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Kapelle der Evangelischen Diakonissenanstalt Rüppurr


Gesamtaufnahme der Diakonissenanstalt zwischen 1931 und 1933, Archiv der Ev. Diakonissenanstalt Karlsruhe-Rüppurr.
Kapelle der Diakonissenanstalt, 2009, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Erbacher 3101.
Ansicht des Innenraums mit der Orgelempore, 1933, Archiv der Diakonissenanstalt Karlsruhe-Rüppurr.

Kapelle der Evangelischen Diakonissenanstalt Rüppurr

Der 1931-1933 errichtete Neubau der Evangelischen Diakonissenanstalt in Rüppurr umfasste neben dem Mutterhaus und dem Krankenhaus auch eine Kapelle. Das 1929 für einen beschränkten Architektenwettbewerb formulierte Bauprogramm definierte die Kapelle als Bindeglied zwischen den beiden Abteilungen mit einem dritten Zugang von der Straße. Gisbert Freiherr von Teuffel, der die Konkurrenz für sich entschied, konzipierte entlang der neuen Diakonissenstraße einen zwar zusammenhängenden, aber doch sehr unterschiedlich strukturierten Baukomplex. Im Osten befand sich das Mutterhaus, das sich als abgestufte Dreiflügelanlage nach Süden hin öffnete. Lediglich der Westflügel des Mutterhauses wurde auf Höhe des schmalen Verbindungstrakts zum westlich gelegenen Krankenhausbau als Nordflügel weitergeführt und nahm die Kapelle auf. Die sakrale Bedeutung dieses einzigen, weit vor die Nordfront der Anstalt tretenden Flügels ist bereits an seinem Äußeren klar ersichtlich durch den beigefügten Glockenturm mit bekrönendem Kreuz sowie die der Fassade vorgelagerten Strebepfeiler, die sich aus der Stahlbeton-Skelettbauweise ergeben.

Die Kapelle befindet sich im Obergeschoss des Flügels, während das Erdgeschoss den Speisesaal der Diakonissen und das Kellergeschoss die Küche der Anstalt aufnahmen. Ihr Innenraum bestach durch wohlproportionierte Raumverhältnisse und eine äußerst schlichte Ausstattung. Zwei Reihen einfacher Holzbänke säumten den von einem hölzernen 'Tonnengewölbe' überfangenen Mittelgang, der auf den um zwei Stufen erhöhten Altarbereich zuführte. An der rückseitigen Wand war eine schlichte Orgelempore angebracht. Hochrechteckige Vierflügelsprossenfenster mit zart getöntem Fabrikglas ließen ausreichend Licht in das Kapelleninnere fallen.

Anfang der 1950er-Jahre wurde die monochrome Altarwand durch das monumentale Kruzifix des Stuttgarter Bildhauers Ernst Yelin bereichert. 1953 erfolgte eine Neuverglasung der Fenster mit hellem, verschiedenfarbigem Glas. Die im Zweiten Weltkrieg der Metallspende zum Opfer gefallenen drei Glocken wurden 1957 durch drei Bronzeglocken der Glockengießerei Gebrüder Bachert ersetzt. 1966 wurde die bisherige Walcker-Orgel durch eine Orgel des Grötzinger Orgelbauers Wilhelm Wagner erneuert. Bedeuteten bereits Kruzifix, farbig getönte Fenster und die aufwendigere Orgel Störungen für den in seiner eleganten Schlichtheit erhabenen Raumeindruck, ging mit den Veränderungen zu Beginn der 1980er-Jahre das ehemalige Raumerlebnis ganz verloren. An die Stelle der Holzdecke trat eine sattelförmige Decke aus Gipskartonplatten, die subtilen Zuganker wurden durch balkenförmige ersetzt, die rahmenlosen Fenster mit Lisenen aus Gipskartonplatten gefasst und die Sitzbänke durch Stühle ausgetauscht. Die Glasfenster wurden durch Glasmalereien des Künstlers Andreas Felger, denen Textstellen des Johannes-Evangeliums zugrunde liegen, erneuert, der auch den neuen Altar, das neue Lesepult und die Antependien entwarf.

Katja Förster 2015

Literatur

Ute Fahrbach-Dreher: Die Kapelle der evangelischen Diakonissenanstalt, in: Dies.: Rüppurrs Kirchen und Kapellen, Rüppurrer Hefte Bd. 5, hrsg. von der Bürgergemeinschaft Rüppurr durch Günther Philipp, Karlsruhe 2008, S. 88-95; Festschrift zur Einweihung des Neubaus der Evangelischen Diakonissenanstalt Karlsruhe-Rüppurr am Sonntag Rogate 31. Mai 1933, hrsg. von der Evangelischen Diakonissenanstalt, Karlsruhe [1933].