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Lutz Roth

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Lutz Roth

Lutz Roth, 1990, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A59/14/3/29.
Lutz Roth, 1990, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A59/14/3/29.

Unternehmer, * 1. Februar 1923 Karlsruhe, † 8. Mai 2019 Karlsruhe, ev., ∞ 1954 Dr. Eva Johanna Roth (* 30. Oktober 1922 Nagold, † 26. März 1999 Karlsruhe), 5 Kinder.

Lutz Roth, Sohn des Karlsruher Unternehmers und Diplomingenieurs Ludwig Roth und Eli Roth, geborene Schneider, wuchs zusammen mit seinem Bruder Hans in Karlsruhe auf. Nach dem Abitur am Bismarck-Gymnasium 1941 absolvierte er bis 1945 Kriegsdienst. Danach begann er eine Drogistenlehre im elterlichen Betrieb, in dem er zunächst eine Abfüll- und Herstellungsabteilung für Drogeriewaren aufbaute, die nach dem Krieg Mangelware waren.

1947 folgte das Studium der Botanik, Chemie und Zoologie an der Technischen Hochschule Karlsruhe (TH), welches er 1953 mit dem Doktor der Naturwissenschaften abschloss. Thema seiner Doktorarbeit war der Gehalt an Hypericin und ätherischem Öl bei Johanniskrautarten. Im Jahr 1954, als die Firma Carl Roth ihr 75-jähriges Jubiläum feierte, wurde Lutz Roth Gesellschafter. Die Drogerie Roth in der Herrenstraße war zu seiner Zeit die größte im Bundesgebiet. Geschäftsführender Gesellschafter wurde er 1975 nach dem Tod des Vaters. Schon 1960 hatte er die Gründung der Roth-Chemie GmbH für den wachsenden Chemiebetrieb unter anderem von Schwerchemikalien und Farben initiiert. 1969 übergab er die Drogerie an den Drogeriefilialbetrieb IDRO, den Götz Werner leitete, der 1969 noch in die Drogerie Carl Roth eingetreten war. Werner machte sich aber 1973 selbstständig und eröffnete in der Herrenstraße 26 den bundesweit ersten dm-Markt. Lutz Roth konzentrierte sich auf die Unternehmensgruppe Roth-Chemie GmbH. Mit der Übergabe des Drogeriebetriebs endete eine 90-jährigeTradition. Nach seinem Ausscheiden als Geschäftsführer 1988 blieb er bis 2006 Aufsichtsratsvorsitzender. Außerdem war er Geschäftsführer, Gesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender der Tochterunternehmen Lactan Chemikalien & Laborgeräte GmbH & Co. KG / Österreich, der Roth AG / Schweiz und der Sochiel Roth Sarl / Frankreich.

Lutz Roth entwickelte selbst eine ganze Reihe an Produkten und Produktlinien, die hauptsächlich in Forschungs- und Entwicklungslabors, aber auch in der medizinischen Diagnostik eingesetzt werden, und war auch Inhaber etlicher Patente.

Neben der Arbeit im Betrieb war Dr. Roth auch in verschiedenen Gremien und mehreren Ausschüssen ehrenamtlich tätig, die mit der Vorbereitung zum Chemikaliengesetz, zur Wassergesetzgebung und zur Gefahrstoffverordnung befasst waren. So wurde er 1968 zur Vorbereitung eines Bundesgiftgesetzes in den Bundesgesundheitsrat berufen, dessen Mitglied er zwölf Jahre blieb. Weiterhin war er Vorsitzender der Giftkommission und des technischen Ausschusses des Verbandes deutscher Drogisten. Er engagierte sich auf dem Gebiet des Umweltschutzes und wirkte zukunftsweisend beim Umgang mit Gefahrstoffen. Für seine umweltbewusste Unternehmensführung erhielt er 1988 den Preis der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer und des Bundesverbandes Junger Unternehmer für umweltbewusste Unternehmensführung. 1990 folgte die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.

Außerdem betätigte sich Roth seit 1972 als Fachbuchschriftsteller auf dem Gebiet des Arbeitsschutzes, der Chemie und auf dem Gebiet der Botanik. Er verfasste zahlreiche, zum Teil in vielen Neuauflagen aktualisierte Fachpublikationen, die noch heute zur Standardliteratur gehören. Novum ist dabei seine 1972 verfasste Sicherheitsfibel Chemie, die erste Übersicht von Gesetzen, Verordnungen und Vorschriften für Laboratorien. Viele Publikationen erschienen bei dem Fachverlag ecomed in Landsberg, später auch in dem von ihm gegründeten Carl Roth Verlag Karlsruhe.

Heinz Jura 2024

Werk

Zahlreiche Fachpublikationen, u. a. Sicherheitsfibel Chemie, Landsberg 1972, 5. Aufl. 1991; Sicherheitsdaten MAK-Werte, München 1978; mit Walter Feldmann und Marie Luise Trump-Bär: Roth-Hausmittel-Lexikon. Wissenswertes, Rezepte und Anleitungen für den praktischen Hausgebrauch, Landsberg 1982; mit Max Daunderer und Lutz Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Vorkommen, Wirkung, Therapie, Landsberg, München 19822; mit Michaela Wißfeld: Gefahrstoff-Entsorgung. Vorschriften und Technologien für die Entsorgung von Gefahrstoffen, Landsberg 1989; mit Hanns K. Frank und Kurt Kormann: Giftpilze, Pilzgifte: Schimmelpilze, Mykotoxine; Vorkommen, Inhaltsstoffe, Pilzallergien, Nahrungsmittelvergiftungen, Landsberg 1990; mit Kurt Kormann: Duftpflanzen, Pflanzendüfte, Ätherische Öle, Riechstoffe, Landsberg 1997; mit Kurt Kormann: Ölpflanzen, Pflanzenöle. Fette, Wachse, Fettsäuren, Botanik, Inhaltsstoffe, Analytik, Landsberg 2000; Wiederkäuer, Deutschlands ungelöste Probleme, Karlsruhe 2006; mit Gabriele Rupp: Formaldehyd, Landsberg 2014; weitere Titel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, https://portal.dnb.de/opac.htm (Zugriff am 26. Februar 2024); über seine Zeit von 1933 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges schrieb er zwei Bücher: So erlebte ich das Ende des 2. Weltkriegs, Oktober 1943 bis Mai 1945. Ein Tatsachenbericht von Lutz Roth II (ISBN 3-924030-14-8, Verlag Carl Roth), Karlsruhe 2007; So erlebte ich die Jahre 1933 bis 1943, Ein Tatsachenbericht von Lutz Roth I (ISBN: 3-924030-14-9 (Verlag Carl Roth), Karlsruhe 2015.