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De:Lexikon:top-3107

Schlossplatz (Straße)

Der Schlossplatz als im Adressbuch seit 1872 aufgeführte Straße beginnt an der Waldhornstraße bei Nr. 1 und endet an der Waldstraße. Im 18. Jahrhundert hieß sie XYZVorderer Zirkel und behielt diesen Namen bis 1872. Durch die XYZFächerstraßen wurden acht jeweils circa 200 Fuß (60 Meter) lange Blöcke gebildet, die bis auf den Block zwischen XYZAdler- und XYZKronenstraße (Orangerie) in mehrere Grundstücke unterteilt waren. Als letzter Block war der zwischen XYZHerren- und Waldstraße erst 1762 geschlossen.

Die ursprüngliche Idee, hier nur Wohnhäuser für höhere markgräfliche Beamte sowie Verwaltungsgebäude anzusiedeln, wurde schon bald nicht mehr eingehalten. So kaufte der Karlsruher Judenschultheiß XYZSalomon Meyer schon 1730 das Zirkelhaus westliche Ecke XYZRitterstraße (Nr. 22) von Hofrat Reineck, das von 1836-1880 das XYZModehaus S. Model beherbergte. Neben der Familie Model wohnten hier auch der Hofbankier XYZSalomon von Haber (Nr. 2), der Kaufmann XYZLöw Homburger und der Bankier XYZDavid Freiherr von Eichthal (Nr. 15), die allesamt der vermögenden jüdischen Oberschicht angehörten. Aber auch die Gaststätte XYZBadischer Hof war von Georg Wieland(t) am Vorderen Zirkel 5, auf dem Gelände der ehemaligen Orangerie, gebaut worden. Neben Wieland(t) erwarben Maurermeister Holb, der Durlacher Medizinalrat Dr. Johann Ernst Bär und der Handelsmann Maier Auerbacher Grundstücke. Später mussten diese Gebäude dem zwischen 1829 und 1833 von XYZHeinrich Hübsch gebauten XYZFinanzministerium weichen.

Von 27 Hausnummern waren 1818 nur die Nr. 19, das Forst-Directions-Gebäude, die Nr. 20, das Ober-Hofjäger-Gebäude, die Nr. 21, das von XYZFriedrich Weinbrenner gebaute XYZKanzleigebäude, die Nr. 24, das Kriegsministerium, und die Nr. 27, das General-Staats-Kassen-Gebäude, der großherzoglichen Regierung bzw. der Verwaltung zuzuordnende Gebäude. Zum Umfeld des Hofes gehörten der Großhofmeister XYZKarl Freiherr von Gensau (Nr. 3), die Witwe des Oberstallmeisters XYZWilhelm Freiherr von Seldeneck (Nr. 4), der Direktor der Sanitätskommission Oberhofrat XYZChristian Ludwig Schweickardt (Nr. 9), der Finanzrat XYZCarl Friedrich Oelenheinz (Nr. 12), die Witwe des Generalleutnats XYZGeorg Ludwig Carl Freiherr von Beck (Nr. 13), die Witwe des Geheimen Hofrats Junker (Nr. 23), der Oberzeremonienmeister XYZWilhem Heinrich Carl Freiherr von Edelsheim (Nr. 25) und Markgraf XYZLudwig von Baden (Nr. 26).

Im XYZZweiten Weltkrieg wurden nahezu alle Gebäude zerstört, das Adressbuch von 1947 führt nur drei intakte Häuser auf. Heute sind am Schlossplatz von Ost nach West das XYZRegierungspräsidium Nordbaden, die XYZLandesbank Baden-Württemberg, die XYZBaden-Württembergische Bank, das XYZFinanzamt, das XYZInternational Department des XYZKarlsruher Institut für Technologie (KIT) und das XYZAmtsgericht untergebracht. Zur der XYZBundesgartenschau 1967 wurde eine Tiefgarage und der Straßentunnel unter dem Schlossplatz fertiggestellt.

Ernst Otto Bräunche 2015

Quelle

Adressbuch der Stadt Karlsruhe 1947, S. III. 228.

Literatur

Gerhard Everke: Schlossplatz, in: Manfred Koch (Hrsg.): Stadtplätze in Karlsruhe, Karlsruhe 2006, S. 39-55 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 26); Fritz Hirsch: 100 Jahre Bauen und Schauen, 2 Bde., Karlsruhe 1928 und 1932; Edmund Sander: Karlsruhe. Einst und Jetzt in Wort und Bild, Karlsruhe 1911, S. 63; Die Kunstdenkmäler der Stadt Karlsruhe. Der Stadtbau und der Schlossbezirk, bearb. von Arthur Valdenaire. Aus dem Nachlass hrsg. von Joachim Kleinmanns, Petersberg 2014, S. 98 (= Schriften des Südwestdeutschen Archivs für Architektur und Ingenieurbau (SAAI) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Bd. 4).