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Evangelische Kirche Grünwettersbach

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Evangelische Kirche Grünwettersbach

Seit wann Grünwettersbach eine Kirche hat, ist nicht bekannt. Das erste nachgewiesene, im romanischen Baustil errichtete Gotteshaus stammte aber spätestens aus dem 12. Jahrhundert. Von dieser Kirche ist noch der ursprünglich wahrscheinlich frei stehende Turm erhalten. Die unterhalb des ersten Gesimses zu lesende Zahl 1408 weist auf den Nachfolgebau hin, wofür spätere Quellen sprechen. In das ebenfalls erhalten gebliebene Taufbecken ist die Jahreszahl 1491 eingelassen. Anfang der 1980er-Jahre gefundene Pläne vom Grundriss der Kirche zeigen, dass das aus rotem und gelbem Sandstein erbaute und auf acht Säulen stehende dreischiffige Langhaus, von dem kleine Mauerreste erhalten sind, an den Kirchturm angebaut wurde. Dies könnte bedeuten, dass ein Vorgängerbau existiert hat.

Erstmals erwähnt wird die Kirche 1278. Aus diesem Jahr ist mit Adelhart auch der erste Pfarrer überliefert. Da Grünwettersbach eine Gründung des Klosters Herrenalb ist, das ab 1338 unter die Schirmherrschaft der Grafen von Württemberg kam, wurden die Geistlichen durch Mönche dieses Klosters gestellt. In der 1348 ausgestellten ältesten Urkunde über die Grünwettersbacher Kirche bzw. Pfarrei, die damals die Dörfer Mutschelbach, Stupferich, Dürrenwettersbach, Langensteinbach, Spielberg, Etzenrot, Reichenbach und Busenbach umfasste, übertrug der Propst zu St. German in Speyer das Patronatsrecht der Pfarrkirche zu Grünwettersbach den Brüdern des Johanniterordens (Deutschorden zu Mergentheim).

1534 wurde in Württemberg, und damit auch in Grünwettersbach, die Reformation eingeführt, wodurch die Kirche ein evangelisches Gotteshaus wurde. Das Patronatsrecht, also die mit der Schirmherrschaft über die Kirche verbundenen Rechte und Pflichten des Landesherrn, erhielten die Herzöge von Württemberg erst 1553. Zwölf Jahre später erfolgte die Verkleinerung der Pfarrei Grünwettersbach, zu der nun nur noch Mutschelbach und Hohenwettersbach gehörten, da die anderen Dörfer beim alten Glauben geblieben waren. Im Dreißigjährigen Krieg und im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde die Kirche als Wachhaus und Pferdestall genutzt und mehrmals geplündert. 1714 kam es zu einer erneuten Verkleinerung der Pfarrei, als die Filialgemeinde Dürrenwettersbach ausgegliedert wurde und unter dem neuen Namen Hohenwettersbach als eigene Pfarrei von Durlach aus verwaltet und seelsorgerisch betreut wurde. Spätestens seit 1722 besaß die Kirche eine Orgel. 1743 erfolgte der Bau des Pfarrhauses.

Nachdem die evangelische Kirche seit Jahrzehnten dringend sanierungsbedürftig gewesen, eine Instandsetzung wegen Geldknappheit jedoch immer hinausgeschoben worden war, ging der Verfall soweit, dass der Kirchturm 1776 einzustürzen drohte. Daraufhin genehmigte die württembergische Regierung zunächst die Sanierung des Kirchturms und schließlich den Neubau des Langhauses. Differenzen über die Finanzierung verzögerten allerdings die Baumaßnahmen, sodass erst durch die Zusicherung der Gelder am 13. August 1781 mit dem Abriss der alten Kirche begonnen werden konnte und am 11. Juli 1782 die Grundsteinlegung des Neubaus erfolgte. Die Weihung des unter Leitung von Baumeister Wilhelm Friedrich Goetz aus Ludwigsburg erstellten Gotteshauses fand am 16. November 1783 statt. 1788/89 musste der Kirchenboden wegen Fäulnis entfernt und neu verlegt werden. 100 Jahre später wurde der Glasmaler Hans Drinneberg mit der Herstellung von 13 Kirchenfenstern beauftragt, darunter das Chorfenster mit der bildlichen Darstellung der Bergpredigt. Letzteres wurde bei einem Jagdbomberangriff vom 28. September 1944 auf Durlach und die Bergdörfer zerstört, aber 1950 vom ortsansässigen Künstler Heinz Barth durch das Motiv der Auferstehung Christi ersetzt. Ebenfalls 1950 erhielt der Kirchturm vier neue Glocken, deren Vorgänger im Ersten und Zweiten Weltkrieg zur Kriegswaffenproduktion eingeschmolzen worden waren.

1986 erfolgte eine umfassende Renovierung der Kirche, die am 7. Dezember 1986 wiedereingeweiht werden konnte. Bei einer weiteren Renovierung 1996 kam es zu einer Umgestaltung des Innenraums, in dem die Bestuhlung um Kanzel und Taufbecken herum angeordnet wurde und Michael Munzer die Fenster mit den symbolischen Farben des Kirchenjahrs gestaltete.

Die evangelische Kirche Grünwettersbach ist Teil der Evangelischen Kirchengemeinde Grünwettersbach, zu der außerdem noch ein Kindergarten und ein Gemeindehaus gehören. Die Kirche ist Kulturdenkmal nach § 2 des baden-württembergischen Denkmalschutzgesetzes.

René Gilbert 2019

Literatur

Wilhelm Sprengel/Heinz-Theo Krahl: Wettersbacher Heimatbuch, Karlsruhe 1974, S. 162-197; Evangelische Kirchengemeinde Grünwettersbach (Hrsg.): Evangelische Kirche Grünwettersbach, hrsg. zum Abschluß der Renovierung und Wiedereinweihung der Kirche am 7. Dezember 1986, Karlsruhe 1986; Jürgen Krüger: Kirchen in Karlsruhe und die Synagoge, hrsg. von Günter Frank u. a., Ubstadt-Weiher 2015, S. 245 f.; Katja Förster: Wettersbach, Grünwettersbach und Palmbach von den Anfängen bis zur Gegenwart, Karlsruhe 2019, S. 43-58, 190 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 34).