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Minnie Nast


Minnie Nast, 1899, Nationalmuseum Warschau.

Minnie Nast

Kammersängerin (Sopran), * 10. Oktober 1874 Karlsruhe, † 20. Juni 1956 Füssen, ∞ Karl Frans Robert von Frenckell (1880-1952), 2 Söhne.

Helene Wilhelmine, genannt Minnie, Nasts Eltern waren beide am Großherzoglichen Hoftheater Karlsruhe beschäftigt. Ihr Vater Karl war Konzertmeister, ihre Mutter Adelheid Chorsängerin. Nast studierte am Karlsruher Konservatorium bei Hermann Rosenberg und bei Bianca Bianchi in Salzburg. 1897 gab sie ihr Bühnendebüt am Stadttheater Aachen, 1898 erhielt sie ein Engagement an der Dresdner Hofoper, an der sie bis zum Ende ihrer Bühnenlaufbahn im Jahr 1919 blieb. Dazwischen unternahm Nast Tourneen, die sie nach Amsterdam (1902, 1910, 1917), an das Deutsche Theater Prag (1903), nach Kanada und in die USA (1905), an die Hofopern von Berlin (1906), München und St. Petersburg sowie an die Wiener Volksoper (1906, 1908) und die Royal Opera in London (1907) führten. Infolge eines Schiffsunglücks während der Überfahrt nach Großbritannien, bei dem viele ihrer Kolleginnen und Kollegen ums Leben kamen, entschied Nast, nie wieder in Übersee aufzutreten. Durch ihren Mann, den Generalkonsul in Helsinki, Karl Frans Robert von Frenckell, hatte Nast mehrere Gastspiele in Finnland. Als Ehrenmitglied der Dresdner Staatsoper arbeitete Nast ab 1919 in der Elbmetropole als Gesangslehrerin. Nachdem ihr Haus bei einer Bombardierung 1945 zerstört worden war, musste Nast Dresden verlassen.

Nast übernahm hauptsächlich Soubrette-Rollen in Mozartopern, wie beispielsweise die des Cherubino in Figaros Hochzeit oder die der Pamina in Die Zauberflöte. Ebenfalls zu ihrem Repertoire gehörten Rollen in Opern von Richard Strauss. Am 21. November 1901 wirkte Nast in der Uraufführung von Feuersnot mit, am 25. Januar 1909 sang sie eine kleine Partie in der Uraufführung von Elektra. Darüber hinaus gilt ihre Darbietung der Sophie in der Uraufführung von Der Rosenkavalier vom 26. Januar 1911 wegen des reinen Klangs ihrer Stimme ohne hallendes Echo als herausragend.

Weitere Uraufführungen, in denen Nast eine Rolle übernahm, waren Das war ich! vom 6. Oktober 1902, Alpenkönig und Menschenfeind vom 1. Oktober 1903 (beide von Leo Blech), Barfüßele von Richard Heuberger (1905, nach einer Erzählung von Berthold Auerbach), Die Schneider von Schönau von Jan Brandts-Buys vom 1. April 1916 und Coeur As von Eduard Künneke (1913). Weitere Rollen Nasts waren die Marguerite in Faust von Charles Gounod, die Mimi in La Bohème und die Butterfly in Madame Butterfly (beide von Giacomo Pucchini) sowie die Eva in Die Meistersinger von Nürnberg von Richard Wagner.

Schallplattenaufnahmen belegen die hohe technische Vollendung ihres Gesangs. In der Rolle des Bauernmädchens Micaëla wirkte Nast zudem an der ersten Tonaufzeichnung von Carmen von Georges Bizet mit.

René Gilbert 2017

Quelle

GLA 57a/1467.

Literatur

Karl J. Kutsch/Leo Riemens: Großes Sängerlexikon, 4., erweit. und aktual. Aufl. Bd. 5: Menni - Rappold, München 2003, S. 3296 f.; Stanley Sadie (Ed.): The new Grove dictionary of music and musicians, 2. Aufl., Bd. 17, London 2001, S. 651.