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Karl Friedrich von Baden


Karl Friedrich von Baden, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oI 72.

Karl Friedrich von Baden

Markgraf, Kurfürst, Großherzog, * 22. November 1728 Karlsruhe, † 11. Juni 1811 Karlsruhe, ev., ∞ 1. 1751 Karoline Luise von Hessen-Darmstadt († 1783), 5 Kinder, 2. 1787 Luise Geyer von Geyersberg, spätere Reichsgräfin von Hochberg, 5 Kinder.

Nach dem frühen Tod seines Vaters, des Erbprinzen Friedrich, 1732 wurde Karl Friedrich von der Großmutter Magdalene in Durlach erzogen, weilte 1743-1745 zur höheren Ausbildung in Lausanne und reiste dann nach Frankreich und in die Niederlande. Durch den Kaiser für mündig erklärt, übernahm Karl Friedrich 1746 als Markgraf von Baden-Durlach die Regierung. Dank weiterer Reisen gewann Karl Friedrich an Aufgeschlossenheit gegenüber den geistigen Strömungen der Zeit. Nach der Eheschließung 1751 wohnte er im Karlsruher Schloss, dessen Holzbau nun durch einen Steinbau ersetzt wurde.

Karl Friedrich verstand sich als absoluter Fürst, der Reformen als alleiniger Vertreter der Staatsgewalt ausüben wollte, als aufgeklärter Regent zum Wohle des Volkes, verwurzelt im Geist christlicher Pflichterfüllung. So schaffte er 1767 die Folter als unsinnige Methode und 1783 die Leibeigenschaft ab, die Todesstrafen gingen zurück. Als engagierter Anhänger des physiokratischen Systems in Frankreich sorgte er mit Reformvorhaben von der Landerschließung über Hochwasserschutz durch Kanalbauten und Unternehmensförderung bis zu Verbesserungen des Schulsystems für eine Steigerung der Produktivität von Landwirtschaft, Handel und Gewerbe. Feste Beamtenbesoldung und Bekämpfung von Amtsmissbrauch und Korruption sorgten für eine effizientere Verwaltung.

In der sparsamen Hofhaltung spiegelte sich das Ziel von Karl Friedrich, die Staatsschulden zu verringern. Dennoch erwarb sich der Hof dank des regen geistigen und kulturellen Interesses des Fürstenpaares den Ruf eines „Musenhofs“, an dem hervorragende Zeitgenossen wie Voltaire, Klopstock, Herder und Goethe verkehrten.

In der 65-jährigen Regierungszeit von Karl Friedrich vergrößerten sich Fläche und Einwohnerzahl seiner Markgrafschaft um etwa das Zehnfache. Er erbte 1771 gemäß dem 1765 geschlossenen Vertrag die Markgrafschaft Baden-Baden, womit die lange Teilung der badischen Markgrafschaften ein Ende fand. Die besondere Herausforderung der Integration des neuen katholischen Landesteils erfolgte nach dem Wahlspruch seines Regierungshandelns „moderate et prudenter“ mit Maß und Vernunft und im Geiste der Toleranz. In der Folge der napoleonischen Politik erzielte das Land nach den Verlusten linksrheinischer badischer Gebiete im Reichsdeputationshauptschluss 1803 mit der Ernennung von Karl Friedrich zum Kurfürsten erhebliche Landgewinne, so die rechtsrheinische Pfalz und durch die Säkularisation geistliche Besitztümer und Reichsstädte. Im Preßburger Frieden von 1805 fiel der vorderösterreichische Breisgau an Baden und mit der Rheinbundakte erhielt das Land einen Großteil des Fürstentums Fürstenberg und Karl Friedrich wurde zum Großherzog erhoben. Für den greisen Großherzog schufen seine Beamten (vor allem Friedrich Brauer) mit Organisations- und Konstitutionsedikten (1803 bzw. 1807) sowie der mit Modifikationen versehenen Übernahme des Code Napoleon die Voraussetzungen für das Zusammenwachsen des Landes.

Die Residenzstadt Karlsruhe erfuhr durch die Vergrößerung des Landes und damit auch der Landesverwaltung eine Aufwertung und durch Friedrich Weinbrenner seine erste, klassizistische Stadterweiterung.

Für den von der Bevölkerung verehrten Karl Friedrich wurden schon zu Lebzeiten Denkmäler im Land errichtet, davon drei in Karlsruhe (auf dem Schlossplatz, im Erbprinzengarten und im Hardtwald), und 1844 wurde die zentrale Fächerstraße in Karl-Friedrich-Straße umbenannt.

Leonhard Müller 2012

Literatur

Gerald Maria Landgraf: „Moderate et prudenter“ - Studien zur aufgeklärten Reformpolitik Karl Friedrichs von Baden (1728-1811), Landsberg a. L. 2008; Friedrich von Weech: Karl Friedrich (Großherzog von Baden), in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) Bd. 15, Leipzig 1882, S. 241–248; Annette Borchardt-Wenzel: Karl Friedrich von Baden – Mensch und Legende, Gernsbach 2006.