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"Viktoria" im Schlossgarten

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"Viktoria" im Schlossgarten, um 1900, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVb 117.

"Viktoria" im Schlossgarten

Vermutlich 1878-1964 im westlichen Teil des Schlossgartens.

Die Zinkstatue der kranzwerfenden "Viktoria" war ein Geschenk von Kaiser Wilhelm I. und seiner Gemahlin Augusta an ihren Schwiegersohn Großherzog Friedrich I. von Baden anlässlich seines 25-jährigen Regierungsjubiläums Ende April 1877. Für die Aufstellung des kaiserlichen Präsents im westlichen Schlossgarten nördlich der Breiten Allee beauftragte der Großherzog den Leiter des Hofbauamts Karl Joseph Berckmüller mit dem Entwurf eines Postaments, welches der Steinhauermeister Bernhard Kirchenbauer im Dezember 1877 ausführte.

Auf einem dreistufigen Unterbau erhob sich ein zweigeteilter quaderförmiger Sockel mit abgefasten Ecken, dessen unterer Teil, wie die Stufen, aus rotem, dessen oberer Teil aus hellem Sandstein bestand. Die Stirnseite des oberen, im Durchmesser etwas verringerten Steinwürfels zeigte entsprechend der bisherigen Regierungszeit Großherzog Friedrichs I. die Jahreszahlen "1852-1877", die von den ligierten Initialen W und A und einer Kaiserkrone überfangen waren.

Die auf einem Podest sitzende Siegesgöttin, die ihren rechten Arm zur linken Seite geführt hat, um mit Schwung den Lorbeerkranz als Zeichen des Sieges von sich zu werfen, hatte der 1857 verstorbene Bildhauer Christian Daniel Rauch ursprünglich für die unter dem Bayernkönig Ludwig I. 1830-1842 erbaute Walhalla bei Regensburg entworfen. Sechs in Haltung und Bewegung verschiedene Viktorien aus weißem Marmor hatte Ludwig I. bei Rauch in Auftrag gegeben, von denen die kranzwerfende Siegesgöttin in der Nachfolgezeit bevorzugt rezipiert wurde. Insbesondere der preußische Hof bestellte Marmorrepliken und Bronzeabgüsse der verschiedenen Siegesgöttinnen und ließ auch neue Modelle von Rauch entwerfen. Dadurch wurde die Viktoria, die nach der Reichsgründung 1871 als Siegeszeichen zahlreiche Denkmäler schmückte, zum nationalen Sinnbild. Die Karlsruher Viktoria verwies durch ihre Inschrift auf die erfolgreiche Regierungszeit von Großherzog Friedrich I. Einen kleineren Abguss derselben verwendete Josef Durm auch im ikonografischen Programm des Festsaals in dem von ihm entworfenen Aulabau der Technischen Hochschule Karlsruhe.

Katja Förster 2012

Literatur

Beatrice Vierneisel: "Viktoria" im Schloßgarten, in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl. Karlsruhe 1989, S. 332-334 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7), Teil 1 (PDF) und Teil 2 (PDF) zum Download (Zugriff am 26. September 2022).