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Heimatbund Badenerland


Ansicht der mit Plakaten beklebten Kreisgeschäftsstelle des Heimatbunds Badenerland anlässlich des Aufrufs zur Teilnahme am Volksbegehren, 1956, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A4/51/2/26.

Heimatbund Badenerland

Der politische Verein Heimatbund Badenerland wurde am 11. Oktober 1952 gegründet und hatte seinen Sitz in Karlsruhe. Hervorgegangen war der Heimatbund aus den am 27. November 1949 gegründeten ober-, mittel- und unterbadischen Arbeitsgemeinschaften der Badener, die die Wiedervereinigung der seit 1945 mit der Einrichtung von Besatzungszonen durch die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs getrennten badischen Landesteile anstrebten. Nach der Gründung des Südweststaats wurden sie zu einem gesamtbadischen Einheitsverband, dem Heimatbund Badenerland, zusammengeschlossen.

Laut seiner Satzung verfolgte der Heimatbund das Ziel der Restituierung Badens in seinen bis 1945 bestehenden Grenzen. Sein wichtigstes politisches Gremium war der Badische Landesrat. Für die Mitglieder des Vereins stellte dieses Organ den "außergesetzlichen gesamtbadischen Landtag" dar, eine Art Schattenparlament, das die Aufgabe hatte, im öffentlichen Diskurs für die Rechte des badischen Volkes auf seine Eigenstaatlichkeit zu werben, auf die Wiederherstellung des badischen Staates hinzuarbeiten und bis dahin für die Selbstverwaltung der badischen Gebietsteile einzutreten.

Einen wegweisenden Erfolg erzielte der Heimatbund Badenerland, als nach dem Inkrafttreten des Deutschlandvertrags am 5. Mai 1955 die Suspendierung von Artikel 29 des Grundgesetzes, der die Neugliederung des Bundesgebietes regelte, aufgehoben wurde. Im Januar 1956 stellte der Verein beim Bundesinnenministerium einen Antrag auf ein Volksbegehren zur Wiederherstellung des historischen Landes Baden. Das Bundesinnenministerium lehnte diese Forderung mit der Begründung ab, der Südweststaat sei bereits durch eine Volksabstimmung zustande gekommen. In der anschließenden Klage vor dem Bundesverfassungsgericht bekam der Heimatbund am 30. Mai 1956 Recht. Das daraufhin am 19. September erfolgreich durchgeführte Volksbegehren (15% für die Wiederherstellung Badens) machte den Weg frei zu einem neuen und diesmal nur in Baden stattfindenden Volksentscheid. Trotz des vehementen Einsatzes für die Durchführung des Volksentscheids durch den Heimatbund wurde das hierfür notwendige Gesetz von der Bundesregierung erst 14 Jahre später verabschiedet. Diese sowohl auf bundes- als auch auf landespolitischer Ebene betriebene Verschleppungstaktik führte beim Heimatbund zur Gründung der Badischen Volkspartei 1959 und zu Protestaktionen wie dem Aufruf zur Wahlenthaltung bei der Landtagswahl 1964.

Wichtiges publizistisches Organ des Vereins war die Zeitschrift Badenerland, die von Mai 1953 bis Dezember 1970 erschien und alle zwei Monate über badische Wirtschaft und Kultur, aber auch über die Vereinsaktivitäten und die Fortschritte im Gesetzgebungsprozess zum Volksentscheid informierte.

Der Volksentscheid wurde am 7. Juni 1970 durchgeführt. In diesem stimmten nur 18,1% der badischen Bevölkerung für die Eigenständigkeit Badens. Nach dieser deutlichen Abstimmungsniederlage stellte der Heimatbund Badenerland, dessen höchste Mitgliederzahl von 1957-1959 bei rund 2.400 lag, seine Arbeit ein und löste sich im April 1972 schließlich auf.

Vorsitzende des Heimatbunds Badenerland waren 1952-1961 der Rechtsanwalt Franz Gönner, 1961-1964 der frühere Karlsruher Stadtrat Adolf Kühn sowie 1964-1970 der Karlsruher Architekt Reinhold Grund. Bekanntes Vorstandsmitglied war auch der Karlsruher Stadtrat, baden-württembergische Landtagsabgeordnete und Bundestagsabgeordnete Friedrich Werber, der wegen seines Eintritts als Staatsrat in das erste Kabinett Gebhard Müller im Herbst 1953 aus dem Heimatbund ausgeschlossen wurde.

René Gilbert 2015

Quelle

GLA 69 Arbeitsgemeinschaft der Badener, 69 Heimatbund Badenerland.

Literatur

Carola Bury: Badnerland, Heimatland. Die Arbeitsgemeinschaft der Badener (1949-1951), in: Der überspielte Volkswille. Die Badener im südwestdeutschen Neugliederungsgeschehen (1945-1970). Fakten und Dokumente, hrsg. von Robert Albiez, Karl Glunk und Paul-Ludwig Weinacht, Baden-Baden 1992, 2. Aufl., S. 73-95; Robert Albiez: Sachwalter des Mehrheitswillens. Der Heimatbund Badenerland von 1952-61 und der politische Lösungsversuch durch die Badische Volkspartei bei der Landtagswahl 1960, in: Der überspielte Volkswille. Die Badener im südwestdeutschen Neugliederungsgeschehen (1945-1970). Fakten und Dokumente, hrsg. von Robert Albiez, Karl Glunk und Paul-Ludwig Weinacht, Baden-Baden 1992, 2. Aufl., S. 98-183.