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Jakob Elias Poritzky (Itzhak Eliyahu Poritzky)


Jakob Elias und Helene Poritzky mit Tochter Ruth, um 1907, Foto aus: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Familie_poritzky.jpg?uselang=de (Zugriff am 3. Dezember 2015).

Jakob Elias Poritzky (Itzhak Eliyahu Poritzky)

Schriftsteller, Regisseur, * 13. Januar 1876 Lomża/Polen, † 1. Februar 1935 Berlin, jüd., ∞ 1901 Helene Orzolkowski (1874-1942), 1 Kind.

Poritzky war als jüngstes von vier Kindern des Handelsmannes Abraham Poritzky, noch in Russisch-Polen geboren, vier Monate nach der Geburt mit der Familie nach Karlsruhe gekommen. Aufgewachsen im "Dörfle" unter verschiedenen Adressen, wo der Vater um 1890 das Haus Waldhornstraße 42 erworben hatte, begann der an Theater und Psychologie Interessierte notgedrungen eine kaufmännische Lehre für ein Jahr. Danach begab er sich nach Frankfurt a. M. und Paris, nahm Schauspielunterricht, begann nach seiner Rückkehr 1897 in Berlin ein Studium der Philosophie und Medizin. Dieses beendete er ohne Abschluss, einerseits aus Geldmangel, andererseits reüssierte er bereits als freischaffender Schriftsteller.

Sein erstes - unveröffentlichtes - Stück (Priska - ein Schauspiel in 3 Akten) verfasste er im Alter von 14 Jahren, seit 1894 sind zahlreiche gedruckte Lyrika und Prosa überliefert - Auseinandersetzung mit Religion, dem eigenen strengen orthodoxen Elternhaus und gesellschaftliche Themen. Poritzky verkehrte in Berliner Literatenkreisen. Zahlreich sind schriftstellerische Zeugnisse, auch Essays und Kritiken im Berliner Tageblatt. 1908 wurde am Hoftheater Karlsruhe sein im gleichen Jahr publiziertes Stück "Die Glücklichen, ein lustig Märchenspiel in 3 Akten§ aufgeführt; 1911-1914 arbeitete er als Dramaturg an den Meinhard-Bernauerschen Bühnen in Berlin.

1915 erhielt er eine Stelle als Dramaturg am Hoftheater Karlsruhe, inszenierte zahlreiche Stücke, unter anderem "Brand" von Henrik Ibsen. Die Familie zog in die Eisenlohrstraße. Seine Tätigkeit in Karlsruhe endete jedoch konfliktreich und unglücklich 1916. Poritzky begab sich wieder nach Berlin, wo er die Leitung des Musikalienverlags Drei Masken übernahm, daneben schrieb er weiter für Zeitungen, als Schriftsteller, war auch tätig für Film und Rundfunk.

Poritzky wurde auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee begraben. Seine Frau war mit der Tochter Ruth (1902-1942) in Karlsruhe geblieben und wirkte hier als Musikerin. Mutter und Tochter wurden deportiert und 1942 in Auschwitz ermordet.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2012

Quellen

StadtAK 8/Autographen, 8/StS 13 (unter anderem Sammlung gedruckter Gedichte 1895-1905, Manuskripte); GLA 57a/1553; Badische Landesbibliothek Karlsruhe und Staatsbibliothek Berlin, Teilnachlässe J. E. Poritzky; Deutsches Rundfunk-Archiv (Sendungen 1926-1932).

Werk

Bolko, Trauerspiel in 5 Aufzügen (1894); Die Glücklichen, ein lustig Märchenspiel in 3 Akten (1908); Meine Hölle, Berlin 1906 (Autobiographie, Neuaufl. 2010, zus. mit Abseits vom Leben! Skizzen aus der Anatomie, Berlin 1896).

Literatur

Gedenkbuch für die Karlsruher Juden, Christoph Kalisch: Helene Poritzky, https://gedenkbuch.karlsruhe.de/namen/3377 und Ruth Poritzky, https://gedenkbuch.karlsruhe.de/namen/3339 (Zugriff am 30. September 2022).