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Ruth Hella Grimm


Ruth Hella Grimm

* 1910

1910 in einer politisch linksgerichteten Künstlerfamilie geboren, verbrachte Ruth Grimm Kindheit und frühe Jugend in Berlin. Weltwirtschaftkrise sowie das Erstarken rechtsextremistischer Kräfte veranlassten die Familie 1929 nach Den Haag und 1932 nach Paris zu ziehen, wo Grimm Kunstgeschichte studierte. Bei Kriegsausbruch Anfang September 1939 hielt sie sich in der Normandie auf. Mit weiteren deutschen Emigranten, darunter zahlreichen Juden, kam sie nach Nevers in Burgund. Das militärische Vorgehen Deutschlands gegen Frankreich führte zu ihrer Internierung im Lager Gurs, aus dem sie dank ihres französischen Schwagers noch im selben Jahr entlassen wurde. Sie kehrte in das von den Deutschen als Feldkommandantur eingerichtete Nevers zurück, wo sie bis zum Frühsommer 1944 als Dolmetscherin tätig war. Dann floh sie vor den Bombardements der Alliierten nach Deutschland, wurde bei Neuenburg schwer verwundet und bis zur Zerstörung Freiburgs im Dezember 1944 in der dortigen Universitätsklinik, anschließend bis Herbst 1945 in einem Oberpfälzer Lazarett behandelt.

Nach Verhaftungen wegen des Verdachts auf Kollaboration und weiteren Klinikaufenthalten zog Grimm 1948 nach Karlsruhe. Als 1950 der bereits 1947 in Berlin gegründete und zunächst nur in der sowjetischen Besatzungszone zugelassene Demokratische Frauenbund Deutschland (DFD) auch in der Bundesrepublik seine Arbeit aufnehmen konnte, schloss sich Grimm der Karlsruher Ortsgruppe an. 1952 übernahm sie als Nachfolgerin von Friedl Reger die Leitung des circa 20 Mitglieder zählenden Verbands. Die Frauen gehörten mehrheitlich der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) an oder waren, wie Edith Dietz, mit Politikern der KPD bzw. KPD-Mitgliedern verheiratet. Den Vertreterinnen des DFD, der sich 1948 der Internationalen Demokratischen Frauen-Föderation (IDFF) angeschlossen hatte, ging es vor allem um die Sicherung des Friedens auf antimilitaristischem Wege. Gegen Militarisierung, Wiederbewaffnung, atomare Rüstung etc. machten sich Grimm und ihre Karlsruher Mitstreiterinnen stark. Nach dem Verbot von KPD 1956 und DFD 1957 brachte sie sich aktiv in der Deutschen Friedens-Union (DFU) ein. Seit 1952 engagierte sie sich zunächst in Rüppurr und später in Oberreut im Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner (VdK) und initiierte Ende der 1950er-Jahre auf Bundesebene eine Gesetzesänderung für die Gleichbehandlung von Frauen und Männern bei der Entschädigung der Kriegsversehrten.

Katja Förster 2015

Literatur

Barbara Guttmann: Ruth Hella Grimm. Mein Herz hat immer links geschlagen ..., in: Barbara Guttmann: "Zwischen Trümmern und Träumen". Karlsruherinnen in Politik und Gesellschaft der Nachkriegszeit. Portraits, Karlsruhe 1997, S. 23-31, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 14. Oktober 2022).