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Johann Georg Längin


Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 885.

Johann Georg Längin

Theologe, Schriftsteller, * 31. Oktober 1827 Buggingen/Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald, † 13. September 1897 Freiburg i. Br., ev., ∞ 1866 Eugenie Bilharz, 1 Sohn (Theodor Längin).

Das Abitur legte der Sohn eines Gastwirts, dessen alemannische Vorfahren seit 1638 als Vögte in Buggingen nachweisbar sind, am Karlsruher Lyzeum 1848 ab. 1848-1852 studierte Längin Theologie in Heidelberg und Halle. 1852 trat er in den Dienst der evangelischen Landeskirche und war in verschiedenen Gemeinden als Pfarrvikar oder -verweser tätig. 1860 erhielt er die Pfarrerstelle in Schiltach und 1864 wechselte er als Garnisonsprediger nach Karlsruhe. Bereits 1865 bis zu seiner Zurruhesetzung 1897 wurde Längin Stadtpfarrer der Weststadtgemeinde. Von 1873-1887 amtierte er als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Predigervereins Badens, er war auch mehrfach Teilnehmer an der Generalsynode. Längin gehörte kirchenpolitisch der liberalen Richtung an, einer durch Aufklärung und Idealismus geprägten rationalen Ausrichtung des Christentums. In seinen religiösen Schriften wandte er sich entschieden gegen die konservativ-orthodoxen Glaubensvertreter, die zu Beginn der 1890er-Jahre deshalb seine Amtsenthebung forderten.

Mit Josef Viktor von Scheffel war Längin befreundet und zu Johann Peter Hebel fühlte er eine tiefe Geistesverwandtschaft. Früh veröffentlichte er erste religiös-patriotische Gedichte, später auch dramatische Stücke. 1868-1897 organisierte er jährlich an Hebels Geburtstag am Hebel-Denkmal im Schlossgarten eine Gedächtnisfeier und er veröffentlichte Bücher über Hebel, darunter 1875 die erste ausführliche Biografie. Auf seine Initiative erhielt sein Freund Scheffel noch im Todesjahr 1886 in Bad Rippoldsau mit der „Scheffel-Bank“ das erste Denkmal.

Längin engagierte sich in der Stadt auch für soziale Fragen. 1871 gründete er das Kindergartenkomitee (seit 1877 Fröbelverein) und übernahm den Vorsitz, ab 1876 war er Mitglied des Verwaltungsrats des Pfründnerhauses und ab 1892 Ehrenmitglied des Arbeiterbildungsvereins Karlsruhe. Auf dem Deutschen Frauentag 1876 in Frankfurt a. M. setzte er sich für die Förderung der Frauenerwerbsarbeit ein. Er unterrichtete vermutlich von Beginn an Religion am ersten deutschen Mädchengymnasium. Bereits 1871 war er für seine Tätigkeit in den „Blatternbaracken“ mit dem Großherzoglich Badischen Erinnerungszeichen und der Königlich Preußischen Erinnerungsmedaille ausgezeichnet worden.

Katja Förster 2015

Quelle

Teilnachlass: Badische Landesbibliothek Karlsruhe.

Werk

Gedichte, Lahr 1858; 40 Jahre Kämpfen und Hoffen, Gesammelte religiös-patriotische Gedichte, 1892; Johann Peter Hebel. Ein Lebensbild, Karlsruhe 1875; Aus Joh. Peter Hebels ungedr. Papieren, Nachträge zu seinen Werken, Beiträge zu seiner Charakteristik, Tauberbischofsheim 1882; Der Wunder- und Dämonenglaube der Gegenwart im Zusammenhang mit Religion und Christenthum. Ein Beitrag zur Charakteristik der herrschenden Strömungen in der römischen und protestantischen Kirche, Leipzig 1887; Die biblischen Vorstellungen vom Teufel und ihr religiöser Werth. Ein Beitrag zu der Frage: Giebt es einen Teufel? Ist der Teufel ein Gegenstand des christlichen Glaubens?, Leipzig 1890; Der Christus der Geschichte und sein Christentum. Der Gemeinde dargestellt, Bd. 1, Leipzig 1897, Bd. 2, Leipzig 1898.

Literatur

Wilhelm Hönig: Johann Georg Längin, in: Badische Biographien Bd. 5, hrsg. von Friedrich von Weech und Albert Krieger, Heidelberg 1906, S. 509-513 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/titleinfo/246264 (Zugriff am 23. Dezember 2020); Folkmar Längin: Längin, Georg, in: Neue Deutsche Biographie (NDB) 13 (1982), S. 405; [Festschrift] Georg Längin. Weiland Pfarrer der Weststadt. Karlsruhe. Zu seinem 10. Todestag, Karlsruhe 1907.