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Berthold Auerbach


Berthold Auerbach, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 23.

Berthold Auerbach

Schriftsteller, * 28. Februar 1812 Nordstetten/Stadt Horb am Neckar, † 8. Februar 1882 Cannes, jüd., ∞ 1. 1847 Auguste Schreiber († 1848), 2. 1849 Nina Landesmann, 1 Sohn aus erster Ehe, 2 Söhne und 1 Tochter aus zweiter Ehe.

Berthold Auerbach, geboren als Moses Baruch Auerbacher, war das neunte von zwölf Kindern eines Handelsmanns und wuchs im damals zum Königreich Württemberg gehörenden Nordstetten bei Horb auf. Nach dem Besuch der jüdischen Elementarschule Nordstetten wechselte er mit dem Ziel Rabbiner zu werden 1825 auf die Talmudschule in Hechingen. 1827-1830 besuchte Auerbach die Talmudschule des Rabbiners Elias Willstätter in Karlsruhe, wo er bei einem Onkel wohnte. 1830 folgte der Besuch des Gymnasiums in Stuttgart bis zum Abitur 1832. Anschließend studierte Auerbach Philosophie und jüdische Theologie in Tübingen, München und Heidelberg. Als Mitglied der Deutschen Burschenschaft ständig von Verhaftung bedroht, kam Auerbach in dieser Zeit zweimal für kurze Zeit in Untersuchungshaft. Aufgrund weiterer polizeilicher Untersuchungen, die Ende 1836 zu einer Verurteilung zu zwei Monaten Festungshaft führten, wurde ihm die Zulassung zum Rabbinatsexamen verweigert.

Zur Bestreitung des Lebensunterhalts wandte er sich der Schriftstellerei zu und betätigte sich als Literaturkritiker. Während der Haftzeit auf dem Hohenasperg Anfang 1837 begann er mit der Arbeit an "Spinoza", seinem ersten, im selben Jahr erschienenen Roman. Ein Ergebnis der intensiven Beschäftigung mit dem Werk des niederländischen Philosophen Baruch Spinoza war die von Auerbach 1841 vorgelegte fünfbändige Gesamtausgabe der Schriften Spinozas, die er aus dem Lateinischen übersetzt hatte.

In den folgenden Jahren lebte Auerbach in Bonn und Mainz, wo er vor allem an den "Schwarzwälder Dorfgeschichten" arbeitete, deren Veröffentlichung 1843 bei Kritikern, Kollegen und Leserschaft begeisterte Aufnahme fand. Den ersten Dorfgeschichten folgten insgesamt neun weitere Bände, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Mit dem großen Erfolg der "Dorfgeschichten" avancierte Auerbach neben Gustav Freytag, seinem Trauzeugen, zum populärsten deutschen Erzähler des 19. Jahrhunderts.

1843/44 lebte Auerbach erneut mehrere Monate in Karlsruhe, wo er als Redakteur der „Bürgerbibliothek“ und Herausgeber der Bilderzeitschrift "Deutsches Familienbuch zur Belehrung und Unterhaltung" arbeitete. Aus dieser Zeitschrift gingen die 1858-1869 von ihm herausgegebenen Volkskalender hervor. Nachdem er Karlsruhe verlassen hatte, unternahm Auerbach ausgedehnte Reisen durch Deutschland und Österreich. 1849-1859 lebte er in Dresden, wo er zahlreiche Dramen, Romane und Erzählungen verfasste und die persönliche Bekanntschaft mit Friedrich Hebbel, Gottfried Keller und Leo Tolstoi machte. Nach kurzem Aufenthalt im sächsischen (Bad) Schandau siedelte Auerbach 1859 nach Berlin um. 1862 wurden ihm der Hausorden der Herzöge von Coburg-Gotha und der preußische Adlerorden 4. Klasse verliehen.

Auerbach, der 1840 seinem jüdischen Namen den deutschen Vornamen Berthold hinzufügte, setzte im Emanzipationsprozess der Juden auf deren Aufnahme in die deutsche Gesellschaft. Nach seiner patriotischen Begeisterung bei der Reichsgründung 1871 empfand er jedoch bald Verbitterung über den zunehmenden Antisemitismus im Kaiserreich. Auerbach blieb trotz körperlicher und seelischer Beeinträchtigungen bis an sein Lebensende literarisch tätig. Er starb während eines Kuraufenthalts im südfranzösischen Cannes.

René Gilbert/Manfred Koch 2017

Quelle

Nachlass im Deutschen Literaturarchiv Marbach.

Werk

Werkverzeichnis, https://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za874/homepage/auerb.htm (Website im Oktober 2022 nicht mehr aufrufbar); Romane (Volksausgabe), 12 Bde., Stuttgart 1872; Berthold Auerbachs sämtliche Schwarzwälder Dorfgeschichten, Volksausgabe in 10 Bänden, Stuttgart 1884.

Literatur

Walter Hagen: Berthold Auerbach, in: Lebensbilder aus Schwaben und Franken Bd. 7, hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg von Max Miller und Robert Uhland, Stuttgart 1960, S. 299-321; Wolfgang Menzel/Ludger Syré: Der Meister der Dorfgeschichte – zum 200. Geburtstag von Berthold Auerbach, in: Badische Heimat 92 (2012), S. 708-724 https://regionalia.blb-karlsruhe.de/solrsearch/index/search/searchtype/collection/id/20093/start/0/rows/10/author_facetfq/Menzel%2C+Wolfgang (Zugriff am 23. Oktober 2023); Jesko Reiling (Hrsg.): Berthold Auerbach (1812-1882) – Werk und Wirkung, Heidelberg 2012 (= Beiträge zur neueren Literaturgeschichte Folge 3, 302); Christof Hamann (Hrsg.): Berthold Auerbach – ein Autor im Kontext des 19. Jahrhunderts, Trier 2013 (= Schriftenreihe Literaturwissenschaft Bd. 88).