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Heinrich Friedrich Anderlohr


Heinrich Friedrich Anderlohr

Architekt, * 29. Mai 1896 Frankfurt a. M., † 24. Februar 1945, kath., ∞ 1919 Hilda Kamprad, 2 Söhne.

Nach Abschluss der Realschule besuchte der in Mühlheim als Sohn eines Marktführers aufgewachsene Heinrich Anderlohr ein Technikum. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Pionier an der Front. Nachdem er 1919 in Karlsruhe geheiratet hatte, war er spätestens seit 1922 in Karlsruhe als „Bauführer“ gemeldet, seit 1924 als Architekt. Sein wichtigster Auftraggeber wurde die 1918 in Berlin gegründete „GAGFAH – Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten“, die mit der Albsiedlung in Grünwinkel 1926/27 ihr erstes Bauprojekt in Karlsruhe verwirklichte. Anderlohr hatte als örtlicher Architekt der GAGFAH die Planung für die im Geviert angelegte Siedlung mit 44 Vierzimmerwohnhäusern in zweigeschossiger Bauweise einschließlich Garten und Vorgarten entlang der Vogesenstraße im Norden, der Zeppelinstraße im Westen und der Franz-Abt-Straße im Süden und Osten erstellt. Seit 1929 errichtete die GAGFAH nach Anderlohrs Plänen eine monumentale Wohnblockanlage entlang der Weinbrenner-, Yorck-, Görres- und der heutigen Wichernstraße. 1935/36 entwarf er für die GAGFAH im Dammerstock entlang des neuen Falkenwegs zwölf Doppelhäuser und entlang des neuen Bussardwegs zehn Doppelhäuser mit insgesamt 44 neuen Eigenheimen.

Seit 1931 war er sowohl Karlsruher Ortsgruppenleiter als auch Vorstandsmitglied des Landesverbands Baden-Pfalz, 1933 der Wirtschaftlichen Vereinigung Deutscher Architekten (WVDA), die sich seit Oktober 1933 Verband Freischaffender Deutscher Architekten (VFDA) nannte. Anfang April 1933 trat er in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein und engagierte sich zunächst in der NSDAP-Ortsgruppe Hochschule, seit seinem Umzug nach Rüppurr 1935 in der NSDAP-Ortsgruppe Weiherfeld. Ebenso war er seit 1933 Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste, bezog die NS-Presse und galt als überzeugter Nationalsozialist. Wegen seiner ehemaligen Mitgliedschaft in der Hebelloge Nr. 6 wurde er auf Beschluss des Gaugerichts Baden am 17. Juni 1936 aus der NSDAP ausgeschlossen. Dennoch wurde er stellvertretender Abschnittsleiter bei der 1938 gegründeten „Organisation Todt“. 1940/41 wurde seine politische Zuverlässigkeit - ohne überliefertes Ergebnis - erneut angezweifelt. Anderlohr kam 1945 bei einem Luftangriff ums Leben und wurde in Rüppurr bestattet.

Katja Förster 2020

Quellen

GLA 465 c/1023; Adressbücher der Stadt Karlsruhe https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/bestaende/adressbuecher.de (Zugriff am 23. Dezember 2020); Badische Presse vom 9. Juli 1927; Badischer Beobachter vom 9. März 1930 (Sonderbeilage), 16. März 1933, 21. Oktober 1933 StadtAK 8/Ze 7 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411029 (Zugriff am 19. Januar 2021); Der Führer vom 18. und 19. Januar 1936 StadtAK 8/Ze 14 https://digital.blb-karlsruhe.de/6354944 Zugriff am 19. Januar 2021).