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Frieda Reger, geb. Eitel


Frieda Reger um 1990, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1831.

Frieda Reger, geb. Eitel

Gegnerin des Nationalsozialismus, KPD-Politikerin,* 26. November 1903 Friedrichstal/Gemeinde Stutensee, + 23. März 1999 Karlsruhe, ∞ 1925 Robert Reger (1902-1951), kinderlos.

Frieda Eitel wuchs als Tochter eines Müllers mit sieben Geschwistern auf. Nach dem Schulbesuch arbeitete sie 1918 im Werk Karlsruhe der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM), wobei sie im Oktober 1918 bei der Arbeit an einer Maschine eine Verletzung erlitt. Seit 1919 hatte sie eine Anstellung bei der Karlsruher Druckerei Lang in der Waldstraße, die sie auch nach ihrer Hochzeit mit dem Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) Robert Reger beibehielt. Ihr Ehemann arbeitete als Lastwagenfahrer im Straßenbau, bis er 1932 arbeitslos wurde. Sie selbst trat 1932 der KPD bei, engagierte sich als Referentin für Frauenfragen in Karlsruhe und Umgebung, war seit 1932 in der Unterbezirksleitung der Partei für Frauenarbeit zuständig und stand in diesem Jahr bei der Reichstagswahl auf der Kandidatenliste der KPD. Zudem war sie Leiterin der örtlichen Frauenstaffel gegen Faschismus und wirkte in der KPD-Organisation Rote Hilfe mit.

Als die Nationalsozialisten im März 1933 zahlreiche Regimegegner – vorwiegend Sozialdemokraten und Kommunisten - in so genannte Schutzhaft nahmen, waren darunter auch Frieda und Robert Reger. Frieda verblieb vom 16. bis zum 25. März im Gefängnis in der Riefstahlstraße. Die bei der Entlassung ausgesprochene Drohung, dass ein weiteres Engagement gegen den NS-Staat schwere Folgen haben würde, ignorierte sie. Mit anderen Parteimitgliedern beteiligte sie sich an der Herstellung und Verteilung von Flugschriften gegen die Herrschaft der Nazis. Dafür wurden in ihrer Wohnung in der Zähringerstraße die Matrizen angefertigt. Darunter befanden sich auch die Vorlagen für die KPD-Untergrundzeitung "Trotz alledem Rote Fahne", die von März 1933 bis März 1934 mit mindestens 15 Ausgaben und einer Auflage zwischen 150 und 300 Stück erschienen ist. Für Frieda Reger endete ihre Beteiligung nach einer Denunziation bereits am 26. Mai 1933, nachdem in ihrer Wohnung eine Schreibmaschine und mehrere tausend Blatt Papier beschlagnahmt worden waren. Am 19. Juni 1934 wurde die Schutzhaft in U-Haft umgewandelt. Erst am 17. März 1934 konnte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) die Verhaftung der Beteiligten an der Herstellung und dem Vertrieb der "Trotz alledem Rote Fahne" melden, in mehreren Gerichtsverfahren wurden 62 Beteiligte zu langen Freiheitsstrafen verurteilt. Frieda Reger erhielt nach 14 Monaten U-Haft nach ihrem Prozess vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe Anfang September 1934 wegen Vorbereitung zum Hochverrat eine Zuchthausstrafe von einem Jahr und 8 Monaten, die sie unter teilweiser Anrechnung der U-Haft bis Ende August 1935 im Zuchthaus Bruchsal absitzen musste.

Nach ihrer Freilassung, ihr Mann blieb im KZ Kislau inhaftiert, musste sie eine neue Wohnung und einen neuen Arbeitsplatz suchen. Eine neue Tätigkeit als Hilfsarbeiterin fand sie bis 1939 bei der Säcke- und Deckenfabrik Hans Dieffenbacher, die auch Rücksicht auf ihre durch die Haft anfällige Gesundheit nahm. 1940 kehrte sie wieder an ihren ehemaligen Arbeitsplatz in der Druckerei zurück. In der zweiten Kriegshälfte wurde sie bis zum Kriegsende dienstverpflichtet, während ihr Ehemann Kriegsdienst an der Ostfront leisten musste.

Wenige Wochen nach dem Kriegsende wurde die vor 1933 in der Frauen- und Sozialpolitik der KPD aktive Frau im städtischen Fürsorgeamt angestellt, wo sie bis zum Ruhestand 1963 tätig blieb. Parallel dazu arbeitete sie im erweiterten Vorstand der Arbeiterwohlfahrt und auch beim Arbeitersamariterbund mit. Parteipolitisch engagierte sie sich erneut als Leiterin der kommunistischen Frauengruppe Karlsruhe und sie kandidierte bei den Kommunalwahlen 1947 auf einem allerdings aussichtslosen Listenplatz. 1950 übernahm sie die Leitung der Karlsruher Gruppe des seit diesem Jahr in der Bundesrepublik aktiven überparteilichen, aber KPD-nahen Demokratischen Frauenbunds Deutschland (DFD). Der sogenannte Adenauererlass der Bundesregierung vom September 1950, der die Unterstützung kommunistischer Organisationen mit den Dienstpflichten von Angehörigen des öffentlichen Dienstes für unvereinbar erklärte, veranlasste Frieda Reger nach ihren Angaben neben gesundheitlichen Gründen, um 1951/52 wie zahlreiche andere Mitglieder aus der KPD auszutreten.

Manfred Koch/Jürgen Schuhladen-Krämer 2023

Quelle

GLA 480 Nr. 1459 (1-2), Zeitzeugengespräch vom 28. August 1994.

Literatur

Manfred Koch: Widerstand und Verfolgung, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 504-506, Buch zum Download (PDF); Barbara Guttmann: "den weiblichen Einfluss geltend machen..." Karlsruher Frauen in der Nachkriegszeit 1945-1954, Karlsruhe 2000, S. 90 f. (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 21), Buch zum Download (PDF) (Zugriff jeweils am 17. Juli 2023).