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Johann Wilhelm Stern


Wilhelm Stern, um 1850, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 1520.

Johann Wilhelm Stern

Pädagoge, Direktor des evangelischen Lehrerseminars Karlsruhe, * 22. April 1792 Mosbach, † 31. März 1873 Karlsruhe, ev., ∞ 1821 Luise Ploucquet (1799-1871), 5 Söhne, 2 Töchter.

Wilhelm Stern, Sohn eines Bäckermeisters und Weinhändlers, besuchte die Schule in Mosbach, bevor er 1807 an das Lyzeum in Karlsruhe wechselte, wo er von Johann Peter Hebel in Natur- und Sprachlehre sowie in Hebräisch unterrichtet wurde. Obwohl Stern eine Vorliebe für die Naturwissenschaften hegte, begann er 1811 ein Theologiestudium in Heidelberg, wechselte aber bald nach Tübingen und legte im September 1814 in Karlsruhe das Examen ab. Dank der Vermittlung eines seiner Tübinger Lehrer konnte Stern ab 1815 in der Schweiz die Lehrmethoden des von ihm verehrten Johann Heinrich Pestalozzi studieren und an dessen Institut in Yverdon-les-Bains am Neuenburgersee unterrichten. Im Herbst 1817 kehrte Stern nach Baden zurück und trat eine Lehrerstelle am Karlsruher Lyzeum an. 1819-1823 arbeitete er als Diakon in Gernsbach, wo er erstmals nach den Grundsätzen Pestalozzis unterrichten konnte.

Im Rahmen einer neu zu errichtenden evangelischen Lehrerbildungsanstalt wurde Stern im Mai 1823 zum Professor und Hauptlehrer des Lehrerseminars Karlsruhe ernannt. Dort zeichnete er in den folgenden Jahren für den Aufbau des Seminars und die Konzipierung des Unterrichts verantwortlich. Damit und mit seinen Lehrbüchern hatte Stern maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Schulwesens in Baden im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts. Im April 1837 erfolgte seine Ernennung zum Seminardirektor und zum Mitglied der Oberschulkonferenz.

Wegen seiner Sympathie für den Pietismus und seiner Haltung im Katechismusstreit zog sich Stern ab den 1830er-Jahren zunehmend den Unmut des Evangelischen Oberkirchenrats zu. Durch seine Betätigung in der badischen Erweckungsbewegung und als Vorstand des Badischen Landesvereins für Innere Mission geriet Stern in den späten 1840er-Jahren in der liberalen Ära Badens immer mehr in eine Außenseiterposition. Im Alter von 73 Jahren wurde Stern 1866 pensioniert. 1898 wurde die Sternstraße in Mühlburg nach ihm benannt.

René Gilbert 2016

Quellen

GLA 76/876, 76/7599.

Werk

Erfahrungen, Grundsätze und Grundzüge für den biblisch christlichen Unterricht mit Würdigung der Beschaffenheit dieses Unterrichts in gegenwärtiger Zeit, Karlsruhe 1833; Zweites Sprach- und Lesebuch für die Mittel- und Oberschüler in deutschen Elementarschulen, Karlsruhe 1837; Belehrendes Lese- und Unterrichtsbuch für badische Volksschulen, Karlsruhe 1849; Evangelisch-protestantischer Katechismus, Karlsruhe 1853; Lehrbüchlein des christlichen Glaubens nach der heiligen Schrift und zum Verständnis der Schrift in Schule und Haus, für die gesamte evangelische Kirche, lutherische und reformierte, eingerichtet, Karlsruhe 1853; Erklärung der vier Evangelien, 2 Bde., Karlsruhe 1869; Erklärung der Apostelgeschichte, Karlsruhe 1872.

Literatur

Karl Friedrich Ledderhose: Wilhelm Stern, weiland Professor und Seminardirector in Karlsruhe, Heidelberg 1877; Ferdinand Leutz: Wilhelm Stern, in: Badische Biographien Bd. 2, hrsg. von Friedrich von Weech, Karlsruhe 1881, S. 315-321 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/titleinfo/246264 (Zugriff am 23. Dezember 2020); Karl Friedrich Ledderhose: Stern, Wilhelm, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 36, Leipzig 1893, S. 110-116; Johannes Ehmann: Wilhelm Stern (1792-1873). Direktor des evangelischen Schullehrerseminars zu Karlsruhe und Vater der badischen Erweckung, in: Lebensbilder aus der evangelischen Kirche in Baden im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 4, hrsg. von Gerhard Schwinge, Ubstadt-Weiher 2015, S. 40-57.