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Laurentiuskirche


Laurentiuskirche mit Friedhof, 1988, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A55/120/4/29 (Ausschnitt).

Laurentiuskirche

Als das Dorf Hagsfeld im Jahr 991 erstmals urkundlich erwähnt wurde, war im selben Schriftstück die Rede von einer „basilica cum decima“. Dieser Eintrag bezeichnet das früheste gesicherte Datum der Existenz einer Kirche am höchsten Punkt auf Hagsfelder Gemarkung. Dagegen beruhte die 1.100-Jahr-Feier der Laurentiuskirche im Jahr 1961 auf einem nicht wissenschaftlich gesicherten Gründungsdatum (861). Wegen seiner exponierten Lage ist es aber nicht unwahrscheinlich, dass auf dem Platz der Laurentiuskirche bereits in der Antike ein römischer Wachtturm gestanden hat.

Im Hochmittelalter befand sich die Kirche formal im Besitz des Klosters Weißenburg/Elsass, ab 1261 bestätigt eine Urkunde Papst Urbans IV. die Zugehörigkeit der Kirche zum Kloster Gottesaue. In einer auf das Jahr 1499 datierten Urkunde ist der Name Laurentiuskirche erstmals schriftlich belegt. Aufgrund der im nördlichen spätgotischen Torbogen eingearbeiteten Jahreszahl 1510 ist davon auszugehen, dass in jenem Jahr die Kirche um- und ausgebaut wurde.

Durch die Einführung der Reformation in der Markgrafschaft Baden 1556 wurde Hagsfeld evangelisch und die Laurentiuskirche zu einem protestantischen Gotteshaus, dessen Namenspatron, der Heilige Laurentius von Rom, aus dem Kirchennamen entfernt wurde. Da weder die Laurentiuskirche noch ihre Vorgängerbauten über einen klassischen Kirchturm verfügten, ist die Existenz von Kirchenglocken erst für das Jahr 1594 urkundlich nachgewiesen. Diese waren in einem hölzernen Dachreiter bzw. Glockenstuhl eingebaut.

Seit der Reformation wurden auf dem Kirchfriedhof bis 1809 Bestattungen von evangelischen Rintheimer Bürgerinnen und Bürgern vorgenommen, da Rintheim bis 1871 kein eigenes protestantisches Gotteshaus hatte und die Bewohner lange Zeit zum Kirchgang nach Hagsfeld gehen mussten.

Im Dreißigjährigen Krieg und im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde die Laurentiuskirche stark beschädigt und musste wiederaufgebaut werden. Für das Jahr 1750 wird erstmals eine Kirchenorgel erwähnt. 1898 erhielt das Gotteshaus eine neue Orgel. Beim Luftangriff auf Karlsruhe in der Nacht vom 24./25. April 1944 wurde die Laurentiuskirche bis auf die Grundmauern zerstört. Die im Juli 1946 aus hölzernen Bauteilen von Wehrmachtsbaracken fertiggestellte Notkirche in der Schwetzinger Straße diente gleichermaßen als Gottesdienstraum, Gemeindetreffpunkt und Kindergarten. Am 30. November 1952 konnte nach 18-monatiger Bauzeit die wiederaufgebaute Kirche mit drei neuen Glocken durch einen feierlichen Gottesdienst unter Leitung von Landesbischof Julius Bender eingeweiht werden. Äußerlich orientierte man sich an dem Vorgängerbau, wobei im Osten ein Altarraum hinzugefügt wurde. Auf Betreiben von Gemeindepfarrer Guido Brutzer erhielt das Gotteshaus 1962 auch offiziell wieder den Namen Laurentiuskirche. Die 1952 und 1956 in zwei Schritten eingebaute Orgel versah ihren Dienst bis 1998, ehe sie 1999 wegen starker Reparaturbedürftigkeit ausgebaut und an eine katholische Kirchengemeinde in Polen verkauft wurde. Seit 2001 ist die neue Heintz-Orgel in Betrieb.

Während der Renovierungsarbeiten 2003 stieß man auf die Grundmauern des ursprünglichen Kirchengebäudes, wobei sich die südliche Seitenwand etwa auf dem heutigen Mittelgang befand und die Westwand auf Höhe des Quergangs lag. Der damals ebenfalls angelegte Windfang am Haupteingang ist die bislang letzte äußerliche bauliche Veränderung an der Laurentiuskirche.

René Gilbert 2019

Literatur

Peter Pretsch: Hagsfeld. Ausstellung der Stadtgeschichte im Prinz-Max-Palais, Karlsruhe 1988; Gerhard Linder: Eintausend Jahre Hagsfeld. Die Geschichte eines Dorfes, Karlsruhe 1991, S. 281-306 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 12); Evangelische Laurentius-Gemeinde Karlsruhe-Hagsfeld (Hrsg.): Evangelische Laurentius-Kirche Karlsruhe-Hagsfeld, Karlsruhe 2011; Jürgen Krüger: Kirchen in Karlsruhe und die Synagoge, hrsg. von Günter Frank u. a., Ubstadt-Weiher 2015, S. 194.