Der angeschlossene Kindergarten und das Pfarrhaus wurden danach entsprechend der Konzeption Bartnings von Hermann Zelt errichtet. Am 3. Advent 1960 folgte die Weihe des Gotteshauses auf den Namen Thomaskirche, die Albpfarrei wurde in Thomaspfarrei umbenannt. Heute ist sie das Gotteshaus der 2001 gebildeten Hoffnungsgemeinde.

Die Thomaskirche ist ein dreischiffiger, basilikaler Bau mit komplexer Chorlösung. Der Turm steht als Campanile neben der Eingangsfront. Die besondere Stellung im Kirchenbau besteht darin, dass hier erstmals moderne Baustoffe wie Beton, Stahl und Glas im Wechsel mit Holz, Naturstein und Ziegel unverkleidet verwendet wurden. Mit 600 Sitzplätzen gehört sie zu den Großkirchen in Karlsruhe. Sie wird vorwiegend für Gottesdienste und Konzerte genutzt. Die Wagner-Orgel aus den Jahren 1961/65 besitzt drei Manuale mit 44 Registern und verfügt über ein heutzutage seltenes Auxiliär.

Das Bauwerk zeigt Bartnings Streben, nach einer beispielgebenden 50-jährigen Bautätigkeit auch dem evangelischen Kirchenbau der späten 1950er-Jahre noch neue Impulse zu geben, die auf eine symbolhafte und metaphysische Akzentuierung zielen. So greift er einerseits mit dem schiffsbugartig nach oben gezogenen Chorhaupt auf eine Idee seiner expressionistischen Phase der 1920er-Jahre zurück (Wettbewerbsentwurf für die Schwedische Kirche in Berlin 1923), andererseits versucht er mit dem das Innere beherrschenden Chorfenster (Farbverglasung von Klaus Arnold, Karlsruhe) den spirituellen Charakter des Gottesdienstraumes zu betonen. Wie in einem Schiff oder wie Jona im Fisch soll die Gemeinde Geborgenheit auch sinnlich erfahren.

Als Spätwerk Otto Bartnings und als wichtiges Zeugnis für den protestantischen Kirchenbau ist die Thomaskirche aus vornehmlich künstlerischen und wissenschaftlichen Gründen ein Kulturdenkmal.

René Gilbert/Gerhard Kabierske 2015

Quelle

https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/kulturdenkmale/denkmaltag_archiv/2009/thomaskirche_09.de (Zugriff am 10. Mai 2020).

Literatur

Gottfried Ganz/Herbert Stephan/Ludwig Streib: Die Evangelische Kirche, in: Werner Burkaert/Gottfried Ganz/Manfred Fellhauer/Manfred Koch/Edgar Morrison-Cleator (Hrsg.): Daxlanden – Die Ortsgeschichte, Karlsruhe 2007, S. 467-479; Bürgerverein Daxlanden, Evangelische Hoffnungsgemeinde (Hrsg.): Daxlanden, 50 Jahre Thomaskirche 1960-2010, Karlsruhe 2010 (= Hefte zur Ortsgeschichte Bd. 2); David Kiefer (Hrsg.): Die Thomaskirche in Karlsruhe-Daxlanden – das Kirchenschiff an der Alb, Karlsruhe 2010.