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De:Lexikon:bio-0532: Unterschied zwischen den Versionen

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=Hafner, Otto=
=Hafner, Otto=


Ingenieur, NS-Gegner, stellv. Leiter des Landesamts für Wiedergutmachung, *1. Oktober 1904 Karlsruhe, †26. Oktober 1986 Karlsruhe, ev., verh. 1933 Hedwig Maria Anna geb. Günter, 2 Kinder.
Ingenieur, NS-Gegner, stellv. Leiter des Landesamts für Wiedergutmachung, * 1. Oktober 1904 Karlsruhe, † 26. Oktober 1986 Karlsruhe, ev., 1933 Hedwig Maria Anna Günter, 2 Kinder.
Otto H. Eltern betrieben in der <lex id="top-1146">Hebelstr.</lex> 23 eine Tapezierhandlung. Nach Oberrealschule und Ingenieurs-Studium am <lex id="ins-11025">Staatstechnikum</lex> in Karlsruhe arbeitete H. seit 1929 als Konstrukteur, Betriebsleiter und Technischer Direktor im Elsass und in Lothringen. H. schloss sich 1923 der liberalen <lex id="ins-0309">Deutschen Demokratischen Partei (DDP)</lex> an und nach 1945 der <lex id="ins-0317">FDP</lex>. In Frankreich hielt er nach der <lex id="ereig-0223">NS-Machtübernahme</lex> 1933 die Verbindung von emigrierten Liberalen nach Deutschland aufrecht, schmuggelte Druckschriften und pflegte Kontakt zum französischen Außenministerium. Bis 1938 schleuste H. mit seinem Auto etwa zwei Dutzend Juden über die Grenze, denen die legale Ausreise aus Deutschland nicht möglich war. <br>
Otto Hafners Eltern betrieben in der <lex id="top-1146">Hebelstr.</lex> 23 eine Tapezierhandlung. Nach Oberrealschule und Ingenieurs-Studium am <lex id="ins-11025">Staatstechnikum</lex> in Karlsruhe arbeitete Hafner seit 1929 als Konstrukteur, Betriebsleiter und Technischer Direktor im Elsass und in Lothringen. Hafner schloss sich 1923 der liberalen <lex id="ins-0309">Deutschen Demokratischen Partei (DDP)</lex> an und nach 1945 der <lex id="ins-0317">FDP</lex>. In Frankreich hielt er nach der <lex id="ereig-0223">NS-Machtübernahme</lex> 1933 die Verbindung von emigrierten Liberalen nach Deutschland aufrecht, schmuggelte Druckschriften und pflegte Kontakt zum französischen Außenministerium. Bis 1938 schleuste Hafner mit seinem Auto etwa zwei Dutzend Juden über die Grenze, denen die legale Ausreise aus Deutschland nicht möglich war. <br>
Kurz vor Kriegsbeginn 1939 kehrte H. zurück nach Deutschland und wurde bei den Junker-Flugzeugwerken in Dessau dienstverpflichtet. Nach der Besetzung Frankreichs wurden H. Verbindung zu französischen Regierungsstellen aufgedeckt. 1941 verhaftet, folgte am 8. Januar 1942 in Berlin die Verurteilung wegen „Anknüpfens landesverräterischer Beziehungen“ zu eineinhalb Jahren Gefängnis. Danach kam H. in „Überhaft“ u. a. in die KZs Sachsenhausen und Buchenwald, wo er sich als Vorarbeiter bemühte, das Los von Zwangsarbeitern zu erleichtern, und schließlich Ende 1944 nach Auschwitz. Während der Evakuierung des Lagers kam H. am 18. Januar 1945 zur „Rehabilitation nach erfolgtem Tod“ in die SS-Sondereinheit Dirlewanger, konnte im April zur Roten Armee überlaufen und wurde nach Bekanntwerden seines Lebensweges im September 1945 entlassen.<br>
Kurz vor Kriegsbeginn 1939 kehrte Hafner zurück nach Deutschland und wurde bei den Junker-Flugzeugwerken in Dessau dienstverpflichtet. Nach der Besetzung Frankreichs wurden Hafner Verbindung zu französischen Regierungsstellen aufgedeckt. 1941 verhaftet, folgte am 8. Januar 1942 in Berlin die Verurteilung wegen „Anknüpfens landesverräterischer Beziehungen“ zu eineinhalb Jahren Gefängnis. Danach kam Hafner in „Überhaft“ u. a. in die KZs Sachsenhausen und Buchenwald, wo er sich als Vorarbeiter bemühte, das Los von Zwangsarbeitern zu erleichtern, und schließlich Ende 1944 nach Auschwitz. Während der Evakuierung des Lagers kam Hafner am 18. Januar 1945 zur „Rehabilitation nach erfolgtem Tod“ in die SS-Sondereinheit Dirlewanger, konnte im April zur Roten Armee überlaufen und wurde nach Bekanntwerden seines Lebensweges im September 1945 entlassen.<br>
Zurück in Karlsruhe arbeitete H. ab Januar 1946 als Ingenieur bei den <lex id="ins-11073">Stadtwerken</lex> und setzte sich als Mitglied der <lex id="ins-0732">Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VNN)</lex> bis 1950 ehrenamtlich für Verfolgte des NS-Regimes ein. Ab 1. Januar 1947 baute er in Karlsruhe die für Nordbaden zuständige Landesbezirksstelle für Wiedergutmachung auf und leitete sie bis 1952. Mit der Einrichtung des „Landesamts für Wiedergutmachung“ 1952 wurde der Nichtjurist bis zur Pensionierung 1969 stellvertretender Behördenleiter.
Zurück in Karlsruhe arbeitete Hafner ab Januar 1946 als Ingenieur bei den <lex id="ins-11073">Stadtwerken</lex> und setzte sich als Mitglied der <lex id="ins-0732">Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VNN)</lex> bis 1950 ehrenamtlich für Verfolgte des NS-Regimes ein. Ab 1. Januar 1947 baute er in Karlsruhe die für Nordbaden zuständige Landesbezirksstelle für Wiedergutmachung auf und leitete sie bis 1952. Mit der Einrichtung des „Landesamts für Wiedergutmachung“ 1952 wurde der Nichtjurist bis zur Pensionierung 1969 stellvertretender Behördenleiter.
H. erhielt 1970 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, von Israel 1980 zusammen mit seiner Ehefrau die Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“ und 1986 das französische Verdienstkreuz „Pour le Mérite“.
Hafner erhielt 1970 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, von Israel 1980 zusammen mit seiner Ehefrau die Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“ und 1986 das französische Verdienstkreuz „Pour le Mérite“.
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Version vom 10. November 2014, 15:13 Uhr

