Menü
Suche

Ritter AG


Blick auf die Firma Ritter AG von der Zufahrtsstraße aus, 1950er-Jahre, Pfinzgaumuseum Durlach U I 186,2.

Ritter AG

1924 übernahm die Ritter AG aus Rochester/New York die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratende Durlacher Firma Arnold Biber. Der Auswanderer Frank Ritter hatte in den USA 1870 eine Möbelfabrik gegründet und fertigte bald Zahnarztstühle. Nach seinem Tod 1915 übernahmen die Töchter den Betrieb. Ritter hatte im Jahr 1900 als erster die Produktion elektrisch betriebener Zahnbohrmaschinen aufgenommen und war aufgrund des steigenden Bedarfs an einem zusätzlichen Standort in Deutschland interessiert. Produziert wurden von nun an in Durlach Stühle, Bohrmaschinen, Schleifmotoren und Röntgenapparate für Zahnarztpraxen.

Der Firmeninhaber war auch sozial eingestellt: 1931 gab Ritter bedürftigen Durlacher Kindern täglich Mittagessen in der Werkskantine. Bis in die 1960er-Jahre war die Firma weltweit führend auf dem Markt der Dentaleinrichtungen. Zum 75-jährigen Jubiläum, das auch in Durlach gefeiert wurde, besuchte 1962 eine Delegation des amerikanischen Mutterhauses die Durlacher Niederlassung. Trotz eines Großbrandes der Firma 1973 gab es einige Jahre des Aufschwungs, doch dann spitzte sich die wirtschaftliche Lage der Firma 1985 zu. Die Mutterfirma Sybron Corporate in den USA zog sich aus dem Dentalgeschäft zurück, woraufhin eine deutsche Industriellengruppe den Durlacher Betrieb kaufte.

Nach einem Sanierungskonzept 1990 hatte sich die Ritter GmbH, wie sie nun hieß, ihren Namen international zurückerobert. Sie lieferte zu dieser Zeit sogar Zahnarztstühle nach Moskau und Osaka. Wieder einmal erfüllte das Unternehmen eine Vorreiterfunktion durch die Produktion von Zahnarztstühle mit niedriger Sitzhöhe speziell auch für Zahnärztinnen. 1995 musste das Unternehmen jedoch Konkurs anmelden, das gesamte Inventar wurde versteigert. Die Produktion verlegte man auf den Hauptsitz der Firma, die sich als Ritter Concept GmbH neu aufstellte, nach Zwönitz im Erzgebirge und nach Biberach a. d. Riß. Bis 2007 befand sich zunächst in der Killisfeldstraße, dann in der Fiduciastraße 8 noch ein Büro der neuen Firma.

Anke Mührenberg 2012

Quelle

Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, Bestand Y 211.

Literatur

Anke Mührenberg: Kleine Geschichte Durlachs, Leinfelden-Echterdingen 2009.