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De:Lexikon:bio-0651: Unterschied zwischen den Versionen

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=Bielefeld, Adolf=


=Adolf Bielefeld=
Hofbuchhändler, Stadtrat, * 12. Juni 1812 Karlsruhe, † 5. Juli 1895 Karlsruhe, jüd., ∞ 1840 Johanna Massenbach, Kinder.<br/ ><br/ >

Nach dem Besuch der israelitischen Elementarschule und des <lex id="ins-1219">Lyzeums</lex> in Karlsruhe und einer Ausbildung zum Buchhändler in der <lex id="ins-0197">Hofbuchhandlung Braun</lex> war Bielefeld als Geschäftsführer von Buchhandlungen in London (1832-1834) und München (1834-1838) tätig. 1839 erwarb er in Karlsruhe die Sortimentsbuchhandlung Ch. Th. Groos und gründete die Verlagsbuchhandlung Bielefeld & Cie. Nachdem er die großherzogliche Bibliothek geordnet und katalogisiert hatte, ernannte ihn <lex id="bio-0571">Großherzog Friedrich I.</lex> 1855 zum Hofbuchhändler. 1868 übergab er seinem Sohn Joseph Bielefeld (1841-1902) die Firma, zu der auch eine Niederlassung in Kehl zählte.<br/>
Hofbuchhändler, <lex id="ins-1095">Stadtrat</lex>, * 12. Juni 1812 Karlsruhe, † 5. Juli 1895 Karlsruhe, jüd., ∞ 1840 Johanna Massenbach, Kinder.<br/ ><br/ >
Bielefeld engagierte sich nach seiner Rückkehr nach Karlsruhe sowohl in der Kommunalpolitik als auch in der jüdischen Gemeinde. 1842-1870 war er erstes jüdisches Mitglied des großen <lex id="ins-1015">Bürgerausschusses</lex> und 1870-1890 Mitglied des <lex id="ins-1095">Stadtrats</lex>. Hier hat sich Bielefeld in der Kommissionsarbeit für den Bau der 1863 fertiggestellten Höheren Bürgerschule eingesetzt. Seit 1847 gehörte er der neugegründeten Freiwilligen Feuerwehr an. Zudem war er Mitglied der konservativ-monarchistisch gesinnten Bürgerwehr. 1870-1880 übte er das Amt des Kassierers im Komitee der Kaiser-Wilhelm-Stiftung aus, welche die Familien von gefallen Soldaten sowie Invaliden aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 unterstützte.<br/>
Nach dem Besuch der israelitischen Elementarschule und des <lex id="ins-1219">Lyzeums</lex> in Karlsruhe und einer Ausbildung zum Buchhändler in der <lex id="ins-0197">Hofbuchhandlung Braun</lex> war Bielefeld als Geschäftsführer von Buchhandlungen in London (1832-1834) und München (1834-1838) tätig. 1839 erwarb er in Karlsruhe die Sortimentsbuchhandlung Ch. Th. Groos und gründete die Verlagsbuchhandlung <lex id="ins-0195">Bielefeld & Cie</lex>. Nachdem er die großherzogliche Bibliothek geordnet und katalogisiert hatte, ernannte ihn Großherzog <lex id="bio-0571">Friedrich I.</lex> 1855 zum Hofbuchhändler. 1868 übergab er seinem Sohn Joseph Bielefeld (1841-1902) die Firma, zu der auch eine Niederlassung in Kehl zählte.
1855 wurde Bielefeld Mitglied des Synagogenrats und stand diesem bis zu seinem Tod fast durchgängig vor. Innerhalb der jüdischen Gemeinde stand er auf Seite der Liberalen und forderte einen freieren Umgang mit den religiösen Gesetzen sowie eine Reformierung des Gottesdienstes. 1883 folgte seine Ernennung zum Mitglied im Oberrat der Israeliten Badens. Bielefeld war seit 1850 auch Mitglied der Freimaurerloge Zum Adler in Frankfurt a. M. und seit 1859 der Freimaurerloge Leopold zur Treue in Karlsruhe.<br/>

