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Deutsche Demokratische Partei (DDP)


Ankündigung einer Wahlveranstaltung der DDP in der Karlsruher Festhalle mit Max Weber, Heidelberg, vor der Wahl zur Badischen Verfassunggebenden Versammlung, 4. Januar 1920, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS X 126.

Deutsche Demokratische Partei (DDP)

Die DDP entstand nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 zunächst als Nachfolgerin aller liberalen Parteien des Kaiserreichs. Die linksliberale Fortschrittliche Volkspartei hielt am 25. November 1918 ihre letzte Versammlung in Karlsruhe mit Stadtrat Rechtsanwalt Dr. Friedrich Weill, Stadtpfarrer Dekan Karl Hesselbacher und dem Reichstagsabgeordneten Prof. Dr. Gerhart von Schulze-Gävernitz. Der am 20. November in Berlin gegründeten DDP traten sie zunächst am 29. November allein bei und wählten Karl Hesselbacher zum Vorsitzenden des Ortsvereins. Hesselbacher wurde aber schon bald nach seiner Versetzung nach Baden-Baden von Albert Keßler abgelöst, der am 14. Oktober 1921 zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde und diese Funktion bis 1933 innehatte. Am 10. Dezember kam es dann aber auf Landesebene doch noch zur Einigung mit den Nationalliberalen, die am 1. Dezember zunächst die Gründung der Badischen Volkspartei beschlossen hatten. Dem von dem Linksliberalen Hermann Hummel geführten Vorstand der badischen DDP gehörten die ehemaligen Nationalliberalen Karl Glockner, Hermann Dietrich und Friedrich Sänger an. Zur Fortschrittlichen Volkspartei hatten neben Hummel die Vorstandsmitglieder Ludwig Haas und Oskar Muser gehört. Noch im Laufe des Jahres 1919 fanden die badischen Rechtsliberalen zur Deutschen Volkspartei (DVP) und verließen die DDP.

War die DDP 1919 in Karlsruhe noch die stärkste bürgerliche Partei bei den Wahlen zur Badischen Nationalversammlung in Karlsruhe mit 32,2 Prozent der Stimmen, verlor sie diesen Status nach dem Austritt der Rechtsliberalen schon bald, 1920 fiel sie hinter das Zentrum, 1924 auch noch hinter die Deutsche Volkspartei (DVP) zurück. Neben der erneuten Ausdifferenzierung des Liberalismus waren dafür auch Verluste an neue Splittergruppen verantwortlich wie 1925 die Wirtschaftliche Bürgervereinigung, die Reichspartei für Volksrecht und Aufwertung, in der sich der ehemalige Oberbürgermeister Karl Siegrist engagiert hatte, und die Unpolitische Wirtschaftsgruppe. Die DDP hatte sich bereits Mitte der 1920er-Jahre aus dem Kreis der größeren Parteien verabschiedet, fiel in der Endphase der Weimarer Republik - nun auch mit Stimmenverlusten an die NSDAP - weiter zurück bis zur völligen Bedeutungslosigkeit 1932, als sie im Juli nur noch 1,7 Prozent der Stimmen erreichte. Die Umbenennung in Staatspartei 1930 und der damit verbundene Rechtsruck hatte dies ebenso wenig verhindern können wie der Umstand, dass Oberbürgermeister Julius Finter (1919-1933) der DDP angehörte. Und auch die langjährige erfolgreiche Regierungsbeteiligung in Baden als feste Stütze der Demokratie in der Weimarer Koalition mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und dem Zentrum hatte keinen positiven Einfluss mehr auf die Wahlergebnisse. Die DDP hatte auch schon früh die Unterstützung der liberalen Presse verloren, als sich zunächst das Karlsruher Tagblatt, dann im September 1921 auch die Badische Presse offiziell zur DVP bekannte.

In der Kommunalpolitik waren außerdem der Fabrikant Albert Braun (Stadtrat 1919-1922), Rechtsanwalt Wilhelm Frey (Stadtrat 1914 - 13. September 1931), Oberfinanzsekretär Jacob Gustav (Stadtrat 1919-1926), Malermeister Karl Lacroix (Stadtrat 1919-1926), Anna Richter (Stadträtin 1919-1922), Kaufmann Emil Rupp (Stadtrat 1919-1922) und der Architekt Karl Trier (Stadtrat 14. Oktober 1918 – 1922) tätig. Zu den prominenten Mitgliedern gehörte auch der Bankier und Mitinhaber des renommierten Bankhauses Veit L. Homburger Dr. Paul Homburger, der 1930 Rechnungsführer der Ortsgruppe war.

Wahlergebnisse DDP %
Nationalversammlung Baden 1919, 5. Januar 32,5
Deutsche Nationalversammlung 1919, 19. Januar 31,1
Stadtverordnete 1919, 18. Mai 30,7
Reichstag 1920, 6. Juni 17,3
Landtag 1921, 30. Oktober 11,5
Stadtverordnete 1922, 22. November 11,4
Reichstag 1924, 4. Mai 8,2
Reichstag 1924, 7. Dezember 8,4
Landtag 1925, 25. Oktober 7,7
Stadtverordnete 1926, 14. November 5,7
Reichstag 1928, 20. Mai 7,5
Landtag 1929, 27. Oktober 5,8
Reichstag 1930, 14. September (Gemeinsame Liste Staatspartei/DVP) 10,7
Stadtverordnete 1930, 16. November 2,4
Reichstag 1932, 31. Juli 2,2
Reichstag 1932, 6. November 2,3
Reichstag 1933, 5. März 1,8
Ernst Otto Bräunche 2021

Quellen

Badische Presse 1918-1933, StadtAK 8/Ze 7, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411029 (Zugriff am 18. Februar 2021); Karlsruher Tagblatt, StadtAK 8/Ze 2, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411037 (Zugriff am 18. Februar 2021).

Literatur

Ernst Otto Bräunche: Residenzstadt, Landeshauptstadt, Gauhauptstadt. Zwischen Demokratie und Diktatur 1914-1945, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 358-502, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 5. September 2022); Ernst Otto Bräunche: "Eine neue Zeit der Freiheit ist angebrochen" – Politik und Parteien in der Weimarer Republik, in: Ernst Otto Bräunche/Frank Engehausen/Jürgen Schuhladen-Krämer (Hrsg.): Aufbrüche und Krisen. Karlsruhe 1918-1933, Karlsruhe 2020, S. 17-67 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 35).