Datei:Bio-0532 Hafner Otto 8 BA Schlesiger A48 58 5 44 wm.jpg
StadtAK 8/BA Schlesiger A48_58_5_44
(29. September 1984).

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Hafner, Otto

Ingenieur, NS-Gegner, stellv. Leiter des Landesamts für Wiedergutmachung, * 1. Oktober 1904 Karlsruhe, † 26. Oktober 1986 Karlsruhe, ev., ∞ 1933 Hedwig Maria Anna Günter, 2 Kinder.

Otto Hafners Eltern betrieben in der Hebelstr. 23 eine Tapezierhandlung. Nach Oberrealschule und Ingenieurs-Studium am Staatstechnikum in Karlsruhe arbeitete Hafner seit 1929 als Konstrukteur, Betriebsleiter und Technischer Direktor im Elsass und in Lothringen. Hafner schloss sich 1923 der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) an und nach 1945 der FDP. In Frankreich hielt er nach der NS-Machtübernahme 1933 die Verbindung von emigrierten Liberalen nach Deutschland aufrecht, schmuggelte Druckschriften und pflegte Kontakt zum französischen Außenministerium. Bis 1938 schleuste Hafner mit seinem Auto etwa zwei Dutzend Juden über die Grenze, denen die legale Ausreise aus Deutschland nicht möglich war.
Kurz vor Kriegsbeginn 1939 kehrte Hafner zurück nach Deutschland und wurde bei den Junker-Flugzeugwerken in Dessau dienstverpflichtet. Nach der Besetzung Frankreichs wurden Hafner Verbindung zu französischen Regierungsstellen aufgedeckt. 1941 verhaftet, folgte am 8. Januar 1942 in Berlin die Verurteilung wegen „Anknüpfens landesverräterischer Beziehungen“ zu eineinhalb Jahren Gefängnis. Danach kam Hafner in „Überhaft“ u. a. in die KZs Sachsenhausen und Buchenwald, wo er sich als Vorarbeiter bemühte, das Los von Zwangsarbeitern zu erleichtern, und schließlich Ende 1944 nach Auschwitz. Während der Evakuierung des Lagers kam Hafner am 18. Januar 1945 zur „Rehabilitation nach erfolgtem Tod“ in die SS-Sondereinheit Dirlewanger, konnte im April zur Roten Armee überlaufen und wurde nach Bekanntwerden seines Lebensweges im September 1945 entlassen.
Zurück in Karlsruhe arbeitete Hafner ab Januar 1946 als Ingenieur bei den Stadtwerken und setzte sich als Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VNN) bis 1950 ehrenamtlich für Verfolgte des NS-Regimes ein. Ab 1. Januar 1947 baute er in Karlsruhe die für Nordbaden zuständige Landesbezirksstelle für Wiedergutmachung auf und leitete sie bis 1952. Mit der Einrichtung des „Landesamts für Wiedergutmachung“ 1952 wurde der Nichtjurist bis zur Pensionierung 1969 stellvertretender Behördenleiter. Hafner erhielt 1970 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, von Israel 1980 zusammen mit seiner Ehefrau die Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“ und 1986 das französische Verdienstkreuz „Pour le Mérite“.

jsk 2012



Quelle

Personalakte Otto Hafner, Justizministerium Baden-Württemberg; StadtAK 8/StS 13/143 und 17/103.

Literatur

Jürgen-Schuhladen-Krämer: Otto Hafner, in: Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge, Nr. 92, 16. September 2011; Josef Werner: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich, Karlsruhe 2. Aufl. 1990 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Bd. 9), S. 427 f.