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Lucian Reich


Lucian Reich, Lithographie seines Schwagers Johann Nepomuk Heinemann, 1849, Stadtmuseum Hüfingen.
Fastnacht in Hüfingen, Lithographie J. N. Heinemanns nach Entwurf L. Reichs in: Hieronymus. Lebensbilder aus der Baar und dem Schwarzwalde, Karlsruhe 1853.

Lucian Reich

Maler, * 26. Februar 1817 Hüfingen/Schwarzwald-Baar-Kreis, † 2. Juli 1900 Hüfingen, kath., ∞ 1874 Margaretha Stoffler, 1 Tochter.

Lucian Reich wurde als Sohn des Oberlehrers Luzian Reich, des Älteren, der sich auch als Bildhauer und Unternehmer betätigte, geboren. Er besuchte zusammen mit seinem Bruder, dem späteren Bildhauer Franz Xaver Reich, von 1833 bis 1836 das Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt und wurde dort von seinem Lehrer, dem Nazarener Philipp Veit, in Malerei ausgebildet.

Zurück in Hüfingen betätigte er sich als Trachtenmaler, bevor er nach einem Studienaufenthalt in München 1842 zusammen mit seinem Bruder nach Karlsruhe gerufen wurde. Während sein Bruder für die Umsetzung des Figurenschmucks an der neuerbauten Gemäldegalerie, der heutigen Staatlichen Kunsthalle, eingesetzt wurde, sollte Lucian Reich neben anderen Künstlern Wand- und Deckengemälde im dortigen Treppenhaus und den Ausstellungssälen nach Entwürfen von Moritz von Schwind anfertigen. Bis zur Beendigung dieser Arbeit im Frühjahr 1845 war Lucian Reich neben Guido Schreiber einer der Hauptinitiatoren der Karlsruher Fastnacht im Vormärz, für die er sowohl organisatorisch als auch künstlerisch tätig wurde. Der neue Bekanntenkreis in Karlsruhe eröffnete ihm auch die Möglichkeit, Illustrationen für Werke der hier versammelten Literaten beizusteuern, so 1843 für die Zeitschrift Josef Baders Badenia oder das badische Land und Volk, das von Hermann Kurz und Berthold Auerbach 1845 herausgegebene Deutsche Familienbuch zur Belehrung und Unterhaltung oder für das 1849 von Guido Schreiber veröffentlichte Werk Der badische Wehrstand seit dem 17. Jahrhundert bis zum Ende der französischen Revolutionskriege.

Durch diese Arbeit wurde Reich angeregt, selbst literarisch tätig zu werden. Zurück in Hüfingen schrieb und illustrierte er sein Hauptwerk Hieronymus. Lebensbilder aus der Baar und dem Schwarzwalde, das 1853 bei Herder in Karlsruhe erschien, als Reich zusammen mit seinem Bruder an der dekorativen Ausschmückung des neuen Hoftheaters arbeitete. Großherzog Friedrich I. erteilte ihm 1854 den Auftrag, eine historisch-topographische Beschreibung der Insel Mainau und des Bodensees zu verfassen und zu illustrieren. Das Werk erschien 1856 im Verlag C. F. Müller in Karlsruhe. Diese seinerzeit hochgelobten Publikationen, die heute als bibliophile Kostbarkeiten gehandelt werden, machten Reich zwar bekannt, brachten ihm aber wenig Verdienst ein. Daher nahm er 1855 die schlecht bezahlte Stelle eines Zeichenlehrers am Großherzoglichen Lyceum in Rastatt an, die er bis zu seiner Pensionierung 1889 innehatte. Daneben betätigte er sich als Kirchenmaler und lieferte Entwürfe für Gemälde und Altarbildnisse in der Bernharduskirche in Rastatt, die Pfarrkirchen in Iffezheim und Hüfingen, die Ottilienkapelle in Bräunlingen und die Heiligkreuzkapelle in Geisingen. Außerdem verfasste er weitere Erzählungen und Novellen sowie seine Lebenserinnerungen, die 1896, vier Jahre vor seinem Tod, erschienen. Sein künstlerischer und literarischer Nachlass wird heute im Stadtmuseum Rastatt verwahrt. Zudem wird er in der Dauerausstellung des Stadtmuseums seiner Heimatstadt Hüfingen eingehend gewürdigt.

Peter Pretsch 2022

Werk

Guido Schreiber: Der Badische Wehrstand seit dem siebzehnten Jahrhundert bis zum Ende der französischen Revolutionskriege. Bilder deutschen Wehrstandes, Karlsruhe 1849 (Illustriert von Lucian Reich); Hieronymus. Lebensbilder aus der Baar und dem Schwarzwalde, Karlsruhe 1853; Wanderblüthen aus dem Gedenkbuch eines Malers. Mit einem Titelblatt von Rudolf Gleichauf und Bildern von L. Reich, Karlsruhe 1855; Die Insel Mainau und der Badische Bodensee: mit Berücksichtigung der angrenzenden Gebietstheile, Karlsruhe 1856 (Nachdruck Dortmund 1990); Bruder Martin. Ein Hausbüchlein für die Jugend. Hüfingen 1853, Freiburg im Breisgau 1863; Novellen und Skizzen, Karlsruhe 1896.

Literatur

Lucian Reich oder die Suche nach der verlorenen Vergangenheit, Ausstellungskatalog, hrsg. v. den Städten Hüfingen und Rastatt, Rastatt 1997 (Auf S. 125 Liste seiner Veröffentlichungen); Jenny Dopita: Der Maler und Schriftsteller Lucian Reich (1817-1900), Stadtgeschichtliche Reihe der Stadt Rastatt, Bd. 10, Ubstadt-Weiher 2007 (Diss. mit Werkverzeichnis).