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Ludwig Frank


Ludwig Frank, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 361.

Ludwig Frank

Jurist, Politiker, * 23. Mai 1874 Nonnenweier/Gde. Schwanau/Ortenaukreis, † 3. September 1914 bei Baccarat/Dép. Meurthe-et-Moselle/Frankreich, jüd., ledig.

Ludwig Frank war der Sohn eines Kaufmanns und besuchte zunächst die Volksschule seines Geburtsorts, später das Gymnasium in Lahr, das er 1893 als Jahrgangsbester abschloss. Bereits in der Schulzeit kam Frank mit dem Gedankengut sozialistischer Vordenker wie Friedrich Engels oder August Bebel in Kontakt. Anschließend studierte er – unterbrochen durch seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger 1894–1897 Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Freiburg im Breisgau und Berlin. Es folgten 1899 die Promotion sowie das Referendariat, das er 1900 mit dem zweiten Staatsexamen abschloss. Im selben Jahr trat Frank in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein.

Zunächst in einer Mannheimer Rechtsanwaltskanzlei angestellt, eröffnete Frank 1903 seine eigene Kanzlei. Parallel engagierte er sich verstärkt in der sozialdemokratischen Parteiarbeit und nahm 1903 am SPD-Parteitag und 1904 am internationalen Sozialistenkongress in Amsterdam teil. 1904 wurde Frank Mitglied des Mannheimer Bürgerausschusses, 1905 als Vertreter des Wahlbezirks 41 (Karlsruhe-Ost) Mitglied der zweiten Kammer der badischen Ständeversammlung und 1907 als Vertreter des Wahlkreises Mannheim Mitglied des Reichstags. In Mannheim rief er 1904 den Verein junger Arbeiter Mannheims ins Leben. Nach dessen Vorbild entstanden in der Folge eine Reihe weiterer örtlicher Arbeiterjugendvereine in Baden, 1906 wurde in Karlsruhe der Verband junger Arbeiter Deutschlands gegründet.

Frank gehörte zu den Vertretern einer reformorientierten Politik und den Befürwortern der Bündnispolitik mit den Nationalliberalen und den Demokraten. Daher nahm er auch 1907 an der Beisetzung von Großherzog Friedrich I. teil, wofür er parteiinterne Kritik erhielt. Die Schwerpunkte von Franks Arbeit auf Landesebene lagen auf der Schulpolitik, wo er für gleiche Bildungschancen aller Schülerinnen und Schüler eintrat, und in seinem Einsatz für die Abschaffung des preußischen Dreiklassenwahlrechts. Im Reichstag trat er als justizpolitischer Sprecher seiner Fraktion insbesondere mit Forderungen zu Reformen im Justizwesen hervor. Als Vorkämpfer einer deutsch-französischen Verständigungspolitik agierte Frank in der Julikrise 1914 auf Kundgebungen für die Wahrung des Friedens in Europa. Der allgemeinen Kriegsbegeisterung in Deutschland im August konnte jedoch auch er sich nicht entziehen, sodass er den Kriegskrediten zustimmte und sich anschließend freiwillig zum Heeresdienst meldete. Frank wurde am 13. August eingezogen und starb drei Wochen später auf dem Schlachtfeld in Lothringen. Er war der erste von zwei Reichstagsabgeordneten, die im Ersten Weltkrieg als Soldat fielen.

René Gilbert 2016

Quelle

Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1914, 30. Jg., Karlsruhe 1916, S. 247-249, Band zum Download (PDF) (Zugriff am 2. September 2022).

Werk

Über die Entwicklung der Innungen in Baden, Diss. Freiburg 1899; Briefe aus Amsterdam, Offenburg 1904; Die jugendlichen Arbeiter und ihre Organisationen, Berlin 1906; Die bürgerlichen Parteien des deutschen Reichstags – historische Skizzen. Mit einem Anhang: Die Programme der bürgerlichen Parteien Deutschlands, Stuttgart 1911.

Literatur

Sally Grünebaum: Ludwig Frank. Ein Beitrag zur Entwicklung der deutschen Sozialdemokratie, Heidelberg 1924; Karl Otto Watzinger: Ludwig Frank – ein deutscher Politiker jüdischer Herkunft, Sigmaringen 1995 (= Quellen und Darstellungen zur Mannheimer Stadtgeschichte Bd. 3); Sylvia Neuschl-Marzahn: Ludwig Frank (1874-1914), in: Politische Köpfe aus Südwestdeutschland, hrsg. von Reinhold Weber und Ines Mayer, Stuttgart 2005, S. 54-63 (= Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs Bd. 33); Monika Pohl: Ludwig Frank, in: Jüdisches Leben in Baden 1809 bis 2009, Ostfildern 2009, S. 242-245.