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Krappfabriken


Gemälde von Friedrich Kallmorgen "An der Staig" mit dem ehemaligen Krapphaus in Grötzingen, 1917, Copyright: privat.

Krappfabriken

Im Zuge der merkantilistischen Wirtschaftspolitik ließ Markgraf Karl Friedrich 1753 seinen Hofgärtner Christian Thran eine Gesellschaft zur Krappproduktion gründen. Diese errichtete in Durlach am Fuß des Turmbergs an der Dürrbach, heute etwa das Grundstück Badener Straße 9b, eine Krappfabrik. Sie sollte die 1749/51 ebenfalls in Durlach gegründete Leinwanddruckerei und Kattunmanufaktur mit Farbstoff versorgen. Aus den Wurzeln der landwirtschaftlich nicht leicht anzubauenden Krapppflanze wurde seit der Antike der Farbstoff Türkischrot gewonnen, ehe der Farbstoff erstmals 1869 synthetisiert wurde. Die Krappfabrik wurde 1778 von den Söhnen des Markgrafen, Friedrich und Ludwig, erworben und nach Grötzingen in ein ehemaliges als massiver Steinbau errichtetes Stallgebäude der Augustenburg an der Staig (Staigstraße) verlegt, woraufhin das Durlacher Gebäude nur noch als Lager diente. Schließlich wurde eine neue, größere Fabrikationsanlage 1783 an der Pfinz im Gewann Wiesenäcker gebaut. Das so genannte alte Krapphaus wurde erst 1962 für Wohnhäuser abgerissen.

1798 führte die Schuldenlast zum Verkauf der Fabrik an das Bank- und Handelshaus Seligmann & Co in Karlsruhe. Die Fabrik beschäftigte durchschnittlich etwa 30, saisonal schwankend zwischen 20 und 60 Arbeiter. Seligmann wollte auf andere Geschäftsfelder umstellen und begann 1815 mit der Zuckerproduktion aus Zuckerrüben und stellte 1817 die Farbproduktion ganz ein. 1850 wurde die Zuckerfabrik an die Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation in Waghäusel verkauft. Das Areal erlebte mehrere Eigentümerwechsel, 1934 kaufte die Gemeinde Grötzingen das Gelände und bebaute es mit der Wiesenäckersiedlung.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2017

Literatur

Susanne Asche: Eintausend Jahre Grötzingen. Die Geschichte eines Dorfes, Karlsruhe 1991, S. 80 f. (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 13); Otto Konrad Roller: Die Einwohnerschaft der Stadt Durlach im 18. Jahrhundert, Karlsruhe 1907, S. 332.