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Ignaz Lengelacher


Ignaz Lengelacher

Bildhauer, * 25. Juli 1698 Unterpeißenberg/Lkr. Weilheim-Schongau, † 1780, kath., ∞ 1728 Veronika de Zauner, 10 Kinder.

Ignaz Lengelacher wurde in der Nähe des Klosters Wessobrunn als Sohn eines wohlhabenden Bauern, der gleichzeitig als Bürgermeister der Gemeinde vorstand, geboren. Über seine Mutter ist er mit dem Kirchenmaler Matthäus Günther verwandt. Seine Ausbildung erhielt Lengelacher in der Wessobrunner Stukkatorenschule, die zahlreiche namhafte Künstler hervorgebracht hat. Mit 19 Jahren ging er nach Wien und arbeitete als Bildhauergehilfe an Skulpturen von Lorenzo Mattielli und Giovanni Stanetti unter anderem am Schloss Belvedere mit. Als Bildhauer frei entfalten konnte sich Lengelacher als Reichsfürst Walther von Dietrichstein ihn 1719 für den Wiederaufbau seines abgebrannten Schlosses nach Nikolsburg (Südmähren) berief. Er ließ sich in dem Ort nieder, heiratete eine von dort stammende Handwerkertochter. In den folgenden Jahrzehnten schuf er in Mähren zahlreiche Skulpturen, darunter die Statue des heiligen Nepomuk in Nikolsburg sowie den Altar in der Kirche des Benediktinerstifts Raigern.

Als weitere Aufträge ausblieben, wozu auch Lengelachers cholerisches Wesen beitrug, verließ er 1754 seine Familie und kehrte kurzzeitig in seine oberbayerische Heimat zurück, um danach in Bruchsal in der Werkstatt seines ehemaligen Schülers und Neffen Joachim Günther zu arbeiten. 1758 erhielt er am badischen Hof in Karlsruhe eine Anstellung als zweiter Hoffigurist neben dem kranken und häufig arbeitsunfähigen Bildhauer Christoph Melling. Hier arbeitete er zunächst an der Fertigstellung der Figurengruppen, Trophäen und Putten an den unterschiedlichen Schlossbauten. Anschließend erhielt er den Auftrag zur Schmückung der Zufahrtsstraße zum Schloss mit Plastiken. Dafür entstanden bis 1764 die aus gelbem Sandstein gefertigten zwei Figurengruppen Simson im Kampf mit dem Löwen und Herkules, der den Drachen mit einer Keule erschlägt, und zwölf aus rotem Sandstein gefertigte Einzelfiguren. Von diesen sind acht erhalten geblieben: Borghesische Faun mit Bacchus-Kind, Äskulap mit Schlange und Stab, Bacchus mit Weinlaub und Trauben, Venus Kallipygos, Herkules, Hygieia mit Salbentopf, Flötenspieler und Pan. Die heute ebenfalls zu sehenden Skulpturen Hebe und Diana wurden 1966/67 von Emil Sutor geschaffen und ersetzen die verloren gegangen Originale. Die Figuren, die ab 1782 den Weg zum Schloss zierten, wurden im 19. und 20. Jahrhundert im Stadtgebiet mehrfach umgestellt.

Nach seiner Zeit in Karlsruhe, das er 1764 wieder verließ, erhielt Lengelacher 1771 von Markgraf August Georg Simpert von Baden-Baden mit der Errichtung des Standbilds Bernhards II. (des Seligen) für den Bernhardusbrunnen auf dem Rastatter Marktplatz seinen letzten bekannten Auftrag.

René Gilbert 2015

Quelle

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten.

Werk

Altar in der Kirche des Benediktinerstifts Raigern, 1727; Statue des heiligen Nepomuk in Nikolsburg, 1740; Skulpturen auf dem Karlsruher Schlossplatz, 1760-1764; Standbild Bernhards des Seligen in Rastatt, 1771.

Literatur

Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, 23. Bd., Leipzig 1929, S. 51; Richard Melling: Der Karlsruher Hofbildhauer Ignaz Lengelacher (1698-1780), in: Badische Heimat 34 (1954) S. 18-27; Beatrice Vierneisel: Mythologische Bildwerke auf dem Schlossplatz, in: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, Karlsruhe 1989, S. 127-133 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7), Teil 1 (PDF) und Teil 2 (PDF) zum Download (Zugriff am 26. September 2022).