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Zigarrenfabrik W. Rieger & Cie.


Zigarrenfabrik W. Rieger & Cie.

Die Zigarrenfabrik W. Rieger & Cie. wurde zum 1. Juni 1880 als offene Handelsgesellschaft (OHG) in Durlach gegründet. Die Gesellschafter waren der Karlsruher Kaufmann Wilhelm J. F. Rieger und der aus Miesau/Rheinpfalz stammende Reallehrer Theobald Roland, der in Kaiserlautern wohnte und mit Katharine Schmitt von Enkenbach verheiratet war. Kaufmann Karl Schmitt von Enkenbach wurde zum Prokuristen bestellt.

Zum 1. Oktober 1881 wurde die Firma von Durlach nach Karlsruhe, in die Rüppurrer Straße 54, verlegt. Das Anwesen gehörte Anna Maria Bürkle aus Schwann/Pforzheim, die seit dem Frühjahr 1881 mit Rieger verheiratet war. Am 26. Februar 1884 schied Roland aus der Gesellschaft aus, dafür wurde der bisherige Prokurist Karl Schmitt vollberechtigter Teilhaber der Firma.

Seit der Schließung der Tabakfabrik Griesbach Mitte der 1880er-Jahre war W. Rieger & Cie. die einzige Zigarrenfabrik in der badischen Landeshauptstadt. 1888 eröffnete sie am nördlichen Ortsrand von Grünwettersbach eine Zweigniederlassung, die schon wenige Jahre später erweitert werden musste und durchschnittlich 80 Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigte. Weitere Zweigniederlassungen sind in Neudorf (Amt Bruchsal) und Hockenheim (Amt Schwetzingen) belegt. Der Karlsruher Betrieb zählte 1893 mindestens 31 männliche und 128 weibliche Arbeiter und Angestellte.

Im August 1909 trat der Karlsruher Kaufmann Ulrich Hof als dritter persönlich haftender Gesellschafter der OHG bei. Anfang Oktober 1914 schied der Geschäftsgründer Wilhelm Rieger aus der Firma aus. Im Juni 1916 starb Karl Schmitt, dessen kaufmännisches Geschick zum Erfolg der Firma entscheidend beigetragen hatte, und im August des Jahres Ulrich Hof. Ihre Ehefrauen, Antonie (Toni) Schmitt, geborene Metz, und Elisabeth Hof, geborene Jene, folgten als persönlich haftende Gesellschafterinnen nach.

Nach dem Tod von Antonie Schmitt am 4. November 1922 verwandelten deren fünf Kinder W. Rieger & Cie. am 20. Januar 1923 – rückwirkend zum 1. Juli 1922 – in eine Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von fünf Millionen Mark. Hans Jene, geb. Schmitt, war mit einem Anteil von zwei Millionen Mark nicht nur Hauptaktionär, sondern er vertrat als Vorsitzender eines dreiköpfigen Vorstandes auch die Gesellschaft nach außen. Häufiger Wechsel im Vorstand und die zunehmend schwierigere wirtschaftliche Lage in den späten 1920er-Jahren führten den Betrieb immer tiefer in die roten Zahlen. Die Herabsetzung des Aktienkapitals von 500.000 RM auf 100.000 RM zur Deckung des Betriebsverlusts im Geschäftsjahr 1932/33 konnte den Konkurs nur verzögern, aber nicht aufhalten. Am 19. Juli 1935 wurde durch Beschluss der Generalversammlung die Gesellschaft aufgelöst und ihre Liquidation eingeleitet.

Katja Förster 2021

Quellen

Digitalisierte Zeitungen in der Badischen Landesbibliothek, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 26. Oktober 2021), darunter Durlacher Wochenblatt vom 18. August 1880; Karlsruher Zeitung vom 13. November 1881, 11. März 1884, 30. August 1909, 9. Oktober 1916, 3. April 1923; Karlsruher Tagblatt vom 7. August 1935.