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Christian Thran


Portraitgemälde Christian Thrans von Johann Ludwig Kisling, 1767, Privatbesitz.

Christian Thran

Hofgärtner, * 1701 Sonderburg/Alsen/heute Dänemark, † 17. November 1778 Durlach, ∞ 1734 Rosina Kummer, 2 Söhne, 3 Töchter.

Christian Thrans Lebensweg vor seiner Ankunft in Karlsruhe ist wegen fehlender Quellen unklar. Möglicherweise war er Lehrling im Schlossgarten von Gottorf, der aufgrund seiner modernen Gewächshausbauten für exotische Pflanzen eine gewisse Vorbildfunktion für die europäischen Fürstenhöfe hatte. Über verwandtschaftliche Beziehungen des badischen Herrscherhauses zur Familie des Herzogs von Schleswig-Holstein-Gottorf gelangten auch andere Gärtner von dort nach Durlach und später nach Karlsruhe, vor allem nachdem Schloss Gottorf 1713 wieder an den dänischen König gefallen war.

1726 wurde Thran als Glashausgärtner in Karlsruhe in Dienst gestellt und hatte sich vor allem um den Botanischen Garten, der vor dem Schloss angelegt wurde, zu kümmern. Von 1731 bis 1733 begleitete er im Auftrag von Markgraf Karl Wilhelm eine von August dem Starken von Sachsen finanzierte Expedition einer Reisegruppe nach Afrika. Sie sollte seltene Pflanzen und Tiere für die Schlossgärten der beiden Herrscher besorgen. Thrans auf dieser Reise geführtes Tagebuch wird heute im Generallandesarchiv Karlsruhe aufbewahrt und wurde vom Stadtarchiv Karlsruhe in einer Edition mit erläuternden Aufsätzen publiziert. Thran beschreibt darin nicht nur Flora und Fauna der bereisten Regionen Nordafrikas (Algerien, Tunesien und Libyen), sondern auch Land und Leute sowie archäologische Stätten auf dem gesamten Reiseweg über die Schweiz und Frankreich und Inseln im Mittelmeer. Nach dem Tod des sächsischen Kurfürsten wurde die Expedition abgebrochen und Thran und seine Begleiter kehrten zurück, brachten aber eine gewisse Ausbeute der Reise für die heimischen Gärten und Menagerien mit. Ein Teil dieser Ausbeute fand in gedruckten Pflanzenverzeichnissen von 1733 und 1747 zum Karlsruher Schlossgarten Eingang, an denen Thran mitwirkte.

1738 zeichnete der Hofgärtner die bekannten Karlsruher Stadtansichten aus der Vogelperspektive in Nord-Süd- und Süd-Nord-Richtung, die 1739 nach dem Tod des Stadtgründers gedruckt wurden. Er bezeichnete sich darin selbst als Lustgärtner, der die Inspektion über sämtliche fürstlichen Gärten innehat. Nach dem Regierungsantritt von Markgraf Karl Friedrich 1746 wurde der barocke Lustgarten vor dem Schloss als nicht mehr zeitgemäß empfunden und nach und nach aufgelöst, um unter anderem dort Paraden durchführen zu können. Der Botanische Garten wurde an seine heutige Stelle verlegt. Thran selbst war bis zu seiner Versetzung nach Durlach 1757 an dieser Umgestaltung noch beteiligt und beschäftigte Lehrlinge, wie ein von ihm ausgestellter Gesellenbrief, der sich im Stadtarchiv befindet, dokumentiert. In Durlach betrieb er seit 1753 am Fuße des Turmbergs eine Krappfabrik mit der von ihm wohl aus Afrika importierten Färberröte, einer Pflanze, die sich für das purpurähnliche Einfärben von Stoffen und Kleidungsstücken eignete. Damit brachte er es zu einigem Wohlstand, so dass er seinen drei Töchtern nach seinem Tod ein beachtliches Vermögen hinterlassen konnte. Im evangelischen Kirchenbuch von Durlach ist sein Todesdatum mit einer Altersangabe vermerkt, so dass sich daraus auch sein Geburtsjahr erschließt, das aufgrund der Verwechslung mit einem Namensvetter in der älteren Literatur falsch angegeben wurde.

Peter Pretsch 2022

Werk

Johann Ludwig Eichrodt/Christian Thran: Index plantarum Horti Carlsruhani tripartius, Karlsruhe 1733; Christian Thran/Josua/Risler: Hortus Carolsruhanus, Lörrach 1747; Eine Afrikareise im Auftrag des Stadtgründers. Das Tagebuch des Karlsruher Hofgärtners Christian Thran 1731-1733, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Peter Pretsch und Volker Steck, Karlsruhe 2008 (=Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 30).

Literatur

Emil Lacroix: Christian Thran, der Baden-Durlachische Kunst- und Lustgärtner, in: Die Pyramide (Beilage zum Karlsruher Tagblatt), Nr. 21 (1932), S. 114 ff. und 118 f.; derselbe: Christian Thran, in: Die Heimat. Monatsschrift für schleswig-holsteinische Heimatforschung und Volkstumspflege, Nr. 50 (1940), S. 50-56; Peter Pretsch: Christian Thran, in: Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 1993-1998, hrsg. von Manfred Koch und Leonhard Müller, Karlsruhe 1996, S. 142-146, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 21. Juli 2022); Website Gartenkunst von Bert Breitmann, http://www.gartenkunst-beitmann.de/weiter.php?buch=9&kap=47 (Zugriff am 23.Mai 2022).