Menü
Suche

Hans Kindermann


Hans Kindermann am 28. Juni 1989 anlässlich der Übergabe seiner beiden Plastiken an der Westseite der Stadthalle, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Bildstelle I 5536.

Hans Kindermann

Bildhauer, Zeichner, * 21. Mai 1911 Mainz, † 11. Mai 1997 Gleishorbach/Lkr. Südliche Weinstraße, ∞ 1. 1933-1936 Barbara Elisabeth (Elsa) Flaig, 1 Tochter, 2. 1939-1951 Grete Krahl, 3 Kinder, 3. 1955-1960 Ilse Szubinski, 4. 1968 Yvonne-Maria Mallison, 2 Kinder.

Nach der Ausbildung zum Innenarchitekten an der Mainzer Staatsschule für Kunst und Handwerk (1925-1929) war der Sohn eines Drehers zunächst in dem Beruf tätig. 1933-1939 studierte Hans Kindermann an der Düsseldorfer Kunstakademie, seit 1937 als Meisterschüler des Schweizer Bildhauers Alexander Zschokke. Für kurze Zeit war er noch als freischaffender Bildhauer in Düsseldorf tätig, dann folgte 1940 der Kriegsdienst an der Ostfront. Nach schwerer Verwundung 1941 und Lazarettaufenthalten, zuletzt in Freiburg, übersiedelte er 1944 nach Hemmenhofen am Bodensee. Dort kam die Familie Kindermann in dem Sommerhaus unter, das bereits Erich Heckel mit seiner Ehefrau bewohnte.

Da sämtliche Arbeiten seines Düsseldorfer Ateliers 1943 und seine Freiburger Unterkunft 1944 Luftangriffen zum Opfer gefallen waren, stellte Hemmenhofen einen Neuanfang für den Bildhauer dar. Aus Ermangelung an Werkzeug und Material für plastisches Gestalten wandte sich Kindermann zunächst der Zeichnung zu, die ihm von nun an als Mittel der künstlerischen Reflexion sowie der bildnerischen Reduktion auf das Essenzielle dienen sollte. Auf Vorschlag von Heckel wurde er 1957 an die Karlsruher Kunstakademie berufen, an der er bis zu seiner Emeritierung 1977 eine Bildhauerklasse leitete. Von 1963-1971 war er auch Rektor der Akademie, die in dieser Zeit einen Strukturwandel erfuhr.

Primäres Sujet seines Schaffens war und blieb die menschliche Figur. Mehrfach porträtierte er zum Beispiel Karlsruher Künstlerkollegen. Im unterschiedlichen Modellierduktus der streng konturierten Köpfe schält sich die Wesensart der Dargestellten heraus. Bronze, Zement, Terrakotta, Gips, Holz und Kunststoff bildeten das Material seiner Charakterstudien, wobei er den Werkstoff vereinzelt verfremdete, indem er zum Beispiel Bronze und Holz farbig fasste. Kindermann schuf auch zahlreiche monumentale Plastiken und Reliefs für den öffentlichen Raum, darunter das Holzrelief des Bundesadlers (1969) im großen Sitzungssaal des Bundesverfassungsgerichts, die Bronzeskulptur Terra et mundus (1959-1969) vor Institutsneubauten des heutigen Karlsruher Institus für Technologie (KIT) und den Brunnen am Entenfang in Karlsruhe (1979), für dessen stehenden Knaben sein Sohn Modell stand.

Seit 1945 beteiligte sich Kindermann an zahlreichen Ausstellungen. Er erhielt unter anderem 1978 das Große Bundesverdienstkreuz, 1983 den Kunstpreis des Landes Baden-Württemberg und 1987 den Kunstpreis des "Künstlerbundes Baden-Württemberg", dessen Ehrenmitglied er seit 1989 war.

Katja Förster 2014

Literatur

Der Bildhauer Hans Kindermann (1911-1997). Katalog anlässlich der gleichnamigen Ausstellung vom 18. Oktober 2012-1. Februar 2013 bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, Karlsruhe, Karlsruhe 2012.