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De:Lexikon:bio-0400: Unterschied zwischen den Versionen

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=Drinneberg, ''Johann'' (Hans) Georg=
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=Johann (Hans) Georg Drinneberg=


Glasmaler, Kunstsammler, * 3. März 1852 Offenbach a. M., † 8. August 1931 Karlsruhe, kath., ∞ 1878 Josefine Franziska Schütz.<br/ ><br/ >
Glasmaler, Kunstsammler, * 3. März 1852 Offenbach a. M., † 8. August 1931 Karlsruhe, kath., ∞ 1878 Josefine Franziska Schütz.<br/ ><br/ >
In Offenburg, wo die Familie seit 1860 lebte, lernte der junge Hans Drinneberg die Schwarzwälder Hinterglasmalerei kennen. Durch das historische Kunsthandwerk angeregt, absolvierte er in den 1870er-Jahren zunächst eine Lehre in der Offenburger Glasfabrik „Geck & Vittali“ und dann eine Ausbildung in der Königlich Bayerischen Hofglasmalerei Franz Xaver Zettler in München. Für kurze Zeit kehrte er nochmals nach Offenburg zurück und übernahm die künstlerische Leitung bei „Geck & Vittali“, bevor er sich 1878 in Karlsruhe niederließ und eine eigene Glasmalereiwerkstätte in der <lex id="top-2507">Schützenstraße</lex> 7 gründete.<br/>
In Offenburg, wo die Familie seit 1860 lebte, lernte der junge Hans Drinneberg die Schwarzwälder Hinterglasmalerei kennen. Durch das historische Kunsthandwerk angeregt, absolvierte er in den 1870er-Jahren zunächst eine Lehre in der Offenburger Glasfabrik „Geck & Vittali“ und dann eine Ausbildung in der Königlich Bayerischen Hofglasmalerei Franz Xaver Zettler in München. Für kurze Zeit kehrte er nochmals nach Offenburg zurück und übernahm die künstlerische Leitung bei „Geck & Vittali“, bevor er sich 1878 in Karlsruhe niederließ und eine eigene Glasmalereiwerkstätte in der <lex id="top-2507">Schützenstraße</lex> 7 gründete.<br/>

Schon bald erlangte die „Anstalt für Glasmalerei und Kunstverglasung“ internationale Anerkennung, namentlich auf dem Gebiet der kirchlichen Glaskunst. Aber auch für zahlreiche Profanbauten, darunter Jugendstilvillen von <lex id="bio-0196">Hermann Billing</lex>, <lex id="ins-1529">Curjel & Moser</lex>, Leopold Strobel und anderen, fertigte er Glasmalereien und Kunstverglasungen an. Drinnebergs Glasmalereien, die auf zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen, darunter die Weltausstellungen in Chicago (1893), San Francisco (1894), Turin (1902) und St. Louis (1904), zu sehen waren, lagen entweder Entwürfe von zeitgenössischen Kunstmalern und Kunstgewerblern wie <lex id="bio-0779">Carl Hofer</lex>, Wilhelm Nagel, Karl Walter und <lex id="bio-0215">Max Laeuger</lex> zugrunde oder eigenständig erstellte Kopien nach Zeichnungen älterer Meister, deutscher Märchenillustrationen und älteren, meist mittelalterlichen Glasmalereien. Der Großteil seiner für Karlsruher Gebäude geschaffenen Glasmalereien wurde im <lex id="ereig-0074">Zweiten Weltkrieg</lex> zerstört oder teilzerstört, darunter die Glasfenster der <lex id="ins-1249">Lutherkirche</lex> (Entwurf Max Laeuger) und der <lex id="ins-1277">Bonifatiuskirche</lex>, die Glasgemälde der <lex id="ins-1481">Thoma-Kapelle</lex> (Entwurf <lex id="bio-0068">Hans Thoma</lex>), die Chorfenster der Kapelle des <lex id="ins-1528">Ludwig-Wilhelm-Krankenheims</lex> (Entwurf Karl Gagel und Konrad Schmider) und die Glasfenster der Evangelischen <lex id="ins-1255">Auferstehungskirche</lex> Rüppurr (teilzerstört, originalgetreu rekonstruiert). Zu den wenigen erhaltenen Arbeiten zählen die von <lex id="bio-0858">Großherzogin Luise</lex> gestifteten Rosettenfenster im Chor der Kapelle des <lex id="ins-1391">Städtischen Klinikums</lex> und der vierteilige Jahreszeitenzyklus (Entwurf Carl Hofer; drei Tafeln im <lex id="ins-0821">Badischen Landesmuseum</lex> Karlsruhe).<br/>
Schon bald erlangte die „Anstalt für Glasmalerei und Kunstverglasung“ internationale Anerkennung, namentlich auf dem Gebiet der kirchlichen Glaskunst. Aber auch für zahlreiche Profanbauten, darunter Jugendstilvillen von <lex id="bio-0196">Hermann Billing</lex>, <lex id="ins-1529">Curjel & Moser</lex>, Leopold Strobel und anderen, fertigte er Glasmalereien und Kunstverglasungen an. Drinnebergs Glasmalereien, die auf zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen, darunter die Weltausstellungen in Chicago (1893), San Francisco (1894), Turin (1902) und St. Louis (1904), zu sehen waren, lagen entweder Entwürfe von zeitgenössischen Kunstmalern und Kunstgewerblern wie <lex id="bio-0779">Carl Hofer</lex>, Wilhelm Nagel, Karl Walter und <lex id="bio-0215">Max Laeuger</lex> zugrunde oder eigenständig erstellte Kopien nach Zeichnungen älterer Meister, deutscher Märchenillustrationen und älteren, meist mittelalterlichen Glasmalereien. Der Großteil seiner für Karlsruher Gebäude geschaffenen Glasmalereien wurde im <lex id="ereig-0074">Zweiten Weltkrieg</lex> zerstört oder teilzerstört, darunter die Glasfenster der <lex id="ins-1249">Lutherkirche</lex> (Entwurf Max Laeuger) und der <lex id="ins-1277">Bonifatiuskirche</lex>, die Glasgemälde der <lex id="ins-1481">Thoma-Kapelle</lex> (Entwurf <lex id="bio-0068">Hans Thoma</lex>), die Chorfenster der Kapelle des <lex id="ins-1528">Ludwig-Wilhelm-Krankenheims</lex> (Entwurf Karl Gagel und Konrad Schmider) und die Glasfenster der Evangelischen <lex id="ins-1255">Auferstehungskirche</lex> Rüppurr (teilzerstört, originalgetreu rekonstruiert). Zu den wenigen erhaltenen Arbeiten zählen die von <lex id="bio-0858">Großherzogin Luise</lex> gestifteten Rosettenfenster im Chor der Kapelle des <lex id="ins-1391">Städtischen Klinikums</lex> und der vierteilige Jahreszeitenzyklus (Entwurf Carl Hofer; drei Tafeln im <lex id="ins-0821">Badischen Landesmuseum</lex> Karlsruhe).<br/>

