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Jägerhaus

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Das ursprüngliche Jägerhaus fiel zu Beginn der 1960er Jahre dem Bau der Waldstadt zum Opfer, Aquarell von Gerhard Kentner, Reproduktion: Stadtarchiv Karlsruhe.
Das Gasthaus "Zum neuen Jägerhaus" (später nur noch "Jägerhaus"), heute ein Wohnhaus, 2006, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Erbacher 4217.

Jägerhaus

Den Namen Jägerhaus trugen zwei benachbarte Gebäude nordöstlich von Hagsfeld, am Rand des Hardtwalds (heute Waldstadt). Beide befanden sich direkt an der Landesstraße L 604, die vor dem Bau der Waldstadt von Durlach über Hagsfeld nach Eggenstein führte und die B 3 mit der B 36 verband.

Das ursprüngliche Jägerhaus war ein Forsthaus, das in der rechtlich eigenständigen Gemarkung Hardtwald errichtet wurde. Vom Ende der 1860er-Jahre bis zum Jahr 1963 wurde es von großherzoglichen Hofjägern und - nach Abschaffung der Monarchie 1918 - von Revierförstern sowie deren Familien bewohnt. Die Revierleiter hatten vor allem die Aufgabe, einen Teil des großherzoglichen Wildparks im Hardtwald zu betreuen, der bis 1918 vor allem der fürstlichen Jagd diente. 1908 erhielten sie zudem den Auftrag, in dem neben dem Jägerhaus gelegenen Weiher eine Fischzucht zu betreiben. Letzter Bewohner war Revierförster Fritz Mayer, der 1963 ausziehen musste, weil das Jägerhaus zum Abriss bestimmt war. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Wohnblock der Waldstadt (Kolberger Straße 28e).

1926 ließ der Hagsfelder Bahnhofswirt Arthur Palmer, nur einen Steinwurf vom ursprünglichen Jägerhaus entfernt, in einer Sandgrube ein Haus mit Schankwirtschaft errichten. In Anlehnung an das Nachbargebäude nannte er seine Wirtschaft Zum Neuen Jägerhaus. Während das ursprüngliche Jägerhaus nach seinem Abriss allmählich in Vergessenheit geriet, wurde bei der Gastwirtschaft das Adjektiv "neu" immer häufiger weggelassen und verschwand spätestens in den 1980er-Jahren ganz. Als der Pachtvertrag mit der Brauerei ablief, wäre eine Verlängerung mit kostenintensiven behördlichen Auflagen verbunden gewesen. Daher wurde das Gebäude 2003 verkauft und zu einem Wohnhaus umgebaut.

Nach dem Jägerhaus ist Jägerhausstraße benannt, die bis zur Eingemeindung Hagsfelds am 1. April 1938 nach Karlsruhe Eggensteiner Straße hieß. Den Namen Jägerhaus trägt zudem eine Straßenbahn-Haltestelle in der Waldstadt. Auch im Namen der beiden benachbarten ehemaligen Baggerseen lebt das Jägerhaus weiter (Jägerhausseen). Auf den ehemaligen Getreidefeldern nördlich der Seen ließ die Stadt zwischen 2005 und 2008 Bäume pflanzen sowie Wiesenflächen für Spiel und Erholung anlegen und gab dem Areal den Namen Stadtteilpark Jägerhausseen.

Volker C. Ihle 2022

Literatur

Volker C. Ihle: Gastwirtschaft, Straße, Seen und Haltestelle: Das historische "Jägerhaus" und seine Namensträger, in: Blick in die Geschichte. Nr. 134, 18. März 2022, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/stadtarchiv/blick-in-die-geschichte/ausgaben/blick-134/jaegerhaus (Zugriff am 14. November 2022).