Menü
Suche

Restaurant und Hotel Kaiserhof


Restaurant und Hotel Kaiserhof

Hotel Kaiserhof, Aufnahme von 1955 nach dem Wiederaufbau, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVe 208.
Hotel Kaiserhof, Aufnahme von 1955 nach dem Wiederaufbau, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVe 208.  
Gasthaus zum goldenen Adler, Karl-Friedrich-Straße 12, um 1925, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVe 740.
Gasthaus zum goldenen Adler, Karl-Friedrich-Straße 12, um 1925, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVe 740.

Mit der Bebauung der heutigen Karl-Friedrich-Straße südlich des Marktplatzes ist schon Ende des 18. Jahrhundert unter der Leitung von Friedrich Weinbrenners Vorgänger Wilhelm Jeremias Müller begonnen worden. 1786 wurde dem Marmorier Heinrich Wilhelm Schwindt ein Bauplatz für ein dreistöckiges Wohn- und Geschäftshaus an der südwestlichen Ecke zur späteren Hebelstraße gegenüber dem zukünftigen Rathaus zuerkannt, das er aus dem Erbe seines noch lebenden 72jährigen Vaters finanzieren wollte. Er begann dort zunächst ein Hinterhaus für seine Werkstatt zu bauen, das er teilweise wieder abreißen musste, nachdem der Architekt Salins de Montfort, der an einem Wettbewerb zur künftigen Gestaltung von Karlsruhes Stadtmitte beteiligt gewesen war, die endgültige Ausdehnung des Marktplatzes 1790 abgesteckt hatte. Es war dann an dieser Straßenecke nicht mehr genug Platz für das dreistöckige Haupthaus. Zudem musste Schwindt einen Teil der Überwölbung des Landgrabens, der dort verläuft, finanzieren. Nach Fertigstellung des Gebäudes geriet er deshalb in wirtschaftliche Schwierigkeiten und verkaufte es 1804 an die Markgrafen Ludwig und Friedrich, die dort die Verwaltung der markgräflichen Besitztümer einrichteten. Bis 1887 blieb das Gebäude Hebelstraße 9 Sitz der Großherzoglich Markgräflichen Domänenverwaltung. Dann kaufte es der Weinhändler Johann Schwarz, der auch das ebenfalls bereits Ende des 18. Jahrhunderts erbaute Nachbargebäude Karl-Friedrich-Straße 12 erwarb, in dem sich seit 1839 das Gasthaus Zum goldenen Adler etabliert hatte.

1898 kaufte Kommerzienrat Friedrich Hoepfner von Schwarz das Eckgebäude Hebelstraße 9 und machte das dort von ihm eingerichtete Restaurant Kaiserhof zum Hauptausschank seiner Brauerei. Wie eine alte Postkarte zeigt, war es mit großzügigen und opulent gestalteten Speise- und Wirtssälen im Erd- und im ersten Obergeschoss ausgestattet worden und annoncierte in der damaligen Presse für Festveranstaltungen aller Art wie etwa zur Fastnacht und an Silvester. Ein Hotelbetrieb bestand damals noch nicht. Das zweite Obergeschoss war vermietet und diente auch dem Wirt und seiner Familie als Wohnung, wie ein Blick in die Adressbücher der Zeit verrät. Das blieb so, bis das Gebäude wie auch das benachbarte Gasthaus im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Der Goldene Adler befand sich seit etwa 1899 im Besitz von Karl Kammerer, der bis 1920 eine Brauerei betrieb und im Gasthaus sein Bier anbot. 1930 wurde es von dem neuen Besitzer Adalbert Porr noch zu einem Hotel-Restaurant umgebaut.

Für den Wiederaufbau in der Nachkriegszeit hatten Brauereibesitzer Fritz Hoepfner und sein Sohn Albrecht auch das Grundstück des zerstörten Hotel-Restaurants zum goldenen Adler erworben. Da die Randbebauung des Marktplatzes nach der klassizistischen Bauweise Friedrich Weinbrenners wieder hergestellt werden sollte, ließen sie auch den Kaiserhof im alten Stil aufbauen, allerdings unter Einbeziehung des neu erworbenen Grundstücks Karl-Friedrich-Straße 12, so dass das Gebäude 1954 als Hotel mit Restaurant auf nun vergrößerter Fläche in einheitlicher Traufhöhe und Fassadengestaltung wieder eröffnet werden konnte. Eine Reminiszenz an seinen um 1790 errichteten Vorgängerbau ist das den Eingang in der Hebelstraße umrahmende, einen Balkon tragende dorische Säulenpaar, das ebenfalls rekonstruiert wurde.

In den folgenden Jahrzehnten wurde das neue Hotel-Restaurant zu einem beliebten Treffpunkt auch für viele prominente Gäste der Stadt Karlsruhe aus Sport, Politik und Film in gediegener Atmosphäre. Daneben gab es zahlreiche Gesellschaften, die im Kaiserhof ihren Stammtisch hatten. Dieses Angebot konnte auch im 21. Jahrhundert mit wiederholten Renovierungen der Gasträume und des Hotels noch einige Zeit aufrechterhalten werden. Wegen der Großbaustelle für die U-Bahn am Marktplatz gaben die damaligen Wirtsleute aber auf und schlossen das Restaurant und die im benachbarten Gründerzeitgebäude in der Hebelstraße eingerichtete Hebelstube im Jahr 2014.

2016 übernahm die einem neuen Zeitgeschmack entsprechende Restaurantkette Hans im Glück mit gutem Erfolg die Gaststätte, zumal sie nun wieder über eine Außenbewirtung mit Blick auf die neugestaltete Stadtmitte verfügt. Der Kaiserhof besteht als Vier-Sterne-Hotel aber weiter und wird von der Goldenberg-Gruppe betreut, die mehrere Hotels im Stadtgebiet und in Rastatt betreibt.

Peter Pretsch 2023

Quellen

Kulturdenkmale: Karl-Friedrich-Straße 12 / Hebelstraße 9, https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/detail.php?id=02110; Postkarte Restaurant Kaiserhof, gelaufen 1899, https://www.zvab.com/manuskripte-papierantiquitaeten/Lithographie-Karlsruhe-Restaurant-Kaiserhof-Innenansichten-Speisesaal/31579227143/bd; ka-news vom 10. Juni 2016, https://www.ka-news.de/wirtschaft/karlsruhe-innovativ/hans-im-glueck-eroeffnet-karlsruhe-hat-einen-neuen-burgerladen-art-1900268 (Zugriff jeweils am 7. November 2023).

Literatur

Fritz Hirsch: 100 Jahre Bauen und Schauen. Ein Buch für jeden, der sich mit Architektur aus Liebe beschäftigt oder weil sein Beruf es so will. Zugleich ein Beitrag zur Kunsttopographie des Großherzogtums Baden unter besonderer Berücksichtigung der Residenzstadt Karlsruhe, 2 Bde., Karlsruhe 1928-1938, Bd. 2, S. 424-429, http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/Drucke/content/titleinfo/2965504; Gottfried Leiber: Friedrich Weinbrenners städtebauliches Schaffen für Karlsruhe, Teil 2: Der Stadtausbau und die Stadterweiterungsplanungen 1801–1826, Mainz 2002, S. 116-118 (= Friedrich Weinbrenner und die Weinbrennerschule Bd. 2.2); Hea-Jee Im: Karlsruher Bürgerhäuser zur Zeit Friedrich Weinbrenners, Mainz 2004, S. 147 und 254 (= Friedrich Weinbrenner und die Weinbrennerschule Bd. 4).