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De:Lexikon:ins-1434: Unterschied zwischen den Versionen

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=Amtsgefängnis I=
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Das nach Plänen von <lex id="bio-1192">Heinrich Leonhard</lex> errichtete Justizgebäude (heute <lex id="ins-1132">Landgericht</lex>) in der Linkenheimer Straße (heute lex id="top-1094"Hans-Thoma-Straße</lex>) 7, welches im März 1877 vom Großherzoglichen Kreis- und Hofgericht bezogen wurde, verfügte auch über einen dreistöckigen Gefängnisbau mit der Adresse <lex id="top-0024">Akademiestraße</lex> 2, Hinterhof, ab 1921 Akademiestraße 4.
Das nach Plänen von ÞHeinrich Leonhard errichtete Justizgebäude (heute Landgericht) in der ÞLinkenheimer Straße (heute ÞHans-Thoma-Straße) 7, welches im März 1877 vom Großherzoglichen Kreis- und Hofgericht bezogen wurde, verfügte auch über einen dreistöckigen Gefängnisbau mit der Adresse ÞAkademiestraße 2, Hinterhof, ab 1921 Akademiestraße 4. Dieses neue Amtsgefängnis I, wie es zur Unterscheidung von dem im Rathaus untergebrachten Amtsgefängnis bezeichnet wurde, umfasste 29 Einzelzellen und diente ausschließlich als Untersuchungsgefängnis. 1890 wurde es um einen vierten Stock mit 12 Zellen auf insgesamt 41 Zellen erweitert. Da zur selben Zeit wegen des dringenden Raumbedarfs des im Rathaus untergebrachten Großherzoglichen ÞBezirksamts der als Gefängnis dienende Nordwestflügel des Rathauses vom Justizministerium geräumt wurde, umfasste das Amtsgefängnis im Rathaus nur noch das „Turmgefängnis“ mit 26 Zellen. Mit Blick auf die durchschnittlich 80 Inhaftierten gegen Ende der 1880er-Jahre, Tendenz steigend, entstand von 1894-1897 in der ÞWeststadt (heute Riefstahlstraße) mit dem Amtsgefängnis II, heute ÞJustizvollzugsanstalt (JVA), ein weiterer Gefängnisneubau, der das alte Amtsgefängnis eigentlich erübrigen sollte. Da die Zahl der Untersuchungs- und Strafgefangenen rasch anstieg, blieb das Amtsgefängnis I weiterhin bestehen. Von 1925-1945 wurden die beiden Amtsgefängnisse als Bezirksgefängnis I und II bezeichnet. Unmittelbar nach ÞKriegsende 1945 wurden die Strafanstalten geschlechtsspezifisch getrennt: Weibliche Untersuchungs- und Strafgefangene kamen ausschließlich in das Gefängnis in der Akademiestraße 4, männliche Gefangene dagegen ausschließlich in die Untersuchungsanstalt in der Riefstahlstraße 9. Ende 1969 wurde das Frauengefängnis aufgelöst, der Bau Anfang 1970 zugunsten eines Parkplatzes für die Staatsanwaltschaft in der Akademie- und das Landgericht in der Hans-Thoma- und ÞStephanienstraße abgerissen. Seitdem kommen weibliche Untersuchungs- und Strafgefangene ins Frauengefängnis Bühl, welches seit dem 1. Mai 2009 eine Außenstelle der JVA Karlsruhe ist.

Dieses neue Amtsgefängnis I, wie es zur Unterscheidung von dem im <lex id="top-2243">Rathaus</lex> untergebrachten <lex id="ins-1541">Amtsgefängnis</lex> bezeichnet wurde, umfasste 29 Einzelzellen und diente ausschließlich als Untersuchungsgefängnis. 1890 wurde es um einen vierten Stock mit 12 Zellen auf insgesamt 41 Zellen erweitert. Da zur selben Zeit wegen des dringenden Raumbedarfs des im Rathaus untergebrachten Großherzoglichen <lex id="ins-1086">Bezirksamts</lex> der als Gefängnis dienende Nordwestflügel des Rathauses vom Justizministerium geräumt wurde, umfasste das Amtsgefängnis im Rathaus nur noch das "Turmgefängnis" mit 26 Zellen.

Mit Blick auf die durchschnittlich 80 Inhaftierten gegen Ende der 1880er-Jahre, Tendenz steigend, entstand von 1894-1897 in der <lex id="top-2933">Weststadt</lex> (heute <lex id="top-2315">Riefstahlstraße</lex>) mit dem Amtsgefängnis II, heute <lex id="ins-1433">Justizvollzugsanstalt</lex> (JVA), ein weiterer Gefängnisneubau, der das alte Amtsgefängnis eigentlich erübrigen sollte. Da die Zahl der Untersuchungs- und Strafgefangenen rasch anstieg, blieb das Amtsgefängnis I weiterhin bestehen.

