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Rudolf Schwarz


Veranstaltung des Jüdischen Kulturbundes 1936 unter Beteiligung von Rudolf Schwarz, Stadtarchiv Karlsruhe 8/StS 20/2755.

Rudolf Schwarz

Dirigent, Pianist, NS-Verfolgter, * 29. April 1905 Wien, † 30. Januar 1994 London, jüd., ∞ 1950 Greta Ohlson, 1 Sohn.

Schwarz studierte Musik in Wien bei den Komponisten Hans Gál und Richard Strauss. Sein Instrument war das Piano, mit dem er in der Wiener Staatsoper und der Wiener Philharmonie spielte. 1924 dirigierte er erstmals an der Düsseldorfer Oper und kam von dort 1927 als Korrepetitor nach Karlsruhe an das Badische Landestheater. Unter Generalmusikdirektor Josef Krips konnte Schwarz zahlreiche Konzerte und Opern dirigieren, darunter nahezu alle Wagner-Stücke. 1933 verlor er diese Stellung wegen seiner jüdischen Herkunft. Tatsächlich trat der zuvor aus der jüdischen Konfession Ausgetretene unter diesen Umständen wieder in die liberale Jüdische Gemeinde Karlsruhe ein und engagierte sich fortan in ihr und dem örtlichen Kulturbund durch künstlerische Veranstaltungen.

1937 nahm er auch unter der Annahme, als österreichischer Staatsbürger geschützt zu sein, das Angebot an, Dirigent vom Kulturbund-Orchester Berlin zu werden. Sein Versuch, im Sommer 1938 in Göteborg eine Stellung zu erhalten, scheiterte, er kam nach Berlin zurück und wurde am 2. September 1939 inhaftiert und Ende Juni 1940 wieder entlassen. Im November 1942 erneut inhaftiert, wurde er in das KZ Auschwitz deportiert. Von dort kam er in das KZ Sachsenhausen und schließlich nach Bergen-Belsen, wo er am 15. April 1945 befreit wurde.

Schwarz begab sich dann zuerst nach Schweden und ging von dort 1946 nach Kopenhagen, wo er allerdings ohne Aussicht auf eine feste Anstellung dirigieren konnte. Im Frühjahr 1946 hatte er ein Angebot der Berliner Staatsoper abgelehnt. 1947 folgte er einem Ruf nach England. Er wirkte bis 1951 als musikalischer Leiter des Symphonie-Orchesters in Bournemouth und danach bis 1957 des Symphonie-Orchesters von Birmingham. 1957 wurde er Chefdirigent des BBC-Symphonieorchesters. Schwarz' Vorliebe galt modernen Komponisten wie Gustav Mahler oder Paul Hindemith. Seine Aufführungen stießen in Kulturbeilagen der Presse auch auf massive Kritik. Dies war der Grund für seinen Wechsel zum Sinfonieorchester von Newcastle upon Tyne im Jahr 1964. Bis 1973 entwickelte er dieses Orchester zu einem der führenden des Landes. Der BBC blieb er als Gastdirigent verbunden. Schwarz galt als Perfektionist, war dabei aber stets rücksichtsvoll gegenüber den Musikern. Die Anerkennung seiner Kollegen stellte er über die Gunst der Kritiker oder des Publikums.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2017

Quellen

StadtAK 8/StS 13/41 und 345; Isr. Gemeindeblatt Ausgabe B vom 13. Dezember 1933, 20. Januar 1934 und 20. März 1934; HStA Stuttgart J 386 Bü 317 Blatt 38.

Literatur

Josef Werner: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im dritten Reich Karlsruhe 1990, 2. Aufl., passim (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 9), Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 29. September 2022).