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Helmut Rudolf Ludwig Friedrich Wilhelm Pichler


Helmut Pichler, 1962, KIT-Archiv Karlsruhe 28010, I/2728.

Helmut Rudolf Ludwig Friedrich Wilhelm Pichler

Chemiker, * 13. Juli 1904 Hinterbrühl/Niederösterreich, † 13. Oktober 1974 Karlsruhe, ev., ∞ 1934 Luise (Lisel) Maria Kleinen, 1 Sohn, 2 Töchter.

Helmut Pichler, dessen Vater als Oberinspektor bei der österreichischen Nationalbank arbeitete, studierte nach dem Abitur in Wien 1923-1925 an der Technischen Hochschule (TH) Wien und anschließend bis 1927 an der Universität Wien Chemie. 1928/29 arbeitete er als Hilfsassistent am Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohleforschung in Mülheim/Ruhr, wo seine Dissertation entstand, mit der er 1929 bei Franz Fischer in Wien promoviert wurde. Pichler erhielt anschließend in Mülheim eine Stelle als ordentlicher Assistent und wurde 1936 Abteilungsvorsteher und stellvertretender Direktor. Dort erarbeitete Pichler, der seit 1933 Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), der SS und seit 1934 deutscher Staatsbürger war, die so genannte Mitteldrucksynthese zur Benzinherstellung aus Kohle, eine Weiterentwicklung des Fischer-Tropsch-Verfahrens. Außerdem beschäftigte er sich mit der Synthese hochmolekularer Paraffinkohlenwasserstoffe an Ruthenium-Katalysatoren und mit der Iso-Synthese.

1946 ging Pichler in die USA, wo er von Juli bis Oktober wissenschaftlicher Berater des Quartermaster General in Washington war und anschließend bis Sommer 1947 wissenschaftlicher Berater des Bureau of Mines in Pittsburgh. Von September 1947 bis Frühjahr 1956 arbeitete er als Assistant Director of Research am Hydrocarbon Research Inc. in Trenton, New Jersey. Im April 1956 übernahm er als Nachfolger von Ernst Terres den Lehrstuhl für Gastechnik und Brennstoffverwertung an der TH Karlsruhe. 1962 erfolgte seine Ernennung zum Geschäftsführenden Direktor des neu eröffneten Instituts für Gastechnik, Feuerungstechnik und Wasserchemie. Unter seiner maßgeblichen Beteiligung kam es zur Gründung der Fakultät für Chemieingenieurwesen. Im Jahr vor seiner Emeritierung wurde Pichler 1971 Direktor des Engler-Bunte-Instituts.

Pichler lieferte wichtige Erkenntnisse in der Brennstoffchemie und Brennstoffsynthese. So wurden unter seiner Leitung mehrere Untersuchungen auf dem Gebiet der Synthese und Spaltung von Kohlenwasserstoffen, der Polymethylen-Synthese aus Kohlenoxid und Wasserstoff sowie der Acetylenerzeugung aus Methan durchgeführt. Ebenfalls bedeutend sind seine Entwicklungen und Grundlagenforschung im Bereich der Aufarbeitung und chemischen Umsetzung von Erdöl, Kohle und Brenngasen. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit betätigte sich Pichler als Herausgeber der Fachzeitschriften Brennstoff-Chemie (seit 1959) und Das Gas- und Wasserfach (seit 1962). Zusätzlich fungierte er als Berater der Bundesregierung.

Pichler war unter anderem auswärtiges Mitglied des Max-Plank-Instituts für Kohleforschung seit 1948 sowie Mitglied der New Yorker Akademie der Wissenschaften, er erhielt die Carl-Engler-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Mineralölwissenschaft und Kohlechemie 1969, die Pettenkofer-Bunsen-Ehrentafel des deutschen Vereins für Gas- und Wasserfachmänner 1970 sowie die Ehrendoktorwürde der Universität Potchefstroom in Südafrika 1970.

René Gilbert 2015

Quellen

Archiv des KIT 21001/2360, 21011/913, 28002/362.

Werk

Über die Synthese von Kohlenwasserstoffen, Diss. Wien 1929.

Literatur

Das Gas- und Wasserfach 115 (1974), S. 525; Manfred Rasch: Pichler, Helmut, in: Neue Deutsche Biographie (NDB) Bd. 20, Berlin 2001, S. 415 f.