Anlässlich der Einweihung der neuen Synagoge 1875 wurde Bielefeld das Ritterkreuz I. Klasse des Zähringer Löwenordens verliehen, 1890 wurde er Kommandeur II. Klasse des Zähringer Löwenordens.
Bielefeld engagierte sich nach seiner Rückkehr nach Karlsruhe sowohl in der Kommunalpolitik als auch in der <lex id="ereig-0048">jüdischen</lex> Gemeinde. 1842-1870 war er erstes jüdisches Mitglied des großen <lex id="ins-1015">Bürgerausschusses</lex> und 1870-1890 Mitglied des Stadtrats. Hier hat sich Bielefeld in der Kommissionsarbeit für den Bau der 1863 fertiggestellten <lex id="ins-1410">Höheren Bürgerschule</lex> eingesetzt. Seit 1847 gehörte er der neugegründeten <lex id="ins-1909">Freiwilligen Feuerwehr</lex> an. Zudem war er Mitglied der konservativ-monarchistisch gesinnten <lex id="ins-0678">Bürgerwehr</lex>. 1870-1880 übte er das Amt des Kassierers im Komitee der Kaiser-Wilhelm-Stiftung aus, welche die Familien von gefallen Soldaten sowie Invaliden aus dem <lex id="ereig-0066">Deutsch-Französischen Krieg 1870/71</lex> unterstützte.

1855 wurde Bielefeld Mitglied des Synagogenrats und stand diesem bis zu seinem Tod fast durchgängig vor. Innerhalb der jüdischen Gemeinde stand er auf Seite der Liberalen und forderte einen freieren Umgang mit den religiösen Gesetzen sowie eine Reformierung des Gottesdienstes. 1883 folgte seine Ernennung zum Mitglied im <lex id="ins-0364">Oberrat der Israeliten Badens</lex>. Bielefeld war seit 1850 auch Mitglied der Freimaurerloge Zum Adler in Frankfurt a. M. und seit 1859 der <lex id="ins-0517">Freimaurerloge Leopold zur Treue</lex> in Karlsruhe.

Anlässlich der Einweihung der neuen <lex id="ins-1412">Synagoge</lex> 1875 wurde Bielefeld das Ritterkreuz I. Klasse des <lex id="ins-1607">Zähringer Löwenordens</lex> verliehen, 1890 wurde er Kommandeur II. Klasse des Zähringer Löwenordens.


<div style="text-align:right;">''Marco Wagner 2014''</div>
<div style="text-align:right;">''Marco Wagner 2014''</div>


==Quelle==
==Quellen==
StadtAK 1/POA 2/809; StadtAK 8/StS 17/172/2 (Adolf Bielefeld: Rückblick auf meinen Lebenslauf. Auf Wunsch meiner Kinder nach der Erinnerung aufgezeichnet, Kopie); Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1895. Jg. 11. Im Auftrag der städtischen Archivkommission bearbeitet, Karlsruhe 1900, S.103, [https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/securedl/sdl-eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJpYXQiOjE2NjIzODIxODYsImV4cCI6MzMyMTc2MjY0NTYsInVzZXIiOjAsImdyb3VwcyI6WzAsLTFdLCJmaWxlIjoiZmlsZWFkbWluXC91c2VyX3VwbG9hZFwvTWFuZGFudGVuc2VpdGVuXC9TdGFkdGFyY2hpdlwvMDVfU3RhZHRnZXNjaGljaHRlXC8wNF9QdWJsaWthdGlvbmVuXC9DaHJvbmlrYmFlbmRlXC8xMF9EcTFfS2FybF9DaHJvbmlrXzE4OTUucGRmIiwicGFnZSI6Mjc4MH0.qorvxDTTxDzcSXQlySCJ-CIcFOhVYJUE6lYyBNoKyMc/10_Dq1_Karl_Chronik_1895.pdf Band zum Download (PDF)] (Zugriff am 5. September 2022).
Stadtarchiv Karlsruhe 1/POA 2/809; Stadtarchiv Karlsruhe 8/StS 17/172/2 (Adolf Bielefeld: Rückblick auf meinen Lebenslauf. Auf Wunsch meiner Kinder nach der Erinnerung aufgezeichnet, Kopie).
==Literatur==
==Literatur==
Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1895. Jg. 11. Im Auftrag der städtischen Archivkommission bearbeitet, Karlsruhe 1900, S.103; Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Bd. 8), Karlsruhe 1988.
Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Bd. 8), Karlsruhe 1988, [https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/securedl/sdl-eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJpYXQiOjE2NjIzNTg3NTQsImV4cCI6MzMyMTc2MjY0NTYsInVzZXIiOjAsImdyb3VwcyI6WzAsLTFdLCJmaWxlIjoiZmlsZWFkbWluXC91c2VyX3VwbG9hZFwvTWFuZGFudGVuc2VpdGVuXC9TdGFkdGFyY2hpdlwvMDVfU3RhZHRnZXNjaGljaHRlXC8wNF9QdWJsaWthdGlvbmVuXC9WZXJncmlmZmVuZVwvSnVkZW5faW5fS2FybHNydWhlX29wdC5wZGYiLCJwYWdlIjoyNzgyfQ.2km0OOAFwJp059aiI_O9nv4IcfjDJ9tJ6DMAvRyAHwA/Juden_in_Karlsruhe_opt.pdf Buch zum Download (PDF)] (Zugriff am 5. September 2022).

