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Gerhard Frommel


Gerhard Frommel, Heidelberg 1970er-Jahre, Foto: Ballarin, Familienarchiv.

Gerhard Frommel

Komponist, Musikschriftsteller, Musikpädagoge, * 7. August 1906 Karlsruhe, † 22. Juni 1984 Filderstadt/Lkr. Esslingen, ev., ∞ 1930 Gertrud Neuhaus, 2 Söhne, 1 Tochter.

Gerhard Frommel stammte sowohl väter- als auch mütterlicherseits aus einer Theologenfamilie. Die Mutter war die Tochter des Präses der evangelischen Landeskirche Baden Albert Helbing, der Vater war der Neffe des Hofpredigers Emil Frommel. Frommel studierte nach Abbruch des Gymnasiums 1922-1924 Tonsatz und Komposition bei Hermann Grabner in Heidelberg, dem er 1924 an das Leipziger Konservatorium folgte. Als Verehrer des George-Kreises vertonte Frommel in dieser Zeit einige Texte des Dichters Stefan George (Lieder der Stille, Vier Gesänge). Von 1926-1929 war Frommel Schüler in der Meisterklasse von Hans Pfitzner an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. 1929 legte er das Examen als Kompositions- und Theorielehrer in Leipzig ab.

Eine erste Anstellung als Tonsatz- und Klavierlehrer hatte Frommel 1929-1932 an der kurz zuvor gegründeten Folkwangschule für Musik, Tanz und Sprechen (heute Folkwang Universität der Künste) in Essen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Frommel, der in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) eintrat, Kompositions- und Theorielehrer am Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt a. M. und blieb dies bis 1945. Trotz seiner Parteimitgliedschaft führte Frommel in dem 1935 von ihm mitbegründeten Frankfurter Arbeitskreis für neue Musik auch in Werke "undeutscher" Komponisten wie Igor Strawinsky und Béla Bartók ein. Seine Publikation Neue Klassik in der Musik (1937), in der er sich zum Einfluss Strawinskys auf seine Werke bekannte, fand 1938 Aufnahme in der Düsseldorfer Ausstellung "Entartete Musik".

Im Zweiten Weltkrieg war Frommel 1940 als Soldat am Frankreich-Feldzug beteiligt und leistete 1942-1944 Wehrdienst an der Heeresmusikschule in Frankfurt. Nach Kriegsende arbeitete er bis 1947 als Kompositionslehrer am im Aufbau begriffenen Staatlichen Hochschulinstitut für Musikerziehung in Trossingen und dann an den Musikhochschulen Heidelberg bis 1956 und Stuttgart bis 1960. Danach erhielt er eine Professur an der Musikhochschule Frankfurt a. M. 1958-1961 dirigierte Frommel den Stuttgarter Orchesterverein, 1959-1979 amtierte er als Vorsitzender der Sektion Baden-Württemberg des Deutschen Komponistenverbands und als Mitglied des Rundfunkrats des Süddeutschen Rundfunks.

René Gilbert 2015

Werk

Sonate D-Moll für Violine und Klavier, 1926/27; Variationen über ein eigenes Thema, 1931; Herbstfeier, Kantate 1932/33; Symphonie Nr. 1 E-Dur, 1937/39; Neue Klassik in der Musik, Darmstadt, 1937; Symphonische Bläsermusik, 1943; Rhapsodische Streichermusik, 1945/46; Klaviersonate Nr. 5 Es-Dur, 1951.

Literatur

Gerhard Frommel: Autobiographische Skizze, in: Gerhard Frommel. Der Komponist und sein Werk, hrsg. von Peter Cahn/Wolfgang Osthoff/Johann Peter Vogel, Tutzing 1979, S. 29-51; Stadtarchiv Heidelberg (Hrsg.): Gerhard Frommel 1906-1984. Ein Heidelberger Komponist. Eine Ausstellung des Stadtarchivs Heidelberg vom 2. Juni-30. September 1987, Heidelberg 1987 (Ausstellungskatalog); Wolfgang Osthoff: Frommel, Gerhard, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. I, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1994, S. 98-100, http://www.gerhard-frommel.de/ (Zugriff am 1. Juli 2016).