Von 1925-1945 wurden die beiden Amtsgefängnisse als Bezirksgefängnis I und II bezeichnet. Unmittelbar nach <lex id="ereig-0074">Kriegsende</lex> 1945 wurden die Strafanstalten geschlechtsspezifisch getrennt: Weibliche Untersuchungs- und Strafgefangene kamen ausschließlich in das Gefängnis in der Akademiestraße 4, männliche Gefangene dagegen ausschließlich in die Untersuchungsanstalt in der Riefstahlstraße 9. Ende 1969 wurde das Frauengefängnis aufgelöst, der Bau Anfang 1970 zugunsten eines Parkplatzes für die Staatsanwaltschaft in der Akademie- und das Landgericht in der Hans-Thoma- und ÞStephanienstraße abgerissen. Seitdem kommen weibliche Untersuchungs- und Strafgefangene ins Frauengefängnis Bühl, welches seit dem 1. Mai 2009 eine Außenstelle der JVA Karlsruhe ist.


<div style="text-align:right;">''Katja Förster 2015''</div>
<div style="text-align:right;">''Katja Förster 2015''</div>

Version vom 21. November 2015, 08:53 Uhr

Amtsgefängnis I, von 1945-1969 Frauengefängnis, in der Akademiestraße 4, 1970, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A19/149/7/40.

Amtsgefängnis I

Das nach Plänen von Heinrich Leonhard errichtete Justizgebäude (heute Landgericht) in der Linkenheimer Straße (heute lex id="top-1094"Hans-Thoma-Straße</lex>) 7, welches im März 1877 vom Großherzoglichen Kreis- und Hofgericht bezogen wurde, verfügte auch über einen dreistöckigen Gefängnisbau mit der Adresse Akademiestraße 2, Hinterhof, ab 1921 Akademiestraße 4.

Dieses neue Amtsgefängnis I, wie es zur Unterscheidung von dem im Rathaus untergebrachten Amtsgefängnis bezeichnet wurde, umfasste 29 Einzelzellen und diente ausschließlich als Untersuchungsgefängnis. 1890 wurde es um einen vierten Stock mit 12 Zellen auf insgesamt 41 Zellen erweitert. Da zur selben Zeit wegen des dringenden Raumbedarfs des im Rathaus untergebrachten Großherzoglichen Bezirksamts der als Gefängnis dienende Nordwestflügel des Rathauses vom Justizministerium geräumt wurde, umfasste das Amtsgefängnis im Rathaus nur noch das "Turmgefängnis" mit 26 Zellen.

Mit Blick auf die durchschnittlich 80 Inhaftierten gegen Ende der 1880er-Jahre, Tendenz steigend, entstand von 1894-1897 in der Weststadt (heute Riefstahlstraße) mit dem Amtsgefängnis II, heute Justizvollzugsanstalt (JVA), ein weiterer Gefängnisneubau, der das alte Amtsgefängnis eigentlich erübrigen sollte. Da die Zahl der Untersuchungs- und Strafgefangenen rasch anstieg, blieb das Amtsgefängnis I weiterhin bestehen.

Von 1925-1945 wurden die beiden Amtsgefängnisse als Bezirksgefängnis I und II bezeichnet. Unmittelbar nach Kriegsende 1945 wurden die Strafanstalten geschlechtsspezifisch getrennt: Weibliche Untersuchungs- und Strafgefangene kamen ausschließlich in das Gefängnis in der Akademiestraße 4, männliche Gefangene dagegen ausschließlich in die Untersuchungsanstalt in der Riefstahlstraße 9. Ende 1969 wurde das Frauengefängnis aufgelöst, der Bau Anfang 1970 zugunsten eines Parkplatzes für die Staatsanwaltschaft in der Akademie- und das Landgericht in der Hans-Thoma- und ÞStephanienstraße abgerissen. Seitdem kommen weibliche Untersuchungs- und Strafgefangene ins Frauengefängnis Bühl, welches seit dem 1. Mai 2009 eine Außenstelle der JVA Karlsruhe ist.

Katja Förster 2015

Quellen

GLA 234/13554, Die "kleine Bastille" fällt ... / ... und mit ihr die Bauten der ehemaligen Staatsanwaltschaft, in: Badische Neueste Nachrichten, Nr. 10, 14. Januar 1970, S. 15.