Aktuelle Version vom 3. November 2023, 11:12 Uhr


Adolf Bielefeld, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 100.

Adolf Bielefeld

Hofbuchhändler, Stadtrat, * 12. Juni 1812 Karlsruhe, † 5. Juli 1895 Karlsruhe, jüd., ∞ 1840 Johanna Massenbach, Kinder.

Nach dem Besuch der israelitischen Elementarschule und des Lyzeums in Karlsruhe und einer Ausbildung zum Buchhändler in der Hofbuchhandlung Braun war Bielefeld als Geschäftsführer von Buchhandlungen in London (1832-1834) und München (1834-1838) tätig. 1839 erwarb er in Karlsruhe die Sortimentsbuchhandlung Ch. Th. Groos und gründete die Verlagsbuchhandlung Bielefeld & Cie. Nachdem er die großherzogliche Bibliothek geordnet und katalogisiert hatte, ernannte ihn Großherzog Friedrich I. 1855 zum Hofbuchhändler. 1868 übergab er seinem Sohn Joseph Bielefeld (1841-1902) die Firma, zu der auch eine Niederlassung in Kehl zählte.

Bielefeld engagierte sich nach seiner Rückkehr nach Karlsruhe sowohl in der Kommunalpolitik als auch in der jüdischen Gemeinde. 1842-1870 war er erstes jüdisches Mitglied des großen Bürgerausschusses und 1870-1890 Mitglied des Stadtrats. Hier hat sich Bielefeld in der Kommissionsarbeit für den Bau der 1863 fertiggestellten Höheren Bürgerschule eingesetzt. Seit 1847 gehörte er der neugegründeten Freiwilligen Feuerwehr an. Zudem war er Mitglied der konservativ-monarchistisch gesinnten Bürgerwehr. 1870-1880 übte er das Amt des Kassierers im Komitee der Kaiser-Wilhelm-Stiftung aus, welche die Familien von gefallen Soldaten sowie Invaliden aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 unterstützte.

1855 wurde Bielefeld Mitglied des Synagogenrats und stand diesem bis zu seinem Tod fast durchgängig vor. Innerhalb der jüdischen Gemeinde stand er auf Seite der Liberalen und forderte einen freieren Umgang mit den religiösen Gesetzen sowie eine Reformierung des Gottesdienstes. 1883 folgte seine Ernennung zum Mitglied im Oberrat der Israeliten Badens. Bielefeld war seit 1850 auch Mitglied der Freimaurerloge Zum Adler in Frankfurt a. M. und seit 1859 der Freimaurerloge Leopold zur Treue in Karlsruhe.

Anlässlich der Einweihung der neuen Synagoge 1875 wurde Bielefeld das Ritterkreuz I. Klasse des Zähringer Löwenordens verliehen, 1890 wurde er Kommandeur II. Klasse des Zähringer Löwenordens.

Marco Wagner 2014

Quellen

StadtAK 1/POA 2/809; StadtAK 8/StS 17/172/2 (Adolf Bielefeld: Rückblick auf meinen Lebenslauf. Auf Wunsch meiner Kinder nach der Erinnerung aufgezeichnet, Kopie); Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1895. Jg. 11. Im Auftrag der städtischen Archivkommission bearbeitet, Karlsruhe 1900, S.103, Band zum Download (PDF) (Zugriff am 5. September 2022).

Literatur

Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Bd. 8), Karlsruhe 1988, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 5. September 2022).