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Daxlander Schlampen


Daxlander Schlampen

Leo Faller, Daxlander Schlampe, Kohle und Buntstift 1965, Privatbesitz.
Leo Faller, Daxlander Schlampe, Kohle und Buntstift 1965, Privatbesitz.
Schlampenball des Handharmonikaorchesters Daxlanden in der Rheinstrandhalle Anfang März 1984, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A47/63/1/20.
Schlampenball des Handharmonikaorchesters Daxlanden in der Rheinstrandhalle Anfang März 1984, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A47/63/1/20.

Die Fastnachtstradition in Daxlanden, heute Stadtteil von Karlsruhe, und in manchen anderen Dörfern der Rheinebene ist das "Schlampen". Mädchen und junge Männer ziehen alte Kleider an und verstecken ihr Gesicht hinter einer Maske aus Pappmaché. Sie ziehen dann von Gasthaus zu Gasthaus und sagen denen, die sie dort treffen, ihre Meinung, wobei sie ihre Stimme verstellen. Außerdem trinken sie zuweilen deren Gläser aus. Wie weit diese Tradition in der Geschichte zurückgeht, ist ungewiss, aber große Gelage zu Fastnacht sind in dem ehemaligen Fischerdorf am Rhein schon im 17. Jahrhundert belegt. Berühmt waren auch die vom Musikverein seit der Vorkriegszeit veranstalteten Umzüge und die vom Handharmonikaorchester Daxlanden seit den 1950er-Jahren bis in die jüngere Zeit veranstalteten Schlampenbälle. Der Fastnachtsbezirk Daxlanden beteiligte sich mit den Schlampen auch an den Karlsruher Fastnachtsumzügen von 1936 bis 1938, der Musikverein mit seiner Schlampenkapelle seit 1952.

Heute wird die Tradition vor allem durch die 1988 gegründete Narrenzunft Daxlander Schlampen gepflegt. Diese orientiert sich allerdings im Gegensatz zur Einfachheit der Kostümierung in der Vergangenheit an der alemannischen Fastnacht mit ihren prächtigen, aus Holz geschnitzten Larven- und Hexenmasken und zeigt sich in einer einheitlichen Tracht. Sie beteiligte sich auch am örtlichen Fastnachtsumzug, der von 1972 bis 2016 in Daxlanden stattfand, und bis heute am Narrenbaumstellen auf dem Schlaucherplatz.

Peter Pretsch 2024

Quellen

Homepage der Narrenzunft, https://www.narrenzunft-daxlanden.de/; KA-News vom 23.1.2011: https://www.ka-news.de/region/karlsruhe/schlampen-prinz-und-funkemariechen-naerrisches-treiben-in-karlsruhe-art-546189 (Zugriff jeweils am 20. März 2024).

Literatur

Peter Pretsch: Geöffnetes Narrenturney. Geschichte der Karlsruher Fastnacht im Spiegel gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen, Karlsruhe 1995, S. 142 f. (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 16); Jürgen Stoll: Die Daxlander Fastnacht in Vergangenheit und Gegenwart 1697-1997, Karlsruhe 1996; Manfred Fellhauer: Die Daxlander "Schlampenkapelle", in: Blick in die Geschichte Nr. 84 vom 18. September 2009, auch in: Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte Bd. 5, S. 56 f.