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Johann Melchior Molter


Johann Melchior Molter

Hofkapellmeister, Komponist, * 10. Februar 1696 Tiefenort an der Werra/Wartburgkreis, † 12. Januar 1765 Karlsruhe, ev., ∞ 1. 1718 Maria Salome Rollwagen, 2. um 1740 Maria Christina Wagner, 4 Söhne, 3 Töchter.

Über die Kindheit und Jugend Johann Melchior Molters ist wenig bekannt. Bei seinem Vater, einem Schullehrer und Kantor in Tiefenort, erhielt er vermutlich seine erste musikalische Ausbildung. 1713-1715 besuchte er das Gymnasium in Eisenach, danach verlieren sich seine Spuren bis zum Eintritt als Violinist in die Dienste des Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach im Herbst 1717. 1719-1721 ermöglichte ihm der Markgraf zu Studienzwecken einen Italienaufenthalt. In Venedig lernte Molter unter anderen Antonio Vivaldi sowie die Brüder Alessandro und Benedetto Marcello kennen. Nach seiner Rückkehr wurde er von Markgraf Karl Wilhelm zum Konzert- und im April 1722 als Nachfolger von Johann Philipp Käfer zum Kapellmeister ernannt, wofür er sich mit der Herausgabe von sechs dem Markgrafen gewidmeten Violinsonaten (Esercizio Studioso op.1) bedankte.

Infolge des Polnischen Thronfolgekrieges wurde der Musiker im Oktober 1733 aus dem Hofdienst entlassen. Zu Ostern 1734 trat er als Kapellmeister in die Dienste des Herzogs Wilhelm Heinrich von Sachsen-Eisenach. Während einer zweiten Italienreise 1737/38 erreichte ihn die Nachricht vom Tod Karl Wilhelms am 12. Mai 1738. Daraufhin reiste er umgehend nach Karlsruhe, wo er anstelle von Sebastian Bodinus mit den Kompositionen für die Trauermusik zu den Trauerfeierlichkeiten beauftragt wurde (Opfer der Treue, Wenn Fürsten ihre Häupter neigen).

Durch den Tod von Herzog Wilhelm Heinrich im Sommer 1741 verlor Molter seine Eisenacher Anstellung als Hofkapellmeister. Im November 1742 ersuchte er daher die Vormundschaftsregierung des unmündigen Karl Friedrich um die Wiedereinstellung als Baden-Durlachischer Hofkapellmeister, was zum Februar 1743 genehmigt wurde. Unmittelbar nach dem Regierungsantritt des Markgrafen Karl Friedrich am 22. November 1746 wurde er von diesem mit der Reorganisation von Hofkapelle und -musik betraut. Unter Molters Leitung gelangte die Karlsruher Hofmusik in den 1750er-Jahren zu neuer Blüte, woran seine eigenen Kompositionen als auch die anderer zeitgenössischer Komponisten Anteil hatten. Sein musikalisches Schaffen, das schon bald nach seinem Tode in Vergessenheit geriet, umfasst alle zeitgenössischen Gattungen. Erst im 20. Jahrhundert wurde mit der systematischen Erschließung und Erforschung seines Werkes begonnen.

Katja Förster 2014

Quellen

Nachlass Johann Melchior Molter, Badische Landesbibliothek Karlsruhe, https://www.blb-karlsruhe.de/sammlungen/musikalien/bestand/vor-und-nachlaesse-a-z/#c913 (Zugriff am 27. November 2018); Armin Brinzing: Thematischer Katalog der Musikhandschriften (Signaturengruppe Mus. Hs.). Mit einem vollständigen Verzeichnis der Werke Johann Melchior Molters (MWV), Wiesbaden 2010 (Die Handschriften der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, Bd. XIV).

Literatur

Klaus Häfner: Der badische Hofkapellmeister Johann Melchior Molter (1696-1765) in seiner Zeit. Dokumente und Bilder zu Leben und Werk, hrsg. von der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, Karlsruhe 1996.