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Heinrich Hansjakob


Heinrich Hansjakob, Bleistiftzeichnung von Curt Liebich, 1909, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1198.

Heinrich Hansjakob

Theologe, Schriftsteller, Politiker, * 19. August 1837 Haslach/Ortenaukreis, † 23. Juni 1916 ebd., kath., 4 uneheliche Kinder.

Nach dem Besuch des Rastatter Lyzeums studierte Heinrich Hansjakob, Sohn eines Bäckers und Gastwirts, 1859-1862 an der Universität Freiburg Theologie, Philologie und Geschichte. Im August 1863 wurde Hansjakob zum Priester geweiht, im Dezember des Jahres Lehramtspraktikant am Gymnasium in Donaueschingen nachdem er zuvor vor dem Karlsruher Oberschulrat das philologische Staatsexamen abgelegt hatte. Im März 1865 folgte an der Tübinger Universität im Fach Geschichte die Promotion. Seit April 1865 war Hansjakob als Professor und kommissarischer Vorstand an der Höheren Bürgerschule und zugleich als Kaplan in Waldshut tätig.

Sein Engagement im badischen Kulturkampf für die katholische Kirche und gegen die Liberalisierungsbestrebungen des badischen Staates führte Ende Juni 1869 zur Suspendierung vom Schuldienst und Verbüßung einer ersten Haftstrafe. Während seines Pfarramts in Hagnau am Bodensee (1869-1884) - hier gründete er 1881 die erste deutsche Winzergenossenschaft - trat er 1871-1881 als Abgeordneter der Katholischen Volkspartei für den Wahlkreis Offenburg-Land in der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung in Karlsruhe weiterhin vehement für die Sache der Kirche ein. Über seine Abgeordnetentätigkeit und seine Aufenthalte in Karlsruhe veröffentlichte er 1878 den Band "In der Residenz. Erinnerungen eines badischen Landtagsabgeordneten", 1911 folgte eine zweite, stark erweiterte und überarbeitete Auflage. 1884-1913 war er Stadtpfarrer in der Freiburger Pfarrei St. Martin. Hier begann er um 1900 die Missstände in der Kirche zu kritisieren und geriet mehrfach in Streit mit dem Erzbischöflichen Ordinariat. Im Streit um den seit 1910 vom Papst geforderten Antimodernisteneid, den Hansjakob ablehnte, trat er 1913 von seinem Pfarramt zurück.

Seit 1886 verbrachte er jährlich seinen Urlaub in Hofstetten bei Haslach, wo er sich 1901-1903 seine Grabkapelle und Gruft erbauen ließ. Seit 1913 lebte er in seinem mit den Buchhonoraren finanzierten Haus Freihof in Haslach.

In der Niederschlagung der badischen Revolution durch preußische Soldaten 1849, einem Schlüsselerlebnis des damals zwölfjährigen Hansjakob, wurzelte vor allem seine lebenslange revolutionär-demokratische Gesinnung. Mit 74 Büchern und zahlreichen Artikeln in Zeitungen und Zeitschriften zählt er zu den bekanntesten Schriftstellern Süddeutschlands. Populär haben ihn vor allem jene Bücher gemacht, in denen er das Volk und das Leben seiner Schwarzwälder Heimat schildert. Dabei gibt er sich oft fortschrittskritisch und geißelt die Ausbeutung der armen Unterschicht, wobei er auch antisemitische Vorurteile schürt. Hansjakob war auch ein Gegner der Frauenemanzipation.

Vor allem an seinen Wirkungsstätten Hagnau und Freiburg wie an seinem Geburts- und letzten Wohnort wird in vielfältiger Weise an Heinrich Hansjakob erinnert.

In Karlsruhe wurde 1927 eine Straße nach ihm benannt. Seit 2020 weist ein Zusatz zum Straßenschild darauf hin, dass Hansjakob sich auch frauenfeindlich und antisemitisch äußerte.

Katja Förster 2014

Quelle

Nl Hansjakob, Badische Landesbibliothek Karlsruhe.

Werk

Aus meiner Jugendzeit. Erinnerungen, Heidelberg 1880; Wilde Kirchen. Erzählungen aus dem Schwarzwald, Heidelberg 1888; Bauernblut. Erzählungen aus dem Schwarzwald, Heidelberg 1896; Waldleute. Erzählungen, Stuttgart 1897; Erinnerungen einer alten Schwarzwälderin, Stuttgart 1898.

Literatur

Manfred Hildenbrand: Heinrich Hansjakob – Rebell im Priesterrock, Haslach 2002 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Haslach Bd. 2); Joachim Faller: Heinrich Hansjakob, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL) Bd. 23, Nordhausen 2004, Sp. 611–617.