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Industrie- und Handelskammer (IHK)


Industrie- und Handelskammer in der Lammstraße 15-17, Westansicht, 1955, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA V V 713.

Industrie- und Handelskammer (IHK)

Die Anfänge der Industrie- und Handelskammer reichen bis Januar 1813 zurück. Damals schlossen sich 37 angesehene Karlsruher Kaufleute, darunter Wilhelm Christian Griesbach, August Klose, Christian Karl Füeßlin, Salomon Haber senior, Christian Meerwein, Jakob Kusel, Carl Joseph Mallebrein und Heinrich Vierordt zu einer freien "vereinigten Handelsstube" zusammen. Berufsbezogener Informationsaustausch und Geselligkeit waren zunächst das Anliegen des Vereins, der sich 1820 erstmals als Handelskammer bezeichnete. Einer ersten Vereinsordnung von 1819 folgte am 28. Januar 1851 eine von staatlicher Seite genehmigte Satzung, was der Interessenvertretung des Handelsstandes eine gewisse amtliche Autorität verlieh, die sich spätestens seit 1832 Grosherzoglich Badische Handelskammer zu Carlsruhe nannte.

Die neue Gewerbeordnung vom 20. September 1862 brachte vollständige Gewerbefreiheit, was 1863 zur Umbildung der Handelskammer in eine freie Handelsgenossenschaft führte. Das badische Handelskammergesetz vom 11. Dezember 1878 zielte auf eine Vereinheitlichung der freien organisierten Genossenschaften mit gleichzeitiger Stärkung und Sicherung ihrer Kompetenzen für den jeweiligen Kammerbezirk. Den Kammern wurde die rechtliche Stellung einer juristischen Person zuerkannt, um "die Gesamtinteressen des Handels und der Industrie ihres Bezirkes wahrzunehmen" (Art. 1); außerdem waren alle Wahlberechtigten beitragspflichtig.

Auf Betreiben des Handelsministeriums wurde der Kammerbezirk Karlsruhe seit 1879 stetig erweitert, zunächst um die Amtsbezirke Bretten, Bruchsal, Durlach und Ettlingen, 1889 um den Kammerbezirk Baden etc., so dass bis 1911 209 Gemeinden der Karlsruher Handelskammer angeschlossen waren. Mit der Vergrößerung des Bezirks stieg die Vielfalt der in der Kammer vertretenen Wirtschaftszweige (Landwirtschaft, Brauereien, Tabak-, Zucker-, Elektroindustrie, Beton-, Maschinenbau, Metallverarbeitung, Spinnereien und Webereien, Parfümerien und Toilettenseifenfabriken, Bijouterien, Glacélederfabrikation, Verlagsbuchhandlungen, Druckerein, Hotelerie, Banken, Versicherungen, Großhandel, gehobener Einzelhandel etc.).

Nach etlichen Quartierwechseln befand sich die Handelskammer von 1841-1916 im Gesellschaftshaus der Eintracht, Schloßstraße 19 (ab 1844 Karl-Friedrich-Straße 30), von 1916-1919 im zweiten Obergeschoss der Hofapotheke und von 1919-1944 im Prinz-Max-Palais, das 1929 in eigenen Besitz übergegangen war. Unter dem NS-Regime erfolgten Umstrukturierungen sowie die Institutionalisierung der Karlsruher Handelskammer bis hin zur völligen Liquidierung des traditionellen Kammerwesens.

Nach schwierigen Anfangsbedingungen unter den Besatzungsmächten erfolgte am 9. Februar 1949 der Eintrag ins Vereinsregister, 1954/55 der Neubau am Friedrichsplatz sowie zum 1. April 1958 die Wiederherstellung des rechtlichen status quo. Im Zuge der baden-württembergischen Verwaltungsreform kam es zum 1. Januar 1973 zur neuerlichen Fusion der neugebildeten Stadtkreise Karlsruhe und Baden-Baden sowie der Landkreise Karlsruhe und Rastatt zur IHK Mittlerer Oberrhein, 1987 in IHK Karlsruhe umbenannt. 1978 folgte die Gründung des IHK-Bildungszentrums Karlsruhe. 1984 übernahm die im Vorjahr gegründete IHK-Unternehmens- und Technologie-Beratung Karlsruhe (UTB) den Aufbau der Technologiefabrik. Ebenso obliegt ihr die Geschäftsführung der 1987 gegründeten Aktionsgemeinschaft Technologie Region Karlsruhe GdbR. Um den vielfältigen Aufgaben des IHK-Bezirks gerecht zu werden, wurde das Kammergebäude 1999 um das IHK Haus der Wirtschaft erweitert.

Katja Förster 2013

Literatur

Wolfgang von Hippel/Frank Engehausen: 200 Jahre IHK Karlsruhe, hrsg. von der IHK Karlsruhe, Ubstadt-Weiher/Heidelberg/Basel 2013; Kammergeschichte, http://www.karlsruhe.ihk.de/share/geschichte/doks/ihk_431000.htm (Zugriff am 10. Dezember 2013).