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Fanny Trier

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Fanny Trier

Mäzenin, Gründerin des Lehrerinnenseminars, * 1818 Offenbach am Main, † 22. März 1895 Karlsruhe, ev., ledig.

Über die ersten 55 Lebensjahre von Fanny Trier sind keine Informationen bekannt. Es ist möglich, dass sie als Tochter eines Kaufmanns zu einer ansehnlichen Erbschaft gekommen war, die ihr ein sorgenfreies Leben ermöglichte. Am 6. Oktober 1873 gründete Trier in der Stephanienstraße 5 (ab 1874 Nr. 7) eine Nachweisanstalt für stellensuchende Erzieherinnen, die aus drei Klassen mit 53 Schülerinnen bestand. Die als Privatschule geführte Einrichtung für Lehrerinnen und Erzieherinnen beider christlicher Konfessionen entwickelte sich durch die Förderung von Großherzogin Luise und insbesondere von deren Schwägerin Maria Maximilianowna von Leuchtenberg, Prinzessin Wilhelm genannt, schnell zu einer angesehenen Lehranstalt in Baden. Während Trier als (ehrenamtlicher) Vorstand für die häusliche Leitung verantwortlich war, übernahm ihr Schwager Ludwig Dietz die pädagogische und geschäftliche Leitung.

In den Folgejahren bedachte Trier das Lehrerinnenseminar mit beträchtlichen Zuschüssen in Form von Geld und Sachmitteln. Hinzu kamen finanzielle Zuwendungen durch die badische Hofgesellschaft, den Badischen Frauenverein und wohlhabende Karlsruher Bürger. Wegen der stetig steigenden Zahl an Schülerinnen kaufte Trier 1878 das Nachbargebäude Stephanienstraße 5 und vermietete es der Lehranstalt. Durch eine gute Haushaltsführung und regelmäßige Spenden hatte sich bis 1878 ein Überschuss in Höhe von 25.700 Mark gebildet. Diese Summe verwendete Trier zur Überführung der Anstalt in eine Stiftung, mit der Bestimmung, dass aus den Zinsen und dem Schulgeld das Seminar dauerhaft unterhalten werden sollte. Am 1. Oktober 1878 wurde die Einrichtung, die nun der staatlichen Schulbehörde (Oberschulrat) unterstellt war, unter dem Namen Prinzessin-Wilhelm-Stift neu eröffnet.

Als staatlich anerkannte Lehranstalt musste nun auch hauptamtliches Lehrpersonal eingestellt werden. Dieses geriet bald zu unterschiedlichen Auffassungen über die Art der Schulleitung mit der Folge, dass Trier und Dietz von ihren Ämtern zurücktraten und Trier den Mietvertrag mit dem Lehrerinnenseminar kündigte. Über ihr weiteres Leben ist nichts bekannt.

René Gilbert 2017

Quelle

GLA 235/17616.

Literatur

Centralcomité des Badischen Frauenvereins (Hrsg.): Blätter des Badischen Frauenvereins 1895, XIX. Jg., S. 61 f.; Friedrich von Weech: Karlsruhe – Geschichte der Stadt und ihrer Verwaltung, Bd. 3, 2. Hälfte, Karlsruhe 1904, S. 790 f.; Friedrich von Weech/Albert Krieger (Hrsg.): Badische Biographien Bd. 5, Heidelberg 1906, S. 922.