Hans Drinneberg war auch leidenschaftlicher Sammler von zeitgenössischer lokaler Kunst. 1924 erwarb die Stadt seine etwa 100 Gemälde umfassende Sammlung. Ein Teil davon ging als Leihgabe an die <lex id="ins-0836">Kunsthalle</lex> oder wurde in Amtsräumen aufgehängt, der andere Teil wurde 1929 von der Schützenstraße in das ehemalige <lex id="top-2120">Palais Bürklin</lex> überführt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Sammlung größtenteils zerstört, die erhalten gebliebenen Werke bewahrt heute die <lex id="ins-0839">Städtische Galerie</lex> Karlsruhe.
Hans Drinneberg war auch leidenschaftlicher Sammler von zeitgenössischer lokaler Kunst. 1924 erwarb die Stadt seine etwa 100 Gemälde umfassende Sammlung. Ein Teil davon ging als Leihgabe an die <lex id="ins-0836">Kunsthalle</lex> oder wurde in Amtsräumen aufgehängt, der andere Teil wurde 1929 von der Schützenstraße in das ehemalige <lex id="top-2120">Palais Bürklin</lex> überführt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Sammlung größtenteils zerstört, die erhalten gebliebenen Werke bewahrt heute die <lex id="ins-0839">Städtische Galerie</lex> Karlsruhe.
<div style="text-align:right;">''Katja Förster 2014''</div>
<div style="text-align:right;">''Katja Förster 2014''</div>


==Quelle==
==Quellen==
Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 11 und 75.
StadtAK 8/Alben 11 und 75.
==Literatur==
==Literatur==
Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begr. von Ulrich Thieme u. Felix Becker, Bd. 9, Leipzig 1913, S. 568; Katalog der Deutschen Glasmalerei-Ausstellung in Karlsruhe 1901, verf. von Valentin Merk, Karlsruhe 1901, S. 4-6, 32; Harald Siebenmorgen: Symbolistisches ‚modernes Genre‘. Der Jahreszeitenzyklus des Karlsruher Glasmalers Hans Drinneberg, in: Kunst und Architektur in Karlsruhe. Festschrift für Norbert Schneider, Karlsruhe 2006, S. 71-78.
Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begr. von Ulrich Thieme u. Felix Becker, Bd. 9, Leipzig 1913, S. 568; Katalog der Deutschen Glasmalerei-Ausstellung in Karlsruhe 1901, verf. von Valentin Merk, Karlsruhe 1901, S. 4-6, 32; Harald Siebenmorgen: Symbolistisches ‚modernes Genre‘. Der Jahreszeitenzyklus des Karlsruher Glasmalers Hans Drinneberg, in: Kunst und Architektur in Karlsruhe. Festschrift für Norbert Schneider, Karlsruhe 2006, S. 71-78.

