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Paracelsus-Klinik Karlsruhe


Die Richt-Bauten in Durlach mit dem Krankenhaus in der Mitte, links das Terrassenwohnhaus und rechts das -wohnstift, 1974, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A27/93/1/30.

Paracelsus-Klinik Karlsruhe

Die Paracelsus-Klinik Karlsruhe mit 155 Betten in Durlach war Teil der Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH & Co KGaA. Sie ist die kleinste unter den großen Krankenhaus-Konzernen in Deutschland mit 17 Akutkrankenhäusern und 12 Reha- und weiteren ambulanten Einrichtungen auch im europäischen Ausland.

Der Immobilienkaufmann Robert Richt begann ab 1964 in Durlach neben zahlreichen anderen Projekten in Deutschland in den Raiherwiesen (heute zwischen der Schinnrain-, Killisfeld-, Pfaff- und Raiherwiesenstraße) mit dem Bau eines großen Wohnviertels mit Hochhäusern sowie unterschiedlich hohen Zeilenbauten mit Flachdächern. An der Raiherwiesenstraße entstanden drei sieben- bzw. achtstöckige Terrassenhäuser. Eines für Wohnungen, eines für ein Wohnstift sowie das 1968 begonnene und 1971 eingeweihte Richt-Krankenhaus. Mit seinen damals 187 Betten in den Abteilungen Chirurgie, Urologie, Gynäkologie mit Geburtshilfe, Innere Medizin, HNO und Kieferchirurgie war es als Belegarztklinik konzipiert. Architektur und Privatinvestition des für 11,5 Millionen DM (veranschlagt: 8 Millionen DM) errichteten Hauses erregten seinerzeit Aufsehen. Ebenso aufsehenerregend wurde die finanzielle Schieflage Richts, die zur Eröffnung eines Konkursverfahrens führte. Dabei wurde 1974 auch die Klinik vor dem Amtsgericht Karlsruhe meistbietend versteigert.

Die Stadt Karlsruhe wollte das Haus übernehmen und als GmbH betreiben. Sie bot 16,31 Millionen DM, die zum größten Teil nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz von Bund und Land refinanziert worden wären. Der Klinikinhaber der privaten Paracelsus-Klinik in Osnabrück, Dr. med. Hartmut Krukemeyer, erhielt jedoch für sein Gebot von 16,38 Millionen DM den Zuschlag. Der Aufkauf des Durlacher Hauses gehörte zu dessen expansivem Firmenkonzept seit den 1970er-Jahren, das von seinem Sohn Dr. med. Manfred Krukemeyer fortgeführt wurde. Als Krankenhaus der Grundversorgung wurde es dann bis zum Ende vor allem als Chefarzt- und nur noch in geringem Umfang im Belegarztsystem in sechs Hauptabteilungen geführt, zuletzt mit etwa 270 Vollzeitbeschäftigten. Es wurde gemäß dem Krankenhausfinanzierungsgesetz ebenso öffentlich vom Land gefördert wie kommunale, freigemeinnützige oder Universitätskrankenhäuser. 2017 stellte der Krankenhauskonzern einen Insolvenzantrag. Die Durlacher Paracelsus-Klinik wurde mangels eines Kaufinteressenten Ende Februar 2018 geschlossen.

Das Gebäude wurde verkauft, verschiedene Planungen, darunter eine Senioren-Residenz wurden nicht verwirklicht. Seit 2022 unterhält die Stadt Karlsruhe in den oberen Stockwerken nach Umbauten des Investors entsprechend ihres seit 2004 bestehenden Programms Wohnraumakquise durch Kooperation 100 Sozialwohnungen, zumeist Einzimmer-Appartments, für von Wohnungslosigkeit Betroffene.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2022

Quellen

StadtAK 8/ZGS 42 (Gesundheitswesen, Krankenhäuser); https://www.paracelsus-kliniken.de/karlsruhe/unser-krankenhaus.html (Zugriff am 4. September 2017).