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Simon Moser


Simon Moser, 27. Januar 1965, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A12/11/6/3 (Ausschnitt).

Simon Moser

Philosoph, * 15. März 1901 Jenbach/Tirol/Österreich, † 22. Juli 1988 Mils/Tirol/Österreich, kath., ∞ 1939 Eva Sieberg (1910-1969), 2 Söhne.

Simon Moser war der Sohn eines Postamtsdirektors und besuchte 1910-1918 das Franz-Josefs-Gymnasium (heute Franziskanergymnasium) in Hall in Tirol. Nach dem Abitur 1918 studierte er bis 1921 Rechtswissenschaft in Wien und Scholastik am Kollegium Maximum der Jesuiten in Innsbruck. Parallel dazu absolvierte er 1920 die Handelsakademie Innsbruck. 1922 in scholastischer Philosophie promoviert, setzte Moser seine Studien fort und studierte Mathematik, Nationalökonomie, Philosophie und klassische Philologie in Berlin, Marburg und Freiburg i. Br., wo er 1930 bei Martin Heidegger ein zweites Mal promoviert wurde. Ab 1931 lehrte der passionierte Bergsteiger, Skifahrer und Hobbyfotograf Moser in Innsbruck und habilitierte sich dort 1934 im Fach Geschichte der Philosophie bei Alfred Kastil. Anschließend lehrte er dort bis 1937 als Privatdozent und danach bis 1938 in Wien Geschichte der Philosophie des Altertums und des Mittelalters.

Als dem 1933 etablierten autoritären Regierungssystem in Österreich nahe stehender Intellektueller übernahm Moser in den 1930er-Jahren propagandistische Funktionen als Bildungsführer der österreichischen universitären Sommerlager, als Hauptstellenleiter in der Vaterländischen Front sowie führende Positionen im österreichischen Jungvolk. Nach dem "Anschluss Österreichs" im Frühjahr 1938 wurde er deshalb von seiner Lehrbefugnis entbunden. Am 1. Januar 1940 trat Moser in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein und leistete anschließend bis 1945 Kriegsdienst in Österreich, Italien und Jugoslawien.

Nach Kriegsende gründete Moser gemeinsam mit Otto Molden die Österreichischen Hochschulwochen in Alpbach/Tirol (heute Europäisches Forum Alpbach), deren wissenschaftliche Leitung er bis 1978 innehatte. Außerdem arbeitete er wieder als Privatdozent in Innsbruck, ab 1948 als außerordentlicher Professor. 1952 nahm Moser einen Ruf an die Technische Hochschule (TH) Karlsruhe an, wo er zunächst das neu eingerichtete Extraordinariat für Philosophie wahrnahm. 1955 folgte die Ernennung zum außerordentlichen und 1962 im Alter von 61 Jahren zum ordentlichen Professor bis 1968. In Karlsruhe leitete er zudem von 1960-1977 das Studium Generale.

Ausgehend von seinen ersten wissenschaftlichen Arbeiten wurzelte Mosers philosophisches Denken in der aristotelisch-scholastischen Tradition, das durch sein Studium bei Heidegger stark beeinflusst wurde. In seiner Karlsruher Zeit beschäftigte er sich mit dem Verhältnis zwischen Philosophie, Naturwissenschaft und dem Fortschritt der Technik. Seine dabei gewonnene Erkenntnis, dass die Philosophie auf naturwissenschaftliche Fragen nur dann antworten könne, wenn sie selbst naturwissenschaftliche Methoden anwende, machte ihn zu einem Verfechter interdisziplinärer Wissenschaft, die er in dem jährlich stattfindenden Europäischen Forum Alpbach verwirklichte.

1959 erhielt Moser das Große Ehrenkreuz für Verdienste um die Republik Österreich, 1969 das Verdienstkreuz des Landes Tirol sowie 1981 die Ehrenplakette der Universität Karlsruhe (TH).

René Gilbert 2015

Quellen

KIT-Archiv 27014 (Nachlass Simon Moser), 28002/324.

Werk

Die philosophischen Grundlagen des Marxismus, Diss. Innsbruck 1922; Grundbegriffe der Naturphilosophie bei Wilhelm von Ockham: kritischer Vergleich der 'Summulae in libros physicorum' mit der Philosophie des Aristoteles, Diss. Freiburg 1932; Zur Lehre von den Definitionen bei Aristoteles, Habil.-Schrift Innsbruck 1935; Österreichs Bergwelt und Bergvolk, Innsbruck 1937; Philosophie an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Vortrag anlässlich des Rektoratswechsels am 3. Dezember 1952, Karlsruhe 1953, S. 14-24 (= Karlsruher akademische Reden NF, Nr. 10); Metaphysik einst und jetzt – kritische Untersuchungen zu Begriff und Ansatz der Ontologie, Berlin 1958; Philosophie und Gegenwart: Vorträge, Meisenheim 1966; Tirol – Menschen und Landschaften 1925-1950, Wien 1978.

Literatur

N.N.: Kurzbiographie Simon Moser, in: Die Fridericiana 1963 – Gedanken und Bilder aus einer Technischen Hochschule, Hans Freudenberg zum 75. Geburtstag, hrsg. von Otto Kraemer/Klaus Lankheit/Rolf Lederbogen/Johannes Wissinger, Karlsruhe 1964, S. 164; Ilse Korotin: Deutsche Philosophen aus der Sicht des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS, Dossier Simon Moser, in: Jahrbuch für Soziologie-Geschichte 1993, S. 337-344; Andrea Esser: Moser, Simon, in: Neue Deutsche Biographie (NDB) Bd. 18, Berlin 1997, S. 204 f.; Ernst Oldemeyer (Hrsg.): Die Philosophie und die Wissenschaften – Simon Moser zum 65. Geburtstag, Meisenheim 1967.