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De:Lexikon:ereig-0120: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:ereig-0120_8_PBS_oXIIIb_265.jpg|200px|thumb|left|Ecke Rüppurrer Straße/ Schützenstraße, nach 1894, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIIIb 265.]]
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==Litfaßsäulen==
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Bis heute finden sich im Karlsruher Stadtbild Plakatsäulen mit einer Jugendstilhaube, die unter Kunsthistorikern als eine der besten Lösungen ihrer Zeit gilt. Europaweit ist diese Säule auch die Einzige, die echte Jugendstilformen aufgegriffen hat. Der Entwurf für die signifikante Haube stammt von dem Architekten <lex id="bio-0222">Friedrich Ratzel</lex> (1869-1907).
Bis heute finden sich im Karlsruher Stadtbild Plakatsäulen mit einer Jugendstilhaube, die unter Kunsthistorikern als eine der besten Lösungen ihrer Zeit gilt. Europaweit ist diese Säule auch die Einzige, die echte Jugendstilformen aufgegriffen hat. Der Entwurf für die signifikante Haube stammt von dem Architekten <lex id="bio-0222">Friedrich Ratzel</lex> (1869-1907).
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Die 1855 gegründete Firma Haasenstein & Vogler, die zu den größten europäischen Annoncenexpeditionen zählte, hatte seit 1879 eine Filiale in Karlsruhe. Sie verpflichtete sich 1894 gegenüber der Stadt, binnen kurzer Zeit 30 Plakatsäulen, darunter vier auf dem Markplatz und sieben weitere auf der Kaiserstraße, aufzustellen. Den Auftrag zur Produktion der Säulen erhielt die Karlsruher Firma <lex id="ins-0003">Dyckerhoff & Widmann</lex>, die die ersten Säulen bis Anfang Dezember 1894 fertig gestellt hatte. Die Hauben waren allerdings noch nicht mit einem Zierschmuck, sondern mit einer Schuppendeckung versehen. Die ersten Säulen mit der von Friedrich Ratzel entworfenen Jugendstilhaube wurden vermutlich nach der Jahrhundertwende verschönert.
Die 1855 gegründete Firma Haasenstein & Vogler, die zu den größten europäischen Annoncenexpeditionen zählte, hatte seit 1879 eine Filiale in Karlsruhe. Sie verpflichtete sich 1894 gegenüber der Stadt, binnen kurzer Zeit 30 Plakatsäulen, darunter vier auf dem Markplatz und sieben weitere auf der Kaiserstraße, aufzustellen. Den Auftrag zur Produktion der Säulen erhielt die Karlsruher Firma <lex id="ins-0003">Dyckerhoff & Widmann</lex>, die die ersten Säulen bis Anfang Dezember 1894 fertig gestellt hatte. Die Hauben waren allerdings noch nicht mit einem Zierschmuck, sondern mit einer Schuppendeckung versehen. Die ersten Säulen mit der von Friedrich Ratzel entworfenen Jugendstilhaube wurden vermutlich nach der Jahrhundertwende verschönert.
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Die Karlsruher Litfaßsäulen verbargen bis weit in Nachkriegszeit auch zu einem großen Teil Transformatorenstationen des 1901 begründeten städtischen <lex id="ins-10055">Elektrizitätswerkes</lex> und folgten damit dem Berliner Vorbild Litfaß, dessen Säulen auch als Brunnenumhüllung oder als versteckte Pissoirs dienten. 2011 stehen noch sieben Plakatsäulen mit der Karlsruher Haube im Stadtgebiet, eine weitere bei den Stadtwerken an der <lex id="top-0507">Daxlander Straße</lex> mit einem Transformator im Inneren, der allerdings nicht mehr in Betrieb ist.
Die Karlsruher Litfaßsäulen verbargen bis weit in Nachkriegszeit auch zu einem großen Teil Transformatorenstationen des 1901 begründeten städtischen <lex id="ins-10055">Elektrizitätswerkes</lex> und folgten damit dem Berliner Vorbild Litfaß, dessen Säulen auch als Brunnenumhüllung oder als versteckte Pissoirs dienten. 2011 stehen noch sieben Plakatsäulen mit der Karlsruher Haube im Stadtgebiet, eine weitere bei den Stadtwerken an der <lex id="top-0507">Daxlander Straße</lex> mit einem Transformator im Inneren, der allerdings nicht mehr in Betrieb ist.

<div style="text-align:right;">''Ernst Otto Bräunche 2012''</div>
<div style="text-align:right;">''Ernst Otto Bräunche 2012''</div>

Version vom 29. Juli 2015, 14:37 Uhr

Ecke Rüppurrer Straße/ Schützenstraße, nach 1894, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIIIb 265.

Litfaßsäulen

Bis heute finden sich im Karlsruher Stadtbild Plakatsäulen mit einer Jugendstilhaube, die unter Kunsthistorikern als eine der besten Lösungen ihrer Zeit gilt. Europaweit ist diese Säule auch die Einzige, die echte Jugendstilformen aufgegriffen hat. Der Entwurf für die signifikante Haube stammt von dem Architekten Friedrich Ratzel (1869-1907).

Erste Plakatsäulen waren schon 1855 in Berlin aufgestellt worden. Die nach ihrem Erfinder Litfaßsäulen benannten Straßenmöbel sollten der verbreiteten Unsitte Einhalt gebieten, Bekanntmachungen und Anschläge aller Art nach Belieben an Straßenecken, Wänden oder Bäumen anzubringen.

In Karlsruhe sollte es noch bis 1879 dauern, ehe sich die Stadt entschloss, dem Zeitungsbesitzer Friedrich Gutsch die Erlaubnis zu erteilen, Plakattafeln an öffentlichen und privaten Häusern anzubringen.

Die 1855 gegründete Firma Haasenstein & Vogler, die zu den größten europäischen Annoncenexpeditionen zählte, hatte seit 1879 eine Filiale in Karlsruhe. Sie verpflichtete sich 1894 gegenüber der Stadt, binnen kurzer Zeit 30 Plakatsäulen, darunter vier auf dem Markplatz und sieben weitere auf der Kaiserstraße, aufzustellen. Den Auftrag zur Produktion der Säulen erhielt die Karlsruher Firma Dyckerhoff & Widmann, die die ersten Säulen bis Anfang Dezember 1894 fertig gestellt hatte. Die Hauben waren allerdings noch nicht mit einem Zierschmuck, sondern mit einer Schuppendeckung versehen. Die ersten Säulen mit der von Friedrich Ratzel entworfenen Jugendstilhaube wurden vermutlich nach der Jahrhundertwende verschönert.

Die Karlsruher Litfaßsäulen verbargen bis weit in Nachkriegszeit auch zu einem großen Teil Transformatorenstationen des 1901 begründeten städtischen Elektrizitätswerkes und folgten damit dem Berliner Vorbild Litfaß, dessen Säulen auch als Brunnenumhüllung oder als versteckte Pissoirs dienten. 2011 stehen noch sieben Plakatsäulen mit der Karlsruher Haube im Stadtgebiet, eine weitere bei den Stadtwerken an der Daxlander Straße mit einem Transformator im Inneren, der allerdings nicht mehr in Betrieb ist.

Ernst Otto Bräunche 2012