Aktuelle Version vom 11. November 2023, 12:54 Uhr


Johann (Hans) Georg Drinneberg

Glasmaler, Kunstsammler, * 3. März 1852 Offenbach a. M., † 8. August 1931 Karlsruhe, kath., ∞ 1878 Josefine Franziska Schütz.

In Offenburg, wo die Familie seit 1860 lebte, lernte der junge Hans Drinneberg die Schwarzwälder Hinterglasmalerei kennen. Durch das historische Kunsthandwerk angeregt, absolvierte er in den 1870er-Jahren zunächst eine Lehre in der Offenburger Glasfabrik „Geck & Vittali“ und dann eine Ausbildung in der Königlich Bayerischen Hofglasmalerei Franz Xaver Zettler in München. Für kurze Zeit kehrte er nochmals nach Offenburg zurück und übernahm die künstlerische Leitung bei „Geck & Vittali“, bevor er sich 1878 in Karlsruhe niederließ und eine eigene Glasmalereiwerkstätte in der Schützenstraße 7 gründete.

Schon bald erlangte die „Anstalt für Glasmalerei und Kunstverglasung“ internationale Anerkennung, namentlich auf dem Gebiet der kirchlichen Glaskunst. Aber auch für zahlreiche Profanbauten, darunter Jugendstilvillen von Hermann Billing, Curjel & Moser, Leopold Strobel und anderen, fertigte er Glasmalereien und Kunstverglasungen an. Drinnebergs Glasmalereien, die auf zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen, darunter die Weltausstellungen in Chicago (1893), San Francisco (1894), Turin (1902) und St. Louis (1904), zu sehen waren, lagen entweder Entwürfe von zeitgenössischen Kunstmalern und Kunstgewerblern wie Carl Hofer, Wilhelm Nagel, Karl Walter und Max Laeuger zugrunde oder eigenständig erstellte Kopien nach Zeichnungen älterer Meister, deutscher Märchenillustrationen und älteren, meist mittelalterlichen Glasmalereien. Der Großteil seiner für Karlsruher Gebäude geschaffenen Glasmalereien wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört oder teilzerstört, darunter die Glasfenster der Lutherkirche (Entwurf Max Laeuger) und der Bonifatiuskirche, die Glasgemälde der Thoma-Kapelle (Entwurf Hans Thoma), die Chorfenster der Kapelle des Ludwig-Wilhelm-Krankenheims (Entwurf Karl Gagel und Konrad Schmider) und die Glasfenster der Evangelischen Auferstehungskirche Rüppurr (teilzerstört, originalgetreu rekonstruiert). Zu den wenigen erhaltenen Arbeiten zählen die von Großherzogin Luise gestifteten Rosettenfenster im Chor der Kapelle des Städtischen Klinikums und der vierteilige Jahreszeitenzyklus (Entwurf Carl Hofer; drei Tafeln im Badischen Landesmuseum Karlsruhe).

Hans Drinneberg war auch leidenschaftlicher Sammler von zeitgenössischer lokaler Kunst. 1924 erwarb die Stadt seine etwa 100 Gemälde umfassende Sammlung. Ein Teil davon ging als Leihgabe an die Kunsthalle oder wurde in Amtsräumen aufgehängt, der andere Teil wurde 1929 von der Schützenstraße in das ehemalige Palais Bürklin überführt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Sammlung größtenteils zerstört, die erhalten gebliebenen Werke bewahrt heute die Städtische Galerie Karlsruhe.

Katja Förster 2014

Quellen

StadtAK 8/Alben 11 und 75.

Literatur

Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begr. von Ulrich Thieme u. Felix Becker, Bd. 9, Leipzig 1913, S. 568; Katalog der Deutschen Glasmalerei-Ausstellung in Karlsruhe 1901, verf. von Valentin Merk, Karlsruhe 1901, S. 4-6, 32; Harald Siebenmorgen: Symbolistisches ‚modernes Genre‘. Der Jahreszeitenzyklus des Karlsruher Glasmalers Hans Drinneberg, in: Kunst und Architektur in Karlsruhe. Festschrift für Norbert Schneider, Karlsruhe 2006, S. 71-78.