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Melitta Schöpf, geb. Fretz


Melitta Schöpf, 1966, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A13/14/6/30.

Melitta Schöpf, geb. Fretz

Stadträtin, * 27. Januar 1901 Mosbach/Neckar-Odenwald-Kreis, † 26. Februar 1989 Karlsruhe, ev., verh. 1931 mit Carl Schöpf, 1 Tochter.

Kindheit und Jugend verbrachte Schöpf in der Karlsruher Weststadt, wo sie die Höhere Mädchenschule (ab 1911 Lessingschule; heute Lessing-Gymnasium) besuchte. Danach war sie bis 1928 auf dem Postscheckamt Karlsruhe tätig. Einem einjährigen Amerika-Aufenthalt folgte 1931 die Heirat mit Kaufmann Carl Schöpf (Modehaus Carl Schöpf).

Von der Überzeugung getragen, dass die Mitarbeit von Frauen in der Politik unabdingbar sei, trat sie 1953 in die Karlsruher Freie Demokratische Partei (FDP) ein. 1955 wurde sie zur Vorsitzenden der FDP-Frauengruppe, 1956 als erste Karlsruher FDP-Frau in den Gemeinderat und später sogar zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt. Bis 1975 gehörte Schöpf dem Stadtrat an und engagierte sich in zahlreichen Ausschüssen und Vereinen vor allem für benachteiligte und sozial schwächer gestellte Gruppen. Unter anderem war sie stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes, Kreisverein Karlsruhe und des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes. Die gesellschaftliche und politische Gleichberechtigung der Frau sowie die Errichtung von Altenwohnheimen, um der älteren Generation Versorgung und Pflege durch geschultes Personal zu garantieren, waren ihr von Anfang an ein großes Anliegen. Ebenso setzte sie sich für die Modernisierung von Krankenanstalten, insbesondere des Städtischen Klinikums, ein. Im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe machte sich Schöpf vor allem für geistig und körperlich behinderte Kinder stark, verlangte die Erhöhung der betreffenden Mittel und den Ausbau der betreuerischen Maßnahmen, um die physische und psychische Entwicklung dieser Kinder und ihre Integration in die Gesellschaft zu fördern. In der Einrichtung von Ganztagsschulen sah sie die Möglichkeit, Kindern und Jugendlichen aus sozial schwächeren Bevölkerungsschichten Chancengleichheit in Ausbildung und Beruf zu bieten. Begabte Jugendliche sollten mittelst Stipendien besonders gefördert werden.

Schöpf trat allerdings nicht nur für Verbesserungen im gesellschaftspolitischen und sozialen Bereich ein, sondern auch für den Erhalt bedeutender, stadtbildprägender historischer Bausubstanz. Dass das von Friedrich Theodor Fischer entworfene klassizistische Eckgebäude an der Ecke Herren- und Ständehausstraße (heute Gothaer Haus) nicht abgerissen wurde, war vor allem ihrem Engagement zu verdanken, während ihr leidenschaftliches Plädoyer für den Wiederaufbau des Ständehauses folgenlos blieb. Anlässlich ihres 66. Geburtstags 1967 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. In Anerkennung ihrer Verdienste um die FDP wurde sie im Frühjahr 1975 mit der Thomas-Dehler-Medaille ausgezeichnet. Noch in ihrem Todesjahr 1989 gründete ihre Tochter Melitta Büchner-Schöpf, seit dem Tod ihres Vaters 1980 Alleininhaberin des Modehauses, in Erinnerung an das Wirken ihrer Mutter die Melitta-Schöpf-Stiftung für Senioren-Besuchsdienst.

Katja Förster 2015

Quelle

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten.