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St. Hedwig


Konsekration der Kirche St. Hedwig in der Waldstadt, 14. Oktober 1967, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A14/255/3/23.

St. Hedwig

Anfang der 1960er-Jahre bildete sich in der Waldstadt die Waldstadtpfarrei mit einem provisorischen Gottesdienstraum in einer Baracke an der Ecke Waldeck- und Tilsiter Straße. Die steigende Zahl an Gemeindemitgliedern verlangte schon bald nach einem richtigen Gotteshaus.

Von 1965-1967 entstand nach Plänen des Architekten Friedrich Zwingmann das Kirchengebäude, dessen künstlerische Ausgestaltung der Maler und Bildhauer Emil Wachter übernahm, der wie Zwingmann in der Waldstadt lebte. Da viele Waldstadtbewohner aus den ehemaligen Ostgebieten stammten, wurde der Bau der heiligen Hedwig von Andechs, Herzogin von Schlesien, geweiht. Bei der Kirchenanlage, die aus einem quadratischen Gotteshaus mit frei stehendem Glockenturm und separater Kapelle besteht, war ursprünglich der Werkstoff Beton dominierend. Am Außenbau sorgten lediglich die Kanten der Betonplatten und die von Wachter mittelst Styropor-Negativen in Beton gegossenen figürlichen Darstellungen am Haupteingang und an der Ostwand für eine gewisse Auflockerung. An den Innenwänden verlor der Beton an Härte durch bildliche Flachreliefs, die Wachter in die Oberfläche meißelte. Die Zwischenräume und unbearbeiteten Wandflächen wurden in einem speziellen Verfahren aufgeraut, wodurch sie als durchgehender Hintergrund wirkten. Altar, Ambo und Sedilien entwarf Zwingmann, Altarkreuz und die Leuchter Hans Helmut Dietrich. Bei der Statue der Heiligen Hedwig handelt es sich um eine Kopie einer spätgotischen niederbayerischen Skulptur, die Madonnenstatue stammt aus dem Hegau. Bis auf das untere Fensterband, das mit seinen leuchtenden Farbformen den Zyklus der Jahreszeiten versinnbildlicht, fehlte es dem Andachtsraum weitgehend an Farben.

1977 entwarf Wachter einen Teppich für die Altarwand mit gestickten Szenen aus dem Leben der Heiligen Hedwig, den Gemeindemitglieder unter seiner Anleitung ausführten. Bis in die 1990er-Jahre bildete der Teppich den eigentlichen Mittelpunkt der Kirche. Im Zuge einer umfangreichen Sanierung der Kirchenanlage fasste Wachter 1993 die reliefierten Darstellungen der Heilsgeschichte an der Nord-, Ost- und Südwand farbig, die seitdem wesentlich leichter zu lesen sind: Die Südwand zeigt Szenen aus dem Alten Testament (Volk Israel in Ägypten, Auszug aus Ägypten unter Moses etc.), die Nordwand vollendet das Thema der Erlösung mit Darstellungen aus dem Neuen Testament (Passion, Zerreißen des Tempelvorhangs, Pfingstereignis, kosmischer Christus) und die Ost- bzw. Altarwand versinnbildlicht mit der Andeutung des himmlischen Jerusalems den Sieg des Lebens über den Tod. Die äußere Betonverkleidung wurde ebenfalls farblich aufgelockert: Zwischen den in verschiedenen Grau gestalteten Platten sind nun solche eingestreut, die in transparenten Blau- und Grautönen das Motiv des (Tor-)Bogens variieren. 2002 hat Wachter für die Kapelle, die Bilder der Kreuzwegstationen von Sepp Biehler enthält, Taufstein und Ständer für die Taufkerze gefertigt.

Katja Förster 2014

Literatur

Irmgard Heß: St. Hedwig, Karlsruhe, Regensburg 1994; Brigitte Beer-Rothenberger: St. Hedwig in Karlsruhe – Waldstadt. Kirche des Monats Mai 2012, http://www.erzbistum-freiburg.de/html/aktuell/aktuell_u.html?t=fc29295333091a640ffb295c61f2c87c&tto=9e107b9e&&cataktuell=&m=21231&artikel=17317&stichwort_aktuell=&default=true (Zugriff am 29. März 2014); Jürgen Krüger: Kirchen in Karlsruhe und die Synagoge, hrsg. von Günter Frank u. a., Ubstadt-Weiher 2015, S. 202-205.