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De:Lexikon:bio-0057: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Auf bundespolitischer Ebene hatte Möller in der Großen Koalition 1966 bis 1969 Anteil an der Ausarbeitung des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes, sowie der Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. 1969 war er schließlich der Architekt der sozial-liberalen Koalition, in die er als Finanzminister eintrat. Allerdings trat er bereits im Mai 1971 zurück, nachdem es mit seinen Kabinettskollegen Differenzen um die Etatgestaltung gegeben hatte. Möller verstand seinen Rücktritt als Zeichen gegen wachsende Staatsverschuldung. In der Folgezeit hat Möller für die jeweilige Bundesregierung eine Reihe internationaler Missionen unternommen. So koordinierte er 1976 den deutschen Festbeitrag 200 Jahre USA, war Mitbegründer des German Marshall Fund und verhandelte mit dem französischen Staatssekretär Daniel Hoeffel erfolgreich über die Entschädigung von Zwangsrekrutierten zur Wehrmacht und zur Waffen-SS aus Elsass-Lothringen während des Zweiten Weltkrieges.
Auf bundespolitischer Ebene hatte Möller in der Großen Koalition 1966 bis 1969 Anteil an der Ausarbeitung des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes, sowie der Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. 1969 war er schließlich der Architekt der sozial-liberalen Koalition, in die er als Finanzminister eintrat. Allerdings trat er bereits im Mai 1971 zurück, nachdem es mit seinen Kabinettskollegen Differenzen um die Etatgestaltung gegeben hatte. Möller verstand seinen Rücktritt als Zeichen gegen wachsende Staatsverschuldung. In der Folgezeit hat Möller für die jeweilige Bundesregierung eine Reihe internationaler Missionen unternommen. So koordinierte er 1976 den deutschen Festbeitrag 200 Jahre USA, war Mitbegründer des German Marshall Fund und verhandelte mit dem französischen Staatssekretär Daniel Hoeffel erfolgreich über die Entschädigung von Zwangsrekrutierten zur Wehrmacht und zur Waffen-SS aus Elsass-Lothringen während des Zweiten Weltkrieges.


Für seine Verdienste erhielt Möller zahlreiche Auzszeichnungen und Ehrungen:
Für seine Verdienste erhielt Möller zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen:


1949 Ehrensenator der TH (Universität) Karlsruhe,
1949 Ehrensenator der TH (Universität) Karlsruhe


1953 Dr. Ing. h. c. TH (Universität) Karlsruhe.
1953 Dr. Ing. h. c. TH (Universität) Karlsruhe


1954 Großes Bundesverdienstkreuz,
1954 Großes Bundesverdienstkreuz


1955 Ehtrensenator der Wirtschaftshochschule Mannheim (Universität),
1955 Ehrensenator der Wirtschaftshochschule Mannheim (Universität)


1957 Dr. rer. nat. h. c. Universität Freiburg,
1957 Dr. rer. nat. h. c. Universität Freiburg


1963 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern,
1963 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern


1968 Großes Bundesverdienstkreuz mit Schulterband,
1968 Großes Bundesverdienstkreuz mit Schulterband


1973 Professorentitel des Landes Baden-Württemberg,
1973 Professorentitel des Landes Baden-Württemberg


1975 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg,
1975 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg


1976 Großes Goldenes Ehrenzeichen am Band für Verdienste um die Republik Österreich,
1976 Großes Goldenes Ehrenzeichen am Band für Verdienste um die Republik Österreich


1981 <lex id="ins-1497">Ehrenbürgerwürde</lex> der Stadt Karlsruhe.
1981 <lex id="ins-1497">Ehrenbürgerwürde</lex> der Stadt Karlsruhe.

Aktuelle Version vom 23. Januar 2024, 11:16 Uhr


Alex (Alexander Johann Heinrich Friedrich) Möller

Alex Möller, 1973, Bundesarchiv B 145 Bild F039419-0010.
Alex Möller, 1973, Bundesarchiv B 145 Bild F039419-0010.

Gewerkschaftssekretär, Versicherungsmanager, Bundesfinanzminister, * 26. April 1903 Dortmund, † 2. Oktober 1985 Karlsruhe, ev., ∞ 1. 1935 Liselotte Klemenz, 2. NN, 2 Kinder.

Der gebürtige Dortmunder Alex Möller war in den 1920er-Jahren beruflich als Gewerkschaftssekretär in Halle an der Saale tätig. Als damals jüngster Abgeordneter wurde er 1928 für die Sozialdemokratische Deutsche Arbeiterpartei (SPD) in den preußischen Landtag gewählt, wo er sich in der Endphase der Weimarer Republik einen Namen als entschiedener Gegner der Nationalsozialisten machte. Dementsprechend geriet er 1933 in Schutzhaft, mit der Zerschlagung der Gewerkschaften verlor er zugleich seine berufliche Existenz. Nunmehr wechselte er in die Versicherungsbranche. Ab 1936 war er dabei für die Karlsruher Lebensversicherung (KLV) tätig. Ohne jede Protektion, wie er selbst gerne betonte, stieg er bis 1944 zum stellvertretenden Vorstandsmitglied der KLV auf. Schon seit 1943 lebte Möller in Karlsruhe, am Ende des Zweiten Weltkrieges leitete er einen Ausweichbetrieb der KLV in Gotha.

Als einziges politisch unbelastetes Vorstandsmitglied bestellte ihn die amerikanische Besatzungsmacht 1945 zum Generaldirektor der KLV. Gleichzeitig engagierte sich Möller neuerlich politisch in der SPD. 1946-48 gehörte er dem Karlsruher Stadtrat an, ebenfalls ab 1946 vertrat er Karlsruhe für 15 Jahre im Landtag von Württemberg-Baden bzw. Baden-Württemberg. Innerhalb kurzer Zeit stieg Möller zum Fraktionsvorsitzenden seiner Partei und zum Vorsitzenden des Haushalts- und Finanzausschusses auf. In diesen beiden Funktionen hatte er wesentlichen Anteil an allen Regierungsbildungen der 1950er-Jahre wie auch an der Ausarbeitung der so genannten Aufbaugesetze, darunter das Überleitungsgesetz, das Landesverwaltungsgesetz sowie 1954 der Finanzausgleich zwischen dem Land Baden-Württemberg und seinen Kommunen. Große Verdienste erwarb sich Möller außerdem, als er 1955/56 massive Versäumnisse bei der Wiedergutmachung an Opfern des Nationalsozialismus aufdeckte, lautstark öffentlich anprangerte und zumindest teilweise Verbesserungen durchsetzen konnte. Neben seiner Landtagstätigkeit war Möller zugleich Verwaltungsratsvorsitzender des Süddeutschen Rundfunks. In dieser Eigenschaft etablierte er ab 1952 die Schwetzinger Festspiele.

In der aufgeheizten Atmosphäre der Abstimmungskämpfe 1950/51 hatte sich Möller mit großem Nachdruck für die Gründung des Südweststaates ausgesprochen. Die Notwendigkeit für den Länderzusammenschluss begründete Möller dabei unter anderem mit einer Verschlankung der Verwaltung. Allerdings gelang es Möller nicht, in der Mitte der 1950er-Jahre eine Verkleinerung des Kabinetts oder eine Reduktion der Zahl der Landkreise in Baden-Württemberg durchzusetzen. Als Vertreter Karlsruhes konnte Möller jedoch erreichen, dass die ehemalige badische Landeshauptstadt auch im neu gegründeten Bundesland als Industrie- und Behördenstandort gestärkt wurde und zugleich den Rang einer Kulturmetropole verteidigen konnte. Bei der Förderung von Kunst und Kultur wirkte Möller für seine Heimatstadt in einer Doppelfunktion als Abgeordneter und führender Unternehmer, dem es immer wieder gelungen ist, erfolgreich finanzielle Unterstützung aus Wirtschaftskreisen einzuwerben. So rief Möller 1948 die Freunde des Badischen Staatstheaters ins Leben, mit deren Hilfe innerhalb von knapp zwei Jahren dessen schwere finanzielle Krise, die vor allem aus der Nachkriegssituation und der Währungsreform resultierte, überwunden werden konnte. Auch im Landtag hat sich Möller für die Belange des Badischen Staatstheaters eingesetzt und konnte unter anderem Mitte der 1950er-Jahre Plänen entgegentreten, die auf eine Schließung des Kleinen Hauses oder auf eine Vereinigung mit den Bühnen in Pforzheim und Baden-Baden zielten.

Darüber hinaus galt die Aufmerksamkeit Möllers der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe, deren Studentenzahl in den 1950er-Jahren rasch anwuchs. Der daraus resultierenden Wohnungsnot unter den Studenten versuchte Möller entgegenzusteuern, indem er die Stadt Karlsruhe beim Bau eines Studentenwohnheims unterstützte. Zwischen 1958 und 1961 baute die KLV außerdem auf privater Basis ein weiteres Studentenwohnheim, wobei sich Möller hierbei darum bemühte, die Mieten möglichst gering zu halten.

Anlässlich der Bundestagswahl 1961 wechselte Möller als Fiskalexperte seiner Partei nach Bonn. Hier vertrat er nun nicht mehr Karlsruhe, sondern Heidelberg. Unter anderem dank der Initiative Möllers kam es hier zur Ansiedlung und zum Ausbau des Deutschen Krebsforschungszentrums. Außerdem hätte die Stadt Hockenheim ohne die Rückendeckung Möllers als Wahlkreisabgeordneter und gegebenenfalls auch Sponsor den Ausbau des Hockenheimringes in den 1960er-Jahren nicht schultern können.

Auf bundespolitischer Ebene hatte Möller in der Großen Koalition 1966 bis 1969 Anteil an der Ausarbeitung des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes, sowie der Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. 1969 war er schließlich der Architekt der sozial-liberalen Koalition, in die er als Finanzminister eintrat. Allerdings trat er bereits im Mai 1971 zurück, nachdem es mit seinen Kabinettskollegen Differenzen um die Etatgestaltung gegeben hatte. Möller verstand seinen Rücktritt als Zeichen gegen wachsende Staatsverschuldung. In der Folgezeit hat Möller für die jeweilige Bundesregierung eine Reihe internationaler Missionen unternommen. So koordinierte er 1976 den deutschen Festbeitrag 200 Jahre USA, war Mitbegründer des German Marshall Fund und verhandelte mit dem französischen Staatssekretär Daniel Hoeffel erfolgreich über die Entschädigung von Zwangsrekrutierten zur Wehrmacht und zur Waffen-SS aus Elsass-Lothringen während des Zweiten Weltkrieges.

Für seine Verdienste erhielt Möller zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen:

1949 Ehrensenator der TH (Universität) Karlsruhe

1953 Dr. Ing. h. c. TH (Universität) Karlsruhe

1954 Großes Bundesverdienstkreuz

1955 Ehrensenator der Wirtschaftshochschule Mannheim (Universität)

1957 Dr. rer. nat. h. c. Universität Freiburg

1963 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern

1968 Großes Bundesverdienstkreuz mit Schulterband

1973 Professorentitel des Landes Baden-Württemberg

1975 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg

1976 Großes Goldenes Ehrenzeichen am Band für Verdienste um die Republik Österreich

1981 Ehrenbürgerwürde der Stadt Karlsruhe.

Michael Kitzing 2024

Quelle

StadtAK 8/ZGS Personen, Möller, Alexander Johann Heinrich Friedrich (Alex).

Literatur

Paul Feuchte: Möller, Alex, Wirtschaftsführer, SPD-MdL/MdB-Politiker, Bundesfinanzminister: * 26.4.1903 Dortmund, ev., † 2.10.1985 Karlsruhe, in: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), S. 240-245 https://www.leo-bw.de/fr/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/118583026/biografie (Zugriff am 20. Dezember 2023); Frithjof Kessel: Der Politiker und Versicherungswissenschaftler Alex Möller, in: Rüppurrer Lebensbilder 1 (2005), S. 38-45; Michael Kitzing: Alex Möller (1903 - 1985) - der "heimliche Ministerpräsident" des Landes Baden-Württemberg in den 1950er Jahren: eine biographische Notiz aus Anlass des 30. Todestages, in: Badische Heimat 95 (2015), S. 599-610; Michael Kitzing: Alex Möller: Generaldirektor, Parlamentarier, Minister: eine Würdigung anlässlich des 25. Todestages, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 158 (2010), S. 513-538; Gabriele Metzler: Alex Möller (1903-1985), in: Reinhold Weber (Hrsg.): Politische Köpfe aus Südwestdeutschland, Stuttgart 2005, S. 321-331; Alex Möller: Genosse Generaldirektor